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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Elena neu erschaffen? Eine zweite kreieren? Es gab nur eine. Er selbst war mit ihr gestorben.
    Ohne ein Wort drängte er sich an Glyn vorbei. Er konnte ihre leisen, harten Worte noch hören, als er aus dem Haus lief, auch wenn er sie nicht voneinander unterscheiden konnte. Er rannte zu seinem Wagen, drehte mit zitternder Hand den Zündschlüssel und fuhr schon rückwärts die Auffahrt hinunter, als Justine ihm nachgelaufen kam.
    Sie rief seinen Namen. Einen Moment lang starrte er sie an, wie sie da stand, im Licht der Scheinwerfer gefangen, dann trat er das Gaspedal durch und schoß über aufspritzenden Kies auf die Adams Road hinaus.
    Er keuchte und zitterte. Dann begann er zu weinen - tränenlos, trocken -, um seine Tochter und seine beiden Frauen, um sein verpfuschtes Leben.
    Er fuhr die Grange Road hinunter, weiter durch die Barton Road und atmete ein wenig auf, als er Cambridge hinter sich wußte. Es war dunkel geworden, und der Nebel war dicht, besonders in dieser Region brachliegender offener Felder und winterkahler Hecken. Er fuhr ohne Vorsicht, und als sich aus der flachen Landschaft ein Dorf hob, parkte er den Wagen und stieg aus. Er fror. Der bitterkalte Wind East Anglias hatte es noch kälter werden lassen. Er hatte seinen Mantel zu Hause liegen gelassen. Er hatte nur sein Jackett an. Aber das war nebensächlich. Er klappte den Kragen hoch und ging los, vorbei an einem kleinen Schwingtor und einem halben Dutzend strohgedeckter Häuser, und blieb erst stehen, als er zu ihrem Haus kam. Er ging auf die andere Straßenseite, um etwas Abstand zu gewinnen, aber selbst durch den Nebel konnte er in das Fenster hineinsehen.
    Sie war da. Mit einer Tasse in der Hand ging sie durch das Wohnzimmer, klein und zierlich. Er wollte nur zu ihr. Er mußte sie sehen, mit ihr sprechen. Sie in die Arme nehmen, sich von ihr gehalten fühlen.
    Er trat vom Bürgersteig herunter. Im selben Moment brauste ein Auto heran, hupte warnend, scherte aus, um ihm auszuweichen. Es brachte ihn wieder zu Verstand.
    Er beobachtete, wie sie zum offenen Kamin ging und Holz aufs Feuer legte. Wie damals. Und als sie sich vom Feuer abgewandt hatte und ihre Blicke einander begegnet waren, hatte sie ihm lächelnd die Hand entgegengestreckt.
    »Tonio«, hatte sie leise und voller Liebe gesagt.
    Und er hatte geantwortet, wie in diesem Augenblick. »Tigresse.« Nur ein Flüstern. »Tigresse .«
    Lynley kam um halb sechs in Cambridge an und fuhr direkt nach Bulstrode Gardens, das ihn an Jane Austens Zuhause in Chawton erinnerte. Die gleiche Symmetrie - zwei Fenster und zwischen ihnen die weißgestrichene Tür, drei Fenster in gleichmäßigen Abständen darüber. Das Haus mit dem Ziegeldach und mehreren schlichten Kaminen war ein rechteckiger, massiver, architektonisch uninteressanter Bau. Aber Lynley war nicht enttäuscht wie damals in Chawton. Von Jane Austen hätte man erwartet, daß sie in einem versponnenen Häuschen mit Strohdach und romantischem Blumengarten gelebt hatte. Bei einem jungen Dozenten der theologischen Fakultät, der eine Frau und drei kleine Kinder zu ernähren hatte, erwartete man solche Verstiegenheit nicht.
    Er stieg aus dem Bentley und zog seinen Mantel über. Der Nebel bedeckte Spuren der Gleichgültigkeit und Vernachlässigung am Haus mit einem gütigen Schleier. Doch daß im Garten nichts getan worden war, ihn für den Winter zu rüsten, sah man deutlich. Die halbmondförmige Auffahrt vor dem Haus war mit braunen Herbstblättern übersät, und das große Blumenbeet im Inneren des Halbmonds, von der Straße durch eine niedrige Backsteinmauer abgegrenzt, ging fast unter im wuchernden Unkraut. Die Sommerpflanzen lagen schwarz und tot auf der festen dunklen Erde, Bäume und Büsche wuchsen wild und unbeschnitten.
    Lynley ging unter einer schlanken Birke am Rand der Auffahrt hindurch. Aus einem Nachbarhaus konnte er schwach Musik hören, und irgendwo im Nebel wurde krachend eine Tür zugeschlagen. Es klang wie ein Pistolenschuß. Er schlug einen Bogen um ein umgekipptes Dreirad, stieg die Stufe zur Veranda hinauf und läutete.
    Von drinnen antworteten ihm die lauten Rufe zweier Kinder, die polternd zur Tür stürmten und gegen das Holz trommelten.
    »Tante Helen!« rief eines von ihnen. »Tante Helen!«
    Im Zimmer rechts neben der Haustür ging Licht an. Ein Säugling begann zu weinen. Eine Frau rief: »Einen Augenblick!«
    »Tante Helen. Es hat geklingelt.«
    »Ich weiß, Christian.«
    Die Außenbeleuchtung über der Haustür ging

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