Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt«, sagte er. »Und Sie hatten recht. Es gibt keine Zufälle«, bemerkte Barbara.
    »Jetzt brauchen wir nur noch die Waffe.« Lynley sah St. James an, während Helen die Bilder einsammelte und wieder in den Umschlag steckte. »Hast du eine Idee?« fragte er.
    »Glas«, antwortete St. James.
    »Eine Weinflasche?«
    »Nein. Die Form paßt nicht.«
    Barbara ging zum Nachbartisch und suchte unter dem Geschirr, das Lynley dort abgestellt hatte, die Papierserviette mit St. James' Skizze heraus. Sie wollte sie den beiden Männern zuwerfen, aber sie fiel zu Boden. Helen hob sie auf, warf einen Blick darauf und reichte sie achselzuckend Lynley.
    »Was ist das?« fragte er. »Sieht aus wie eine Karaffe.«
    »Das habe ich auch gesagt«, stimmte Barbara zu. »Aber Simon ist anderer Meinung.«
    »Das Ding kann nicht hohl sein. Es muß so schwer sein, daß man damit mit einem einzigen Schlag einen Knochen zersplittern kann.«
    »Ach, verdammt!« Lynley warf die Papierserviette auf den Tisch.
    Penelope beugte sich vor und zog die Zeichnung zu sich heran. »Tommy«, sagte sie überlegend, »ich bin mir zwar nicht sicher, aber dieses Ding hier hat eine starke Ähnlichkeit mit einem Stößel.«
    »Mit einem Stößel?« wiederholte Lynley.
    »Was ist das denn?« fragte Barbara.
    »Ein Werkzeug«, antwortete Penelope. »Maler benutzen es, wenn sie ihre eigene Farbe herstellen.«

22
    Sarah Gordon lag auf ihrem Bett und starrte zur Zimmerdecke hinauf. Sie versuchte, in den Unebenheiten und unregelmäßigen Mustern des Verputzes Bilder zu entdecken, die Silhouette einer Katze, das eingefallene Gesicht einer alten Frau, das boshafte Grinsen eines Dämons. Es war der einzige Raum im Haus, dessen Wände sie ganz schmucklos gelassen, dem sie eine asketische Schlichtheit gegeben hatte, weil sie glaubte, diese werde Phantasie und Schaffenskraft beflügeln.
    Aber jetzt plagte sie nur die Erinnerung. An den dumpfen Schlag, das Knirschen, das Splittern von Knochen. An das Blut, das unerwartet warm vom Gesicht des Mädchens in ihr eigenes spritzte. An das Mädchen selbst. Elena.
    Sie drehte sich auf die Seite und zog die Wolldecke fester um sich. Sie zog die Knie hoch. Die Kälte war unerträglich. Sie hatte unten Feuer gemacht und die Heizung ganz aufgedreht, aber sie fror immer noch. Die Kälte schien aus den Wänden und aus dem Boden zu kriechen, ja, aus dem Bett sogar. Wie ein heimtückisches Gift, das ihren Körper überwältigen wollte.
    Eine kleine Grippe, sagte sie sich zähneklappernd. Das schlechte Wetter. Es wäre ja ein Wunder, wenn man sich bei der Feuchtigkeit, dem Nebel, dem eisigen Wind nichts holen würde. Aber es half nichts. Unerbittlich trat ihr das Bild Elena Weavers vor Augen.
    Zwei Monate lang war sie zweimal in der Woche nachmittags nach Grantchester gekommen. Auf ihrem alten Fahrrad sauste sie die Einfahrt herauf, das lange Haar zurückgebunden, damit es ihr nicht ins Gesicht flatterte, die Taschen mit Leckerbissen für Flame gefüllt, die sie dem Hund zusteckte, wenn sie glaubte, Sarah sähe es nicht. Zottel nannte sie den Hund und zupfte ihn liebevoll an seinen Schlappohren, während sie sich von ihm die Nase lecken ließ. »Schau, was ich für'n klein' Zo'l hab«, sagte sie und lachte, wenn der Hund an ihren Taschen schnupperte und schwanzwedelnd an ihr hochsprang.
    Danach kam sie ins Haus, warf irgendwo ihren Mantel ab, öffnete ihr Haar und sagte lächelnd hallo, ein wenig verlegen manchmal, wenn Sarah das liebevolle Begrüßungsritual mit dem Hund beobachtet hatte.
    »Fertig?« fragte sie dann. Am Anfang hatte sie scheu gewirkt, damals, als Tony sie abends ein paarmal zum Aktzeichnen als Modell mitgebracht hatte. Aber es war nur die anfängliche Scheu einer jungen Frau gewesen, die sich ihres Andersseins bewußt war und wußte, daß es bei anderen Unbehagen auslösen konnte. Sobald sie gespürt hatte, daß die anderen sich in ihrer Gegenwart wohl fühlten - sobald sie gemerkt hatte, daß Sarah sich mit ihr wohl fühlte -, war sie aufgeschlossener geworden. Sie hatte gelacht und geschwatzt und sich in die Gruppe eingefügt, als hätte sie schon immer dazu gehört.
    Punkt halb drei kletterte sie an diesem Nachmittag auf den hohen Hocker in Sarahs Atelier. Neugierig sah sie sich um, gespannt zu sehen, woran Sarah während ihrer Abwesenheit gearbeitet hatte, was sie Neues in Angriff genommen hatte. Und immer sprach sie. In dieser Beziehung war sie ihrem Vater sehr ähnlich.
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher