0498 - Die Totentänzerin
Mutter nicht wiedererkennen, das kannst du mir glauben. Wer mir so in die Quere kommt, hat verloren.«
Er zitterte vor Haß, hatte die Hände zu Fäusten geballt und schabte mit dem rechten Fuß über dem Boden wie ein Pferd mit dem Huf.
Je mehr Trigger redete, um so günstiger war es für Suko. Der Chinese bereitete sich schon längst auf die Abwehr und auch auf den Angriff vor.
Er verlagerte sein Gewicht nach links, weil er sich auf diesem Arm abstützen wollte.
Die rechte Hand benötigte er, um den Stab hervorzuholen. Trigger kam aus seiner gebückten Haltung hoch. Dabei zog er mit einer gekonnten Bewegung ein Messer. Die Klinge war noch versteckt.
Auf Knopfdruck hin schoß sie aus dem Griff, wie die Zunge einer Schlange aus deren Maul.
Er lachte.
Suko zog den Stab, Trigger wollte vorspringen. Innerhalb einer Sekunde verdichtete sich die Szene.
Keiner kam dazu, einzugreifen, denn Wes brüllte plötzlich los. »Verdammt, das gibt es nicht, das glaub' ich nicht. Das ist doch…«
Trigger stoppte, auch Suko sprach das wichtige Wort nicht aus. Er starrte auf Trigger, der schlagartig die Gesichtsfarbe verloren hatte.
Der Grund war einfach und dennoch kaum glaubhaft. Suko sah es, als er sich umdrehte.
Auch die drei Tänzerinnen hatten sich erhoben. Ihre Körper waren normal geblieben, nur die Köpfe nicht.
Auf den Schultern saßen Vogelschädel.
Die von Falken!
***
Sie hatten zu Horus gehört, waren möglicherweise auch heute noch seine Dienerinnen und zeigten sich nun so, wie sie wirklich waren. In all ihrer Scheußlichkeit, in all ihrer magischen Veränderung.
Sie dienten einer fernen, altägyptischen Göttermagie, und sie schämten sich dessen nicht. Das Haar war durch den inneren Druck, der auch ihre Kopfhaut hatte platzen lassen, in die Höhe geschoben worden, so daß die Schädel der Falken genügend Platz bekamen, um aus den Köpfen zu kriechen.
Darunter befanden sich die Gesichter der drei Tänzerinnen. Sie waren kaum verändert und sahen noch immer so blaß und bleich aus wie auch zuvor.
Eine Mischung aus Falke und Frau. Vogelmenschen ohne Flügel, makaber anzusehen.
Suko war vergessen. Die drei Gangster hatten nur Blicke für die veränderten Tänzerinnen.
Über deren Stirnen standen die gekrümmten Schnäbel der Falken wie nach unten gebogene Messerschneiden. Rechts und links davon und dicht über ihnen leuchteten die Augen wie kalte Kugeln. Als hätte man Scheiben poliert.
Selbst die Gangster waren sprachlos, aber Charles Everett begann zu reden. Er sprach mit leiser Stimme. Seine Worte wurden hin und wieder von einem dünnen Lachen unterbrochen. »Ich habe es geahnt, das ist der Kristall. Das ist seine gewaltige Macht. Es gibt einfach keine andere Erklärung. Verdammt, ich wußte es. Wir sind ihr hörig. Sie beschützt und bestraft uns…«
»Halt dein Maul, verflucht«, schrie der Mann mit dem dunklen Jackett. Er glitt dabei einen Schritt zur Seite, und streckte seine Waffenhand aus. Die Mündung wies auf Everett.
Der blieb stumm, schüttelte aber den Kopf. Seine Gedanken waren ihm fast an der Stirn abzulesen.
Die übrigen Kristallritter hatten jetzt auch bemerkt, daß sich etwas verändert hatte. Sie zeigten sich nicht so entsetzt wie die drei Gangster. Die Mutationen hatten die Lage völlig auf den Kopf gestellt.
Neue Feinde waren hinzugekommen, damit mußten die Verbrecher zunächst einmal fertig werden.
Suko hielt sich zurück. Betrachtete er es genau, hätte es für ihn eigentlich gar nicht besser laufen können. Die Tänzerinnen hatten die Gangster in Zugzwang gebracht.
Noch taten sie nichts. Sie schauten sich an, als wollte jeder dem anderen die Verantwortung in die Schuhe schieben.
Schließlich übernahm Trigger die Initiative. »Okay, Freunde«, sagte er keuchend. »Okay, ihr haltet den Chink in Schach. Ich werde mir die Weiber holen.« Er warf sein Messer einmal in die Luft, um es am Griff wieder aufzufangen. »Klar?«
»Aber paß auf.«
»Klar, Ben.«
Ben war der Jackettträger. Jetzt hatte Suko die Namen der drei Kerle endlich erfahren.
Ben und Wes bewegten ihre Arme von rechts nach links. Sie streuten mit der Waffenmündung das Zimmer ab. Irgendwann geriet jeder der Anwesenden vor ihre Mündung. Dabei lagen die Finger an den Abzügen. Ein kurzes Zucken nur, und sie würden schießen.
Suko blieb gelassen, im Gegensatz zu Trigger, der sich einiges vorgenommen hatte. Er mußte sich für eine der Mutationen entscheiden und fühlte sich in seiner Haut nicht gerade
Weitere Kostenlose Bücher