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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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angezündet worden war. Barbara hatte sich auf den Beinen gehalten, wenn auch mit Müh und Not. Und sie hatte von da an nie wieder Wert darauf gelegt, bei einer Autopsie dabeizusein.
    »Tee?« fragte sie St. James, als der sich auf einem Stuhl niederließ und vorsichtig das linke Bein mit der Schiene ausstreckte. »Er ist ganz frisch.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Na ja, taufrisch nicht mehr. Aber dafür schön stark.«
    St. James ließ sich von ihr einschenken und kippte drei Löffel Zucker in seine Tasse. Dann kostete er kurz und gab noch einen vierten Löffel dazu. »Meine einzige Entschuldigung ist Falstaff, Barbara«, sagte er.
    Sie hob ihre Tasse. »Prost«, sagte sie, und sie tranken beide.
    Er sieht gut aus, dachte sie, nachdem sie ihre Tasse abgesetzt hatte. Immer noch zu schmal, zu knochig, immer noch mit diesen tiefen Linien im Gesicht, aber er strahlte Ruhe aus, und seine Hände, die auf dem Tisch lagen, waren völlig entspannt. Ein Mensch, der mit sich im reinen ist, dachte sie, und fragte sich, wie lange St. James gebraucht hatte, um dieses innere Gleichgewicht zu erreichen. Er war Lynleys ältester und nächster Freund, ein Gerichtsgutachter aus London, mit dem sie oft zusammenarbeiteten.
    »Wenn es keine Weinflasche war - es lag übrigens eine am Tatort herum - was war es dann?« fragte sie. »Und wieso streiten sich die Herren von der Gerichtsmedizin überhaupt?«
    »Platzhirschverhalten, wenn Sie mich fragen«, antwortete St. James lächelnd. »Der Chef ist knapp über fünfzig. Er sitzt seit gut fünfundzwanzig Jahren auf der Stelle. Und dann kommt plötzlich Pleasance an, gerade mal sechsundzwanzig Jahre alt, und spielt sich auf. Typischer Fall von...«
    »Männerwirtschaft«, sagte Barbara schlicht. »Warum gehen sie nicht einfach raus und schlichten ihren Streit, indem sie sehen, wer am weitesten pinkeln kann?«
    St. James lachte. »Keine schlechte Idee!«
    »Ha! Frauen sollten die Welt regieren.« Sie schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. »Also, warum kann es keine Wein- oder Champagnerflasche gewesen sein?«
    »Die Form paßt nicht. Wir suchen etwas, das da, wo die Seitenwände in den Boden übergehen, etwas bauchiger ist. Ungefähr so.« Er formte mit seiner rechten Hand ein halbes Oval.
    »Und die Boxhandschuhe entsprechen nicht diesem Bogen?«
    »Dem Bogen vielleicht, ja. Aber mit Boxhandschuhen von diesem Gewicht könnte man einen Wangenknochen nicht mit einem einzigen Schlag zertrümmern. Ich bin nicht einmal sicher, ob ein Schwergewicht das schaffen würde, und das scheint der Junge, dem die Handschuhe gehören, nun ja wahrhaftig nicht zu sein.«
    »Was dann also?« fragte Barbara. »Eine Vase?«
    »Nein, glaube ich nicht. Das Ding hatte einen Griff oder so was, und es war sehr schwer. So schwer, daß man mit geringstem Kraftaufwand den schlimmsten Schaden anrichten konnte. Sie hat nur drei Schläge bekommen.«
    »Hm, eine Art Griff... Vielleicht doch ein Flaschenhals?«
    »Das ist genau der Grund, warum Pleasance an seiner Theorie von der vollen Champagnerflasche festhält, obwohl alle anderen Indizien dagegen sprechen.« St. James nahm seine Papierserviette und machte eine Skizze. »Der Gegenstand, den wir suchen, hat einen flachen Boden und bauchige Seitenwände und vermutlich einen kräftigen Hals, den man gut umfassen kann.« Er schob Barbara die Zeichnung hin.
    »Sieht aus wie eine große Karaffe«, sagte sie und zupfte nachdenklich an ihrer Oberlippe. »Simon, ist das Mädchen mit dem Familienkristall umgebracht worden?«
    »Schwer wie Kristall war das Ding sicher«, antwortete St. James. »Aber mit einer glatten Oberfläche. Nicht geschliffen. Außerdem nicht hohl, meiner Ansicht nach, und daher kein Gefäß.«
    »Was denn dann?«
    Er blickte auf die Skizze, die zwischen ihnen lag. »Ich habe keine Ahnung.«
    »An Metall glauben Sie nicht?«
    »Ich bezweifle es. Glas - besonders wenn es schwer und glatt ist - halte ich für wahrscheinlicher. Zumal wir keinerlei Materialspuren gefunden haben.«
    »So ein Mist«, sagte sie seufzend.
    Er widersprach ihr nicht, sondern sagte: »Sind Sie und Tommy immer noch überzeugt davon, daß die beiden Morde zusammengehören? Die Methoden sind doch völlig unterschiedlich. Wieso sind nicht beide Opfer erschossen worden, wenn wir es mit ein und demselben Killer zu tun haben?«
    Sie aß ein Stück von dem Kirschtörtchen, das sie sich zum Tee bestellt hatte. »Wir glauben, daß bei den beiden Morden das Motiv die Methode bestimmt hat.

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