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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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trotzdem. Treten Sie vor und verteidigen Sie die Ehre der Dozenten.«
    Lynley sah zu dem Tisch am anderen Ende des Raums hinüber, an dem ein Dozent im Gespräch mit zwei Studenten saß.
    »Vergessen Sie doch mal das historische Gequake«, rief Petersen. »Das können Sie sich fürs Tutorium aufheben. Kommen Sie schon. Spielen Sie eine Runde gegen mich, Herington.«
    Der Mann sah auf. Er winkte ab. Die Menge drängte ihn. Er ignorierte sie.
    »Ach, verdammt noch mal, Herington, kommen Sie schon. Seien Sie ein Mann.« Petersen lachte. Jemand anderer rief: »Ja, los, Hering, schlagen Sie zu.« Und plötzlich hörte Lynley nichts weiter, nur den Namen und seine Variation. Herington und Hering. Die Neigung aller Schüler und Studenten, ihren Lehrern Spitznamen zu geben. Hatte Elena Weaver auch damit gespielt?

19
    »Was ist denn, Tommy?« fragte Helen, als er sie von der Tür zur Studentenhalle wegholte.
    »Ende des Konzerts. Für uns jedenfalls. Komm mit.«
    Sie folgte ihm zurück in die Bar, die sich zu leeren begann, als die Jazzfans wieder in die Halle hinüberwanderten. Der Mann namens Herington saß noch an dem Tisch in der Ecke, aber einer der jungen Männer, die mit ihm zusammengesessen hatten, war gegangen, und der zweite war im Begriff, das gleiche zu tun. Herington stand nun ebenfalls auf. Er wechselte noch ein letztes Wort mit dem jüngeren Mann, dann zog er sein Jackett an und ging zur Tür.
    Lynley musterte ihn aufmerksam, als er näherkam, versuchte, sich diesen Mann als möglichen Liebhaber einer Zwanzigjährigen vorzustellen. Herington hatte zwar ein jugendliches, feingezeichnetes Gesicht, sonst jedoch war er ein unscheinbarer Durchschnittsmann, höchstens einssiebzig groß, mit lockigem Haar, das sich am Scheitel deutlich zu lichten begann. Er mußte Ende Vierzig sein, und es fiel Lynley schwer zu glauben, daß dieser Mann ein Mädchen wie Elena Weaver angezogen und verführt haben sollte.
    Als er auf dem Weg zur Tür an ihnen vorbei wollte, sagte Lynley: »Dr. Herington?«
    »Ja?«
    »Thomas Lynley«, sagte Lynley und stellte Helen vor. Er zog seinen Dienstausweis aus der Tasche. »Können wir uns hier irgendwo in Ruhe unterhalten?«
    Herington schien die Frage nicht im geringsten zu verwundern. Er sah eher resigniert, aber auch erleichtert aus. »Ja. Kommen Sie mit«, sagte er und ging ihnen voraus in die Nacht hinaus.
    Er führte sie in seine Räume in einem Gebäude zwei Höfe von der Studentenhalle entfernt, in der zweiten Etage gelegen, mit Blick auf den Fluß auf der einen und zum Park auf der anderen Seite, ein kleines Schlafzimmer und ein mit Möbeln und Büchern überladenes Arbeitszimmer.
    Herington nahm einen Stapel Aufsätze von einem der Sessel und legte ihn auf den Schreibtisch. »Darf ich Ihnen einen Cognac anbieten?« fragte er, und als Helen und Lynley annahmen, ging er zu einer Glasvitrine neben dem offenen Kamin, nahm drei Schwenker heraus und hielt jeden ans Licht, ehe er einschenkte. Erst nachdem er sich in einen der schweren Polstersessel gesetzt hatte, sagte er: »Sie sind wegen Elena Weaver hier, nicht wahr?« Er sprach leise und ruhig. »Ich glaube, ich habe Sie schon seit gestern nachmittag erwartet. Hat Justine Weaver Ihnen meinen Namen genannt?«
    »Nein, eigentlich Elena selbst.« Lynley berichtete von dem Fischsymbol in Elenas Kalender.
    »Ach so. Ich verstehe.« Herington starrte in sein Glas. Seine Augen wurden feucht, und er drückte die Finger gegen die Unterlider, ehe er aufsah. »So hat sie mich natürlich nicht genannt«, sagte er unnötigerweise. »Sie hat mich Victor genannt.«
    »Aber es war ihr Zeichen für ihre Verabredungen mit Ihnen, nehme ich an. Und sicher auch ein Mittel, ihre Beziehung zu Ihnen vor ihrem Vater geheimzuhalten, sollte der bei einem seiner Besuche einen Blick in ihren Kalender werfen. Denn ich vermute, Sie kennen ihren Vater recht gut.«
    Herington nickte. Er trank einen Schluck Cognac, dann nahm er ein Zigarettenetui aus seinem grauen Tweedjackett. Nachdem er Helen und Lynley angeboten hatte, zündete er sich eine Zigarette an und behielt das brennende Streichholz einen Moment in der Hand. Er hatte große Hände, sah Lynley, kräftige Hände mit wohlgeformten Fingern.
    Herington hielt den Blick auf seine Zigarette gerichtet, als er sagte: »Das Schlimmste in den letzten drei Tagen war das Theaterspielen. Ins College zu kommen, meine Seminare abzuhalten, mit den anderen zusammen essen. Gestern abend vor dem Essen mit dem Rektor ein Glas

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