0498 - Die Rückkehr des Takerers
der transparenten Sichtscheibe deutlich zu erkennen. Stranger hatte das Funkgerät eingeschaltet, aber er mußte die Frequenz verstellen, bis er hörte, was der Fremde zu ihm sagte.
„... nicht sterben, wenn Sie mir helfen. Verstehen Sie mich überhaupt? Ich benutze den Translator."
Dr. Stranger nickte.
„Ich verstehe Sie. Was wollen Sie?"
„Ihre Hilfe, wie ich schon sagte. Ich brauche Sauerstoff."
Stranger lachte bitter.
„Der ist auch bei uns knapp, glauben Sie mir."
„Können wir trotzdem darüber sprechen?"
„Natürlich können wir das. Wer sind Sie?"
„Ein Takerer - der Name ist gleichgültig."
„Also ein wichtiger Takerer", vermutete Stranger. „Gut, kommen Sie mit. Ich bringe Sie in die Kuppel. Ob wir Ihnen Sauerstoff geben oder nicht, hängt von Dr. Burgalow ab, meinem Chef."
„Immerhin würde ich ihm den guten Rat geben, mir zu helfen", meinte Vascalo drohend und ließ Dr. Stranger vorangehen, der seinen Sack mit abgeschlagenem Holz nicht im Stich gelassen hatte.
Vor der Schleusenluke blieben sie stehen. Stranger betätigte den Öffnungsmechanismus und nickte seinem ungebetenen Gast zu. Vascalo betrat die Schleuse, Stranger folgte ihm. Die Luke schloß sich. Luft strömte ein, dann nahmen die beiden Männer die Helme ab. Der Translator funktionierte nur bei Funksprechverkehr, also ließen sie die Geräte eingeschaltet, um sich verständigen zu können.
„Die Wohnkuppel liegt tiefer, kommen Sie. Wir konnten die Atmosphäre innerhalb der Anlage wieder herstellen und halten, müssen jedoch auf die Heizung verzichten. Es ist kalt."
„Energiemangel?"
„Sehr richtig. Aber wir halten es aus."
Als sie den geheizten Raum betraten, wurden sie bereits von Dr. Burgalow erwartet, der die Geschehnisse auf dem Bildschirm verfolgt hatte. Das eingeschaltete Funkgerät verriet, daß er auch die Sprechfunkverbindung kontrollierte. Somit war er informiert.
Vascalo richtete nun den Strahler auf Dr. Stranger, der vor ihm stehengeblieben war.
„Nichts passiert, wenn Sie vernünftig sind. Wenn nicht, muß zuerst dieser Mann sterben. Ich befinde mich in einer Notlage und benötige Sauerstoff. Mein Vorrat reicht für keine vierzig Stunden mehr."
Burgalow war sitzengeblieben. Seine Frau Sona hatte er rechtzeitig aus der Kuppel geschickt. Sie würde im Schlafabteil warten.
„Sauerstoff ...? Er ist auch bei uns knapp, aber wir sind bereit, Ihnen einen Teil davon abzugeben, wenn Sie eine Möglichkeit finden, daß wir ihn in komprimierter Form in Ihre Flaschen pressen. Wir sind eine biologische Versuchsstation, nichts weiter. Technische Ausrüstungsgegenstände besitzen wir so gut wie keine." Burgalow seufzte. „Stecken Sie endlich Ihren Strahler fort. Der Anblick geht mir auf die Nerven."
Vascalo ließ die Waffe sinken. Die Gelassenheit der Terraner verblüffte ihn. Hatten sie keine Angst vor dem Tod, oder bereiteten sie einen Trick vor, mit dem sie ihn hereinzulegen beabsichtigten?
Burgalow ahnte seine Bedenken. Er sagte: „Nein, keine Sorge, wir haben nichts gegen Sie vor. Wir werden Ihnen helfen, auch wenn wir Terraner sind. Das hat nichts mit Verrat zu tun, sondern nur mit einer Eigenschaft, die wir als ‘menschlich sein’ bezeichnen. Wir helfen auch einem Feind, wenn er in Not gerät. Wir rechnen damit, daß er sich im umgekehrten Fall genauso verhält."
Vascalo steckte seine Waffe ein.
„Glauben Sie, daß es möglich sein wird, meine halbleeren Flaschen mit Sauerstoff zu füllen?"
„Fraglich, weil uns entsprechende Druckgeräte fehlen. Die Regenerierungsanlage erzeugt zwar neuen Sauerstoff, aber das geschieht unter Normaldruck. Der wird zum Nachfüllen nicht reichen."
„Sie haben Flaschen an Ihren Anzügen."
„Für den Notfall - stimmt. Hoffentlich passen die Anschlüsse."
Dr. Stranger stand so, daß Vascalo sich selbst überzeugen konnte.
Sie paßten nicht.
Immerhin verlor er in diesen Augenblicken keine wertvolle Atemluft. Er hatte den Helm geöffnet und atmete die Luft der Wohnkuppel.
„Ich bin Ihnen für Ihren guten Willen dankbar", sagte er und setzte sich, als Burgalow ihm einen Platz anbot. Stranger legte inzwischen seinen Raumanzug ab. „Aber sicherlich gibt es etwas anderes, das Sie für mich tun können."
„Haben Sie Hunger, Durst?"
„Danke, ich bin mit Lebensmitteln und Wasser versorgt. Aber Wie ich sehe, verfügen Sie über eine ausgezeichnete Funkanlage. Wie weit ist der nächste Raumhafen entfernt? Ich benötige ein kleines Schiff, um mich damit in Sicherheit
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