0498 - Die Totentänzerin
Durchzug, Alter.«
»Ich auch.«
»Wer könne uns darüber etwas sagen?«
»Lady Sarah bestimmt, aber ich möchte Sie erst einmal in Ruhe lassen. Sie und Jane haben genug hinter sich. Kristalle, Kraft, Licht, Verbindung.« Ich sprach die Worte vor mich hin. »Fällt dir dazu nichts ein, Suko?«
»Im Augenblick nicht.«
Sir James kam. Er sah uns an der Nasenspitze an, daß es einen Erfolg gegeben hatte. »Nun, hat sich der Unbekannte gemeldet?«
»Soeben.«
»Und?«
Ich mußte die Erklärung verschieben, weil der Kollege aus der Technik anrief und mir erkläre, daß sie wieder keine Chance gehabt hatten, den Anrufer herauszufinden.
»Das war klar, vielen Dank trotzdem.«
Suko hatte mittlerweile mit Sir James gesprochen. Auch der Superintendent stolpere über die beiden Begriffe und konnte sie, ebensowenig wie wir, einordnen.
»Da bin ich überfragt.« Er lächele. »Aber nur, was diese Totentänzerin angeht. Bei den Kristallen kann ich Ihnen unter Umständen einen wertvollen Tip geben.«
»Wir sind ganz Ohr, Sir.«
»Es gibt Menschen, die machen eine Magical Mystery Tour. Sie fühlen sich als Kristallritter in einem funkelnden Kosmos. Sie lieben das Reine, das Schöne, das Wunderbare. Parzival hat damals seinen Gral gesucht, sie aber tragen ihn bei sich, in Form eines Kristalls. Die geheimnisvollen Kräfte dieses besonderen Kosmos sind seit langem bekannt. Vor gut 800 Jahren schrieb schon Wolfram von Eschenbach in seiner Gralserzählung ungefähr folgendes: Sie leben von einem steine, der kraft dem menschen gibt. Diese alte Kraft hat heue einen anderen Namen bekommen. Crystal Power.«
Ich schaue unseren Chef an. Seine Worte waren nicht ohne Eindruck auf mich geblieben. »Ja, Sir, Sie haben recht. Davon habe ich gehört oder gelesen. Nur ist mir das nicht eingefallen. Sie wissen sehr gut Bescheid. Wie kommt es?«
Er hob die Schultern. »Ich würde meinen, daß wir hier in London eines der Zentren dieses neuen Kristallrittertum besitzen. Angefangen hat der Boom in den Staaten. Die Menschen sind bereits eine Macht. Sie wollen auch nicht, daß ihre Kristalle, denen sie so stark verbunden sind, zu industriellen Zwecken mißbraucht werden. Und denken Sie nur nicht, meine Herren, daß sich unter diesen neuen Rittern nur Mitglieder befänden, die einen beschränken Denkhorizont hätten. Das Gegenteil ist der Fall. Ärzte, Computerleute, Ingenieure, die alle gehören dazu und huldigen der neuen Kraft. Ich weiß deshalb so gut darüber Bescheid, weil sich ein Clubmitglied dieser Gemeinschaft ebenfalls angeschlossen hat und versuche, uns auch zu überzeugen. Diese Menschen werkeln und arbeiten an ganz neuen Denkmodellen. Philosophie durch die Kraft der Kristalle. Nur so kann man die Grenzen des Alls einreißen oder transparenter machen. Das jedenfalls sagen sie.«
»Ist die Vereinigung harmlos?« fragte ich.
»Das denke ich schon. Natürlich sind sie Eiferer, aber mit dem Teufe oder dessen Schwarzer Magie haben sie wohl nichts im Sinn, so wie ich sie kenne.«
»Bleibt unsere Totentänzerin«, sage Suko.
»Ägypten«, präzisiere ich. »Können Sie zwischen den Kristallrittern und dem alten Ägypten eine Verbindung bekommen, Sir?«
»Nur schwer.«
»Aber es kann eine geben.«
»Durchaus. Soviel ich weiß, schöpfen die Kristallritter ihre Kräfte aus den verschiedenen Lehren. Da bleibt das alte Ägypten ebensowenig ausgeschlossen wie der Zen-Buddhismus. Sie sind perfekte Köche. Da wird Frühchristliches mit einer Prise Anthroposophie versetzt und alles mit einem Löffel Quantenphysik und etwas Kosmologie abgeschmeckt. Heraus kommt die Kraft. Es gibt unter ihnen Menschen, die kleben sich die Kristalle an die Jogging-Schuhe und können so besser laufen. Andere tragen sie auf der Brust, damit ihre inneren Kräfte auch nach langer Arbeit noch mobil bleiben. Unzählige Möglichkeiten sehen diese ungewöhnlichen Rittern offen.«
Ich konnte mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. »Der Glaube versetzt eben Berge.«
»So ist es, John.«
»Wie sehen die Kristallritter anderen Menschen gegenüber, die nicht auf ihrer Wellenlänge liegen?«
Sir James gestattete sich ein Lächeln. »Natürlich hat der Clubfreund versucht, uns von seiner Idee zu überzeugen, doch er merke auch, daß wir darauf nicht ansprachen. Er wurde nicht fanatisch, das will ich einmal vorwegnehmen.«
»Sehen Sie sich gut mit dem Mann, Sir?«
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, John. Soll er Ihnen einen Eintritt
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