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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Feier denn angebracht gewesen?«
    »Das weiß ich doch nicht.«
    »Aber Sie waren am Donnerstag abend mit ihr zusammen.«
    »Ich war nicht mit ihr zusammen, Inspector. Ich habe sie aufgesucht. Das ist ein Unterschied.«
    »Natürlich. Wie dem auch sei, sie hatte am Mittwoch das Ergebnis des Schwangerschaftstests erhalten. Hat sie Sie gebeten, zu ihr zu kommen? Oder haben Sie sie aus eigenem Antrieb aufgesucht?«
    »Sie hatte mich nicht um einen Besuch gebeten. Sie wußte gar nicht, daß ich komme.«
    »Aha.«
    Thorsson umfaßte den Henkel der Kaffeetasse fester. »Ich verstehe. Der Vater in spe, der es nicht erwarten kann, das Testergebnis zu erfahren. Alles in Ordnung, Schatz, oder müssen wir schon mal anfangen, Windeln zu stapeln? Und der werdende Vater soll ich sein.«
    Barbara blätterte zur nächsten Seite in ihrem Heft. »Wenn Sie der Vater sein sollten, wäre es doch ganz natürlich, daß Sie das Ergebnis wissen wollten. Besonders wenn man bedenkt...«
    »Wenn man was bedenkt?«
    »Na, die Anzeige wegen sexueller Belästigung. Eine Schwangerschaft ist ein ziemlich überzeugender Beweis, meinen Sie nicht?«
    Thorsson lachte rauh. »Und was habe ich Ihrer Meinung nach getan, Sergeant? Habe ich sie vergewaltigt? Oder habe ich sie erst unter Drogen gesetzt und mich dann an ihr vergangen?«
    »Vielleicht«, versetzte Barbara kalt. »Aber Verführung scheint mir viel eher Ihre Masche zu sein.« »Sie können mit Ihrem Wissen zu diesem Thema zweifellos Bände füllen.«
    Lynley sagte: »Haben Sie früher schon einmal Probleme mit einer Studentin gehabt?«
    »Was soll das heißen? Was für Probleme?«
    »Ähnliche wie mit Elena Weaver. Sind Sie früher schon einmal sexueller Belästigung beschuldigt worden?«
    »Natürlich nicht. Niemals. Fragen Sie im College nach, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Ich habe schon mit Dr. Cuff gesprochen. Er bestätigt, was Sie sagen.«
    »Aber sein Wort reicht Ihnen anscheinend nicht. Sie glauben lieber die Schauermärchen eines kleinen Flittchens, das sich für jeden hingelegt hätte.«
    »Ein kleines Flittchen, Mr. Thorsson?« sagte Lynley. »Das ist eine merkwürdige Wortwahl. Wollen Sie damit sagen, daß Elena Weaver als leichtlebig galt?«
    Thorsson schenkte sich noch einmal Kaffee ein und nahm sich Zeit, ihn zu trinken. »So etwas spricht sich herum«, sagte er schließlich. »Das College ist klein. Klatsch gibt es immer.«
    Lynley sagte: »Wo waren Sie am Montag morgen, Mr. Thorsson?«
    »Im College.«
    »Ich meine, am Montag morgen zwischen sechs und halb sieben.«
    »Im Bett.«
    »Hier?«
    »Wo sonst?«
    »Das eben wollte ich von Ihnen wissen. Einer Ihrer Nachbarn sah Sie kurz vor sieben nach Hause kommen.« »Dann irrt sich dieser Nachbar. Wer war es überhaupt? Die Ziege von nebenan?«
    »Es hat jemand gesehen, wie Sie vorgefahren sind, aus dem Wagen stiegen und ins Haus gegangen sind. Alles recht eilig. Können Sie uns dazu Näheres sagen? Sie werden nicht bestreiten, daß Ihr Triumph nicht leicht zu verwechseln ist.«
    »Tut mir leid, Inspector. Ich war hier.«
    »Und heute morgen?«
    »Heute?... War ich auch hier.«
    »Der Motor Ihres Wagens war noch warm, als wir kamen.«
    »Und das beweist, daß ich ein Mörder bin? Ist das Ihre Schlußfolgerung?«
    »Ich habe keine Schlußfolgerungen gezogen. Ich möchte lediglich wissen, wo Sie waren.«
    »Hier. Das sagte ich Ihnen doch. Ich weiß nicht, was der Nachbar gesehen hat. Mich jedenfalls nicht.«
    »Ah ja.« Lynley sah Barbara an, die ihm gegenüber saß. Die Aussicht auf endlose Wortgefechte mit Thorsson langweilte und ermüdete ihn. Es schien nur einen Weg zur Wahrheit zu geben.
    »Sergeant«, sagte er. »Bitte.«
    Barbara Havers ließ es sich nicht zweimal sagen. Mit großer Feierlichkeit blätterte sie in ihrem Heft zurück bis zur Innenseite des Einbands, wo sie eine Kopie des amtlichen Wortlauts der Rechtsbelehrung aufbewahrte. Hunderte von Malen hatte Lynley sie die Worte sprechen hören; er wußte, daß sie sie auswendig konnte. Sie las sie nur um des dramatischen Effekts willen ab, und da er ihre Abneigung gegen Lennart Thorsson immer besser verstehen konnte, wollte er ihr diesen Moment persönlicher Genugtuung nicht verweigern.
    »Also«, sagte er, als Barbara geendet hatte, »wo waren Sie am Sonntag abend, Mr. Thorsson? Wo waren Sie in den frühen Morgenstunden des Montags?«
    »Ich verlange einen Anwalt.«
    Lynley wies zum Telefon. »Bitte. Wir haben Zeit.«
    »So früh ist keiner zu erreichen, das wissen Sie

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