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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Antwort.
    Ich sprach weiter. »Dieser Mann nennt sich Boro und befindet sich zur Zeit in einem Hospital in New York. Er ist wahnsinnig, krank, wenn Sie so wollen. Vielleicht hat er manchmal auch ein paar lichte Momente. Dann nämlich, wenn er mit Ihnen seine Persönlichkeit tauscht. Unsere Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Die bisherigen Ermittlungen lassen den Schluß zu, daß Ihr Zwillingsbruder durch einen operativen Eingriff in diesen Zustand versetzt wurde, daß er durch Drogen in seiner Verantwortlichkeit geschädigt und zu Taten getrieben wurde, die er als normaler Mensch nie begangen hätte.«
    »Sie sind verrückt«, sagte der angebliche Bertolo. »Das sind Märchen! Kein Richter der Welt wird Ihnen die Geschichte abnehmen.«
    »Richtig, so haben Sie sich das vorgestellt. Als Bertolo führten Sie in Ihrem Lokal ein normales Leben, als Boro waren Sie, zeitweise auch Ihr Bruder, die rechte Hand Fergolinis, der nichts von dem Doppelgängertum wußte. Sie hatten ungeahnte Möglichkeiten, und die wollten Sie entsprechend nutzen. Sie wollten herrschen! Sie wollten der Boß der New Yorker Cosa Nostra werden!«
    Bertolo hatte ein beachtliches Stehvermögen. Er kippte nicht um, noch nicht! Ich mußte schärfere Geschütze auffahren!
    »Doch dann kam Ihnen ein anderer dazwischen. Sie holten für ihn die Kastanien aus dem Feuer. Er erntete, wo Sie gesät hatten!«
    Zum erstenmal zeigte er Wirkung. Sein Gesicht verzerrte sich vor Haß. »Erfindung! Märchen!«
    Ich sprach im gleichen Tonfall weiter. »Er erntete auch dort, wo das Privatleben begann. Bei Marilyn! Und als sie ihm zu gefährlich wurde, ließ er sie umbringen!«
    »Nein!«
    »Sie wissen längst, daß Marilyn tot ist. Aber was sie nicht wissen, ist, daß er sie ermordet hat!«
    Er lachte schrill. »Quatsch, alles Quatsch. Sie wollen mich reinlegen, mich zu einem Geständnis zwingen. Er konnte sie gar nicht ermorden, weil er zu dieser Zeit nicht im Sanatorium war…«
    Er stockte, weil er merkte, daß er sich verraten hatte. Seine Augen gingen hin und her wie bei einem gehetzten Tier, das in die Enge getrieben wurde und keinen anderen Ausweg mehr sieht, als in den Abgrund zu springen.
    Sein Blick fiel auf Beaumont. »Du bist also das Schwein, das uns verraten hat. Ich wußte gleich, daß man dich nicht verhaftet hat. Du wolltest nur sicher sein. Vor uns! Du hast uns verkauft, Tänzer!« Beaumont hob abwehrend die Arme. Es war eine scheußliche, eine erbärmliche Szene.
    »Ich habe nichts verraten. Ich —ich…«
    »Und wer hat die Bullen hierhergeführt? Ich wußte sofort, was los war, als ich deine Visage erkannte!«
    Ich auch. Aber das sagte ich nicht. Meine Rechnung war aufgegangen. Da ich Beaumont nicht zum Reden bringen konnte, mußte ich es auf diese Tour versuchen. Jeder andere an Bertolos Stelle hätte den gleichen Gedanken gehabt.
    »Du wirst vielleicht leben bleiben, Tänzer. Zwei Tage, drei Tage. Vielleicht auch eine Woche oder einen Monat. Aber dann, wenn du glaubst, uns entkommen zu sein, dann wird es dich erwischen. Die Cosa Nostra hat bisher jedes Urteil vollstreckt.«
    »Verhaften Sie mich!« flehte Beaumont. »Verhaften Sie mich!«
    »Wir nehmen Sie mit«, sagte Phil. »Über Ihr weiteres Schicksal wird das Gericht entscheiden.«
    »Nun, Bertolo, wollen Sie ein Geständnis ablegen?«
    »Ich habe nichts zu gestehen.«
    Noch ehe er etwas erwidern konnte, ließ Phil die Handschellen um seine Gelenke schnappen.
    ***
    Es sah so aus, als ob alles gelaufen sei. Wir konnten an diesem Tag noch eine Reihe Verhaftungen vornehmen, darunter den Assistenten von Dr. Sinclair. Die Aussagen dieser Leute brachten Licht in den ganzen Fall. Die Anklage gegen Bertolo — oder Boro, wie er sich manchmal nannte — war fest untermauert. Ein großer Teil der New Yorker Cosa Nostra befand sich in unserem Gewahrsam und wartete auf seine Aburteilung.
    Eigentlich hätten wir froh sein können, wenn nicht noch etwas Entscheidendes gefehlt hätte: der tatsächliche neue Cosa-Nostra-Boß, der sich allem entzogen hatte und weiter im dunkeln seine Netze spannte.
    Wir saßen im Büro des Chefs.
    »Die 24 Stunden sind bald um«, sagte Mr. High. »Ihr habt vorbildlich gearbeitet. Und wenn Ihr mir diesen Bertolo oder Bertolo-Boro als Boß serviert hättet, müßte ich damit zufrieden sein.« Er lächelte. »Sie machen aber keine halben Sachen, Jerry. Wo bleibt der letzte Beweis gegen den unbekannten Boß? Denn nur darum ging es doch!«
    »Geduld, Chef«, sagte ich.

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