0497 - Söldner aus Atlantis
In diesem Pyramidentempel lauerte etwas, das endlich frei war.
Und es griff zu.
Ein Schrei löste sich aus ihren Kehlen, als der Trichter sie an sich riß. Die Männer erwischte es zuerst. Vor den Augen der Frau verschwanden sie, als hätte sie jemand in den offenen Trichter der Erde hineingeschleudert.
Der Sog ließ sie verschwinden. Gleichzeitig drückte sie die Fliehkraft gegen die Wände, so daß sie wirkten wie Personen, die eine Fahrt auf dem Karussell unternommen hatten.
»Neiinnnn!« Jenny mußte einfach schreien, als sie erkannte, daß ihre drei Begleiter vor ihren Augen verschwanden. Sie waren urplötzlich nicht mehr da.
Wie aufgelöst…
Zuletzt kam Jenny an die Reihe. Die Kraft zerrte an ihren Füßen, glitt hoch, über die Knöchel hinweg, legte sich um die Knie und zog mit einer Gewalt, der Jenny nichts entgegenzusetzen hatte.
Sie sackte weg.
Gleichzeitig wurde ihr Körper wieder weit nach hinten geschleudert, daß er in den Kreisel geriet und die Fliehkraft auch sie an den Rand preßte. Jenny drehte sich.
Sie wirbelte, sie rotierte, sie wußte nicht, wo vorn- oder hinten war. Sie konnte überhaupt nichts tun, obwohl sie versuchte, gegen die Kraft anzukommen, weil es ihr nicht so ergehen sollte wie ihren drei Gefährten.
Dann tauchte sie ab.
Jenny fiel rasend schnell und hatte trotzdem den Eindruck, nur zu schweben. Etwas Unheimliches war da, um sie an sich zu reißen und nicht mehr loszulassen.
Kalte Berührungen glitten über ihre Schultern. Wie Schlangen- oder Eisarme. Jenny erkannte Bilder, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Eine andere Welt drang ihr entgegen - und schluckte sie.
Es war der reine Wahnsinn.
Jenny hörte sich noch schreien. Dieses Geräusch ging unter in einem wilden Brausen und in einem gewaltigen Ruf, der nur einen Begriff beinhaltete.
»Atlantis!«
***
Es war ein Juni der Gegensätze!
Bis spät in die letzte Woche hinein verdammt kalt, dann aber schlug das Wetter um!
Es wurde von einem Tag auf den anderen knallheiß und verdammt schwül, so daß allein das Atmen zu einer Qual wurde. Über London stand der Sonnenball, er schickte seine Strahlen erbarmungslos auf die Menschen, die in ihren Fabrikhallen und Büros hockten, fast schmolzen und daran dachten, daß sich das nächste Wochenende näherte.
Wer an einem Montag schon an das kommende Wochenende denkt, ist ein Optimist. Suko und ich dachten nicht daran, aber auch uns ging es gut, weil wir nicht in unseren Büros sitzen mußten, sondern dienstlich durch den bekanntesten Londoner Park spazierten, den Hyde-Park.
Wir hatten eine Verabredung. Was sich auf den Rasenflächen tat, das konnte ein Männerauge schon mit großem Vergnügen beobachten.
Ich wunderte mich immer wieder darüber, daß so viele junge- Mädchen schon um diese Zeit frei hatten. Sie genossen diese Stunden bei dem herrlichen Wetter in einer Kleidung, die fast keine war.
Man badete in der Sonne, und nicht wenige hatten nur einen dünnen Tangaslip übergestreift, daß sie möglichst überall braun wurden.
Suko und ich spazierten über den Rasen. Um die Waffen zu verdecken, mußten wir Jacketts tragen.
Suko nahm die Hitze wesentlich gelassener hin als ich.
Ich litt unter ihr. Schweiß lief mir über den Rücken. Schon jetzt sehnte ich mich wieder nach einer Dusche. Im Hyde-Park gibt es einige Teiche, auch einen großen See, »The Serpentine« mit Namen.
Diese Ufer waren natürlich belagert, und zahlreiche Kinder tummelten sich im Wasser. Selbst Erwachsene hatten es nicht ausgehalten und wateten durch das kühlere Naß.
Wir befanden uns an der nordöstlichen Ecke des Parks, wo es die berühmte Speakers Corner gibt.
Hier kann jeder seine Meinung öffentlich kundtun, über die Welt schimpfen und vor allen Dingen über die Regierung.
Speakers Corner ist eigentlich immer besetzt und von Zuhörern umlagert, an diesem Morgen aber stand kein Redner auf seiner Kiste, um den anderen seine Meinung zu einem bestimmten Problem zu sagen. Es war einfach zu heiß.
Auch wir suchten den Schatten der Bäume. Nebenan lag ein Pärchen im Gras, das über Kopfhörer Musik hörte. Sie trug einen hauchdünnen Bikini, sehr bunt und mit hochangesetzten Beinausschnitten.
Ich setzte mich ins Gras.
»Müde?« fragte Suko.
»Und wie.«
»Was hast du in der Nacht getan?«
»Nicht viel geschlafen. Es war zu heiß.«
Der Inspektor nahm neben mir Platz. »Ich hoffe nicht, daß uns Myxin draufgesetzt hat.«
»Das macht er nicht. Wenn der uns sprechen will, liegt
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