Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
lassen, obwohl uns das eine hätte auffallen müssen, das sie alle gemeinsam hatten, die beiden Opfer und alle Verdächtigen. Alle konnten laufen.«
    »Aber jeder kann laufen.« Sie warf einen entschuldigenden Blick nach rückwärts zu St. James, der selbst in seinen besten Momenten höchstens schnell humpeln konnte. »Ich meine, allgemein gesprochen.«
    Lynley nickte. »Genau das ist es. Allgemein gesprochen.«
    Barbara stieß einen Seufzer der Frustration aus. »Jetzt komme ich wirklich nicht mehr mit. Ich sehe das Mittel. Ich sehe die Gelegenheit. Aber ich sehe kein Motiv. Ich meine, wenn hier schon jemand mißhandelt und umgebracht werden sollte - und wenn Sarah Gordon die Täterin war -, dann doch nicht Elena. Justine hätte das Opfer sein müssen. Man braucht sich doch nur die Fakten anzusehen. Ganz abgesehen davon, daß Sarah wahrscheinlich monatelang an dem Porträt gemalt hatte, war es bestimmt Hunderte von Pfund wert, möglicherweise sogar mehr, ich hab da wenig Ahnung. Und dann macht Justine das Bild kaputt. Kriegt einen Wutanfall und klatscht einen Haufen Farbe drauf. Das wäre doch ein Motiv! Also, warum Elena und nicht Justine?« Ihr Ton wurde nachdenklich. »Es sei denn, Justine hat das Gemälde gar nicht zerstört. Es sei denn, Elena selbst... Glauben Sie das, Inspector?«
    Lynley antwortete nicht. Kurz ehe sie die Brücke erreichten, die am Fen Causeway den Fluß überspannte, fuhr er auf den Bürgersteig hinauf und hielt an. Ohne den Motor auszuschalten, sagte er: »Ich bin sofort wieder da.« Zehn Schritte, und schon war er vom Nebel eingehüllt.
    Er ging nicht über die Straße, um sich die Insel ein drittes Mal anzusehen. Sie barg keine Geheimnisse mehr für ihn. Vielleicht ging er zum Ende der Brücke am Fen Causeway, wo das schmiedeeiserne Tor war. Zum zweiten Mal vermerkte er, daß jeder, der vom Queen's College - oder vom St. Stephen's - am unteren Fluß entlanglief, drei Möglichkeiten hatte, wenn er den Fen Causeway erreichte. Man konnte nach links abbiegen und an der Technischen Fakultät vorbeilaufen. Man konnte nach rechts abbiegen in Richtung zur Newnham Road. Und man konnte, wie er am Dienstag nachmittag selbst gesehen hatte, geradeaus weiterlaufen, die Straße überqueren, an der er jetzt stand, das Tor passieren und in südlicher Richtung am oberen Flußarm.
    Nur hatte er am Dienstag nachmittag nicht bedacht, daß jemand, der aus der entgegengesetzten Richtung in die Stadt hinein lief, ebenfalls drei Möglichkeiten hatte. Nur hatte er am Dienstag nachmittag nicht bedacht, daß vielleicht tatsächlich jemand in der entgegengesetzten Richtung gelaufen war, also dem oberen Weg gefolgt war und nicht dem unteren, den Elena Weaver am Morgen ihres Todes genommen hatte. Er blickte jetzt diesen oberen Weg entlang, der sich wie ein dünner Bleistiftstrich im Nebel verlor. Die Sicht war schlecht, genau wie am Montag - fünf Meter vielleicht -, aber der Fluß und der Weg an seinem Ufer verliefen hier schnurgerade in nördlicher Richtung, ohne Biegung oder Knick, die einen Spaziergänger oder Läufer veranlaßt hätten innezuhalten.
    Aus dem Nebel kam ihm ein Fahrrad entgegen. Der Strahl seines Scheinwerfers war gerade fingerbreit. Als der Radfahrer, ein junger bärtiger Mann in Jeans und schwarzer Öljacke, abstieg, um das Tor aufzumachen, sprach Lynley ihn an.
    »Wohin führt der Weg?«
    Der junge Mann warf einen kurzen Blick über seine Schulter zurück. »Ein Stück den Fluß entlang.«
    »Wie weit?«
    »Das kann ich Ihnen nicht mit Sicherheit sagen. Ich nehme ihn immer erst von Newnham Driftway aus. Die andere Richtung bin ich nie gefahren.«
    »Führt er nach Grantchester?«
    »Der Weg hier? Nein. Nach Grantchester führt der nicht.«
    »Ach, verflixt.« Lynley sah mißmutig zum Fluß hinunter. Seine Vermutung, wie der Mord an Elena Weaver ausgeführt worden war, schien doch nicht zu stimmen. Er würde eine neue Erklärung finden müssen.
    »Aber Sie können von hier aus hinkommen, wenn Sie nichts gegen einen Fußmarsch haben«, fuhr der junge Mann fort, der wohl den Eindruck hatte, Lynley sei auf einen Spaziergang im Nebel scharf. »Ein Stück den Fluß entlang ist ein Parkplatz, gleich hinter Lammas Land. Wenn Sie den überqueren und dann die Eitsley Avenue hinunter, kommen Sie auf einen öffentlichen Fußweg, der durch die Felder führt. Er ist gut ausgeschildert. Da kommen Sie direkt nach Grantchester. Ich weiß allerdings nicht...« Er musterte Lynleys eleganten Mantel und teure

Weitere Kostenlose Bücher