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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Fußabdrücken und Furchen durchsetzt. Aber das Erdreich war bröckelig und brüchig, so daß die zahlreichen Abdrücke nicht voneinander zu unterscheiden waren.
    »Nichts Anständiges«, bemerkte Barbara, während sie sich aufmerksam umsah. »Aber wenn es ein Hinterhalt war...«
    »... dann muß ihr hier aufgelauert worden sein«, schloß Lynley. Langsam ließ er seinen Blick über den Boden schweifen, von der einen Seite des Gatters zur anderen. Als er entdeckte, was er suchte - einen Abdruck im Boden, der mit den anderen keine Ähnlichkeit hatte - sagte er nur: »Havers!«
    Ein glatter, fast runder Abdruck vorn, daran anknüpfend ein kaum wahrnehmbarer länglicher Abdruck und zum Schluß eine tiefere, keilförmige Einkerbung. Die Abdrücke befanden sich in rechtem Winkel zum Gatter, vielleicht achtzig Zentimeter von ihm und weniger als dreißig von der Hecke entfernt.
    »Knie, Unterschenkel, Zehenspitze«, sagte Lynley. »Hier hat der Mörder gewartet. Hinter der Hecke versteckt. Er hat hier auf einem Knie gekniet und seine Flinte auf der zweiten Querlatte des Gatters aufgelegt.«
    »Aber woher soll er gewußt haben...«
    »Daß sie hier vorbeikommen würde? Genauso, wie er wußte, wo Elena Weaver zu finden war.«

    Justine Weaver schabte mit dem Messer über den verbrannten Rand des Toasts und beobachtete, wie schwarze Kohlebrösel in die blitzsaubere Spüle rieselten. Sie versuchte, einen Ort in sich zu finden, an dem noch Mitgefühl und Verständnis vorhanden waren; einen Quell, aus dem sie schöpfen konnte, um neu zu beleben, was infolge der Ereignisse der vergangenen acht Monate - und der letzten Tage - verdorrt war. Aber wenn es einen solchen Quell je gegeben hatte, so war er lange ausgetrocknet, und zurückgeblieben war nichts als die Dürre von Groll und Hoffnungslosigkeit.
    Sie haben ihre Tochter verloren, sagte sie sich. Sie leiden. Aber das ändert nichts an dem Schmerz und dem Elend, dem sie sich seit Montag abend ausgeliefert fühlte, Neuauflage einer früheren Qual, alte Melodie in einer anderen Tonart.
    Gestern. Sie waren nach Hause gekommen und hatten geschwiegen. Anthony und seine frühere Frau. Sie waren auf der Polizei gewesen. Beim Bestattungsinstitut. Sie hatten einen Sarg ausgesucht und die Formalitäten erledigt. Nichts davon hatten sie mit ihr geteilt. Erst als sie Brötchen und Kuchen aufgetischt hatte, waren sie etwas mehr aus sich herausgegangen. Und schließlich hatte Glyn sie direkt angesprochen. »Es wäre mir lieber«, hatte sie gesagt, den Blick auf die Brötchenplatte gerichtet, die Justine ihr hinhielt und von der sie nichts nahm, »es wäre mir lieber, Sie würden der Beerdigung meiner Tochter fernbleiben, Justine.«
    Sie saßen im eleganten Wohnzimmer um den niedrigen Couchtisch. Im offenen Kamin glühte das künstliche Feuer. Die Vorhänge waren zugezogen. Die Lampen spendeten mildes Licht. Alles war kultiviert.
    Im ersten Moment sagte Justine gar nichts. Sie sah ihren Mann an und wartete auf einen Protest. Doch er starrte angestrengt in seine Teetasse.
    Er hat gewußt, daß das kommt, dachte sie und sagte: »Anthony?«
    »Sie hatten ja keine echte Bindung an Elena«, fuhr Glyn fort. Ihre Stimme war ruhig, ihr Ton so ungeheuer vernünftig. »Deshalb ist es mir lieber, Sie kommen nicht. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
    »Zehn Jahre ihre Stiefmutter«, sagte Justine.
    »Aber ich bitte Sie«, entgegnete Glyn. »Die zweite Frau ihres Vaters.«
    Justine stellte die Platte auf den Tisch und starrte auf die Brötchen hinunter. Sie sah, daß sie sie in einem Muster angeordnet hatte. Eiersalat, Krabben, Schinken, Frischkäse - die Brotrinde säuberlich entfernt, immer abwechselnd hingelegt, so daß ein regelmäßiges Muster entstand.
    »Wir lassen sie in London beerdigen«, fuhr Glyn fort. »Sie werden Anthony nur für ein paar Stunden entbehren müssen. Und wenn es vorbei ist, können Sie Ihr gewohntes Leben wiederaufnehmen.«
    Justine fiel keine Erwiderung ein.
    Glyn sprach weiter, als folgte sie einem Kurs, den sie im voraus abgesteckt hatte. »Wir wissen bis heute nicht, warum Elena taub zur Welt kam. Hat Anthony Ihnen das gesagt? Ich nehme an, wir hätten Untersuchungen machen lassen können - irgendwelche genetischen Tests, Sie wissen schon -, aber wir haben es nicht getan.«
    Anthony beugte sich vor und stellte seine Tasse auf den Tisch. Er ließ die Finger unter der Untertasse, als hätte er Sorge, sie könnte sonst vom Tisch fallen.
    Justine sagte: »Ich verstehe nicht, was das

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