0497 - Die Fledermenschen
vielleicht doch besser diesen einen rosa Affen seinem Schicksal hätte überlassen sollen, statt sich jetzt mit den anderen herumzuprügeln und sich über kurz oder lang von ihnen in handliche Scheiben schneiden zu lassen. Denn kämpfen konnten, sie, das mußte der Neid ihnen lassen.
Ziemlich schnell stellte Cristofero fest, daß ihn nur noch Flucht oder ein Wunder retten konnte. Er hatte diese rosa Affen, die gar keine Affen waren, erheblich unterschätzt…
***
Derweil war der Gnom zu der Erkenntnis gekommen, daß es ratsam war, so schnell wie möglich Hilfe zu holen. Ebenfalls allein in einem unverschlossenen Raum erwacht, suchte er augenblicklich das Weite. Seine Loyalität zu Cristofero und seine Zuneigung zur immer freundlichen Lady Patricia hätten ihn zwar dazu zwingen müssen, in dem Höhlensystem zu bleiben, die beiden zu finden und ihnen zu helfen. Aber er traute sich das einfach nicht zu. Da war es besser, zu versuchen, den Weg zurück zu den Regenbogenblumen zu finden und Hilfe von der Erde zu holen. Seiner Lordschaft würde sicher etwas einfallen; und wenn nicht ihm, dann Professor Zamorra. Der Gnom würde zunächst den Lord informieren und danach zum Château Montagne »reisen«, um den Meister des Übersinnlichen heranzuholen.
Er setzte sich also in Bewegung und versuchte das Höhlensystem so schnell wie möglich zu verlassen. Währenddessen fiel ihm ein, daß er ja ohne Besinnung gewesen war, als man ihn hierher brachte. Wie sollte er die Regenbogenblumen finden? Aber dann schob er dieses Problem zurück. Erst mußte er einmal nach draußen kommen. Danach konnte er sich Gedanken über den nächsten Abschnitt seines Planes machen.
Während er aufwärts pirschte, vernahm er tappende Schritte. Schleunigst wich er zurück und versteckte sich in einem Seitengang hinter einer weiteren Biegung. Dann sah er sie, als er vorsichtig um die Kante spähte. Unheimliche schwarze Wesen, die wie Schatten durch die von rußenden Fackeln nur schlecht ausgeleuchteten Gänge eilten, tiefer in die Höhle hinab. Wesen mit grün funkelnden Augen, aus deren Rücken zusammengefaltete Schwingen ragten. Krallenhände bewegten sich. Pausenlos sahen die Unheimlichen hin und her, schienen zu lauschen, ob sich irgendwo etwas bewegte. Einer nach dem anderen glitt vorbei. Bei zwanzig hörte der Gnom auf zu zählen.
Aber irgendwann war die Kolonne der Unheimlichen vorbei. Sofort schob er sich wieder aus seinem Versteck hervor und machte, daß er weiter aufwärts kam. Schon bald erreichte er den Ausgang und kroch vorsichtig ins Freie.
Täuschte er sich, oder war es dunkler geworden? Der Purpurhimmel zeigte violette Wolkenstreifen.
Der Gnom zuckte zusammen, als er draußen ebenfalls Geflügelte sah. Sie warteten. Er hatte unwahrscheinliches Glück gehabt, daß gerade in dem Moment niemand zu ihm herübersah, als er aus dem Höhleneingang gekommen war, um sich sofort hinter Felsbrocken zu verbergen.
Diese Brocken sahen danach aus, als könnten sie bewegt werden, um den Höhleneingang zu verschließen.
Der Gnom spürte, wie sein Herz zu klopfen begann. Er konnte zwar nicht sicher sein, aber etwas in ihm warnte ihn vor den Fledermenschen. Sie machten auf ihn den Eindruck grausamer, teuflischer Unmenschlichkeit. Und sie hatten sich im Höhlengang bewegt wie eindringende Eroberer.
Sollten sie mit den Pelzigen verfeindet sein?
Aber wer hatte sie dann bei den Regenbogenblumen niedergeschlagen? Die Geflügelten waren es sicher nicht gewesen. Außerdem war nur einer von ihnen am Himmel zu sehen gewesen, und die anderen würden sich kaum zu Fuß herangeschlichen haben, wenn sie sich doch fliegend viel schneller und besser vorwärtsbewegen konnten. Zudem konnte der Gnom, je länger er ihr Aussehen und ihre Bewegungen studierte, sich immer weniger vorstellen, daß diese Wesen gut zu Fuß waren. Mit ihren Krallenfüßen mußten sie erhebliche Schwierigkeiten haben, sich längere Strecken fortzubewegen.
Er sah sich um. Plötzlich entdeckte er gut einen halben Kilometer entfernt die Regenbogenblumen. Die waren ja gar nicht so weit weg von diesem Höhleneingang! Immer wieder sah der Gnom sich um, vergewisserte sich, daß sein Fluchtweg einigermaßen frei war und daß niemand zufällig herüberschaute - und dann rannte er los!
Wie gern hätte er die Fledermenschen mit einem Zauber belegt. Aber das konnte er nicht. Er fand hier nicht die Ruhe, und ihm fehlten ein paar wichtige Hilfsmittel. So konnte er nur versuchen, halbwegs ungeschoren
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