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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wenn Sie Pleasances Bericht nicht mit gutem Gewissen unterschreiben können, und er nicht bereit ist, etwas zu ändern, bleibt gar nichts anderes übrig... Ich habe nicht die Vollmacht, ihn zu feuern... So ist das nun mal, Mann. Rufen Sie einfach im Yard an.«
    Er schien, als er auflegte, nicht erfreut, die Kollegen von New Scotland Yard zu sehen. Sie waren ihm im Moment nur ein weiteres Zeichen dafür, daß man ihn und seine Dienststelle nicht für fähig hielt, ohne Hilfe von außerhalb zurechtzukommen.
    »Schwierigkeiten?« fragte Lynley.
    Sheehan nahm einen Stapel Akten vom Schreibtisch seiner Sekretärin und ging die Papiere im Eingangskorb durch. »Die Frau hat wirklich einen sechsten Sinn«, sagte er und wies mit dem Kopf zu dem leeren Stuhl. »Sie hat sich heute morgen krank gemeldet. Die spürt genau, wenn's unangenehm wird.«
    »Was gibt's denn so Unangenehmes?«
    Sheehan nahm drei Briefe aus dem Eingangskorb, klemmte sie zusammen mit den Akten unter den Arm und ging schwerfällig in sein Büro. Lynley und Barbara folgten ihm.
    »Der Chief Constable plagt mich seit Wochen damit, eine Strategie zu einer, wie er es nennt, ›Erneuerung der Gemeindebeziehungen‹ zu entwerfen - einfacher gesagt, ich soll mir was einfallen lassen, um die Herren von der Uni bei Laune zu halten, damit Sie und Ihre Freunde vom Yard hier in Zukunft wegbleiben. Dann rufen mich alle Viertelstunde das Bestattungsinstitut und die Eltern an und wollen wissen, wann Elena Weavers Leiche freigegeben wird. Und jetzt...« mit einem Blick auf den Plastiksack in Barbaras Armen... »haben Sie mir anscheinend noch was zum Spielen mitgebracht.«
    »Kleider zur Untersuchung«, sagte Barbara. »Es geht um die Fasern, die an der Toten gefunden worden sind. Wenn das Labor uns da was Positives liefern kann, haben wir vielleicht, was wir brauchen.«
    »Für eine Verhaftung?«
    »Es sieht danach aus.«
    Sheehan nickte grimmig. »Na gut, dann können die zwei Streithähne gleich weitermachen. Seit gestern keifen sie sich wegen der Waffe an. Die Kleider hier lenken sie vielleicht eine Weile ab.«
    »Sie sind noch immer zu keinem Ergebnis gekommen?« fragte Lynley.
    »Pleasance, ja, aber Drake ist anderer Meinung. Er weigert sich, den Bericht zu unterzeichnen. Aber einen Spezialisten vom Yard will er auch nicht zuziehen, obwohl ich ihm das bereits gestern nachmittag geraten habe. Der berufliche Stolz, verstehen Sie, ganz zu schweigen davon, daß seine berufliche Kompetenz in Zweifel gezogen werden könnte. Er fürchtet, Pleasance könnte recht haben. Und da er so nachdrücklich darauf gedrungen hat, ihn abzuschieben, würde er mehr als das Gesicht verlieren, wenn jemand Pleasances Schlußfolgerungen bestätigte.«
    Sheehan legte Akten und Papiere auf seinem Schreibtisch ab. Er zog eine Schublade auf und nahm eine Rolle Pfefferminzdrops heraus. Nachdem er sie ihnen angeboten hatte, ließ er sich in seinen Sessel fallen und lockerte seine Krawatte. »Tja«, sagte er seufzend. »Der Stolz hat seine Tücken. Wenn man ihn mit Liebe oder Tod vermengt, ist man erledigt, wie?«
    »Stört es Drake eigentlich, daß ein Spezialist vom Yard zugezogen werden soll, oder stört ihn die Einmischung eines Außenstehenden generell?«
    »Das Yard stört ihn«, antwortete Sheehan. »Er hat Angst, es könnte so aussehen, als käme er ohne Hilfe der großen Brüder aus London nicht zurecht. Er erlebt ja mit, wie sich meine Leute hier über Ihre Anwesenheit aufregen. Er möchte nicht, daß es in seiner Abteilung genauso zugeht, wo er schon Mühe genug hat, Pleasance an der Kandare zu halten.«
    »Aber Drake hätte nichts dagegen, wenn ein neutraler Experte - jemand, der mit dem Yard nichts zu tun hat - sich die Leiche ansähe? Jemand, der mit beiden unmittelbar zusammenarbeiten würde - ich meine, mit Drake und Pleasance -, ihnen die Informationen mündlich lieferte und es ihnen überließe, den Bericht abzufassen.«
    Im Vorzimmer begann das Telefon zu läuten, aber Sheehan ignorierte es. Er sah Lynley mit scharfem Interesse an. »Woran denken Sie, Inspector?«
    »An einen Gutachter.«
    »Unmöglich. Wir haben nicht die Mittel, so jemanden zu bezahlen.«
    »Sie brauchen nicht zu bezahlen«, sagte Lynley.
    Aus dem Vorzimmer waren eilende Schritte zu hören. Das Läuten des Telefons hörte auf. Eine atemlose Stimme drang gedämpft zu ihnen.
    »Und wir bekommen auf diese Weise die Informationen«, fuhr Lynley fort, »die wir brauchen, ohne daß ein Schatten auf Drakes Kompetenz

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