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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einzusammeln. Er half ihr. Im kalten Licht der Küche konnte er sehen, wie blaß sie war. »Wie lange bleibst du noch?« fragte er.
    »Fünf Tage. Am Samstag kommt Daphne für zwei Wochen. Danach Mutter, auch für zwei Wochen. Dann muß Pen allein fertig werden.« Sie strich sich eine kastanienbraune Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich frage mich, wie sie es schaffen soll, Tommy. So schlimm war es noch nie.«
    »Christian sagte, daß sein Vater wenig zu Hause ist.«
    Helen preßte die Lippen aufeinander. »Das ist noch milde ausgedrückt.«
    Er berührte ihre Schulter. »Was ist mit ihnen, Helen?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist ein Kampf bis aufs Messer, aber sie sprechen beide nicht darüber.« Sie lächelte trübe. »Das ist nun die Seligkeit einer Ehe, die im Himmel geschlossen worden ist.«
    Getroffen zog er seine Hand weg.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    Er zuckte mit einem schwachen Lächeln die Achseln und stellte den letzten Topf in den Schrank.
    »Tommy?« Er sah sie an. »Es hat keinen Sinn. Das weißt du, nicht wahr? Du hättest nicht kommen sollen.«
    Sie stand auf und ging zum Kühlschrank. Sie nahm vier Eier, Butter, ein Stück Käse und zwei Tomaten heraus. Sie holte einen Laib Brot aus dem Brotkasten. Dann bereitete sie rasch, ohne zu sprechen, das Abendessen für die Kinder, während Christian mit einem Bleistiftstummel, den er irgendwo gefunden hatte, die Tischplatte bekritzelte. Perdita wiegte sich daumenlutschend mit übersinnlichem Blick.
    Lynley stand neben der Spüle und sah Helen zu. Er hatte seinen Mantel noch immer nicht ausgezogen. Sie hatte ihn ihm nicht abgenommen. Was, fragte er sich, hatte er sich von diesem Überraschungsbesuch erhofft? Hatte er erwartet, daß sie sich ihm dankbar in die Arme werfen würde? In ihm den starken Retter sehen würde? Barbara Havers hatte recht. Er war wirklich ein Narr.
    »Dann gehe ich jetzt wohl besser«, sagte er.
    Sie hob kurz den Kopf, während sie Rührei aus der Pfanne auf zwei Teller löffelte. »Fährst du nach London zurück?« fragte sie.
    »Nein. Ich habe hier zu tun.« Er berichtete ihr kurz von dem Fall, der ihn hergeführt hatte, und sagte zum Schluß: »Ich habe ein Zimmer im St. Stephen's.«
    »Ah, zurück in die Studienzeit.« Sie trug die beiden Teller zum Tisch und stellte jedem Kind ein Glas Milch hin. Christian stürzte sich mit Heißhunger aufsein Abendessen. Perdita wiegte sich. Helen drückte ihr eine Gabel in die Hand und strich ihr zärtlich über die Wange.
    »Helen.« Es war ein Trost, ihren Namen sagen zu können. Sie sah auf. »Ich gehe jetzt.«
    »Warte, ich bringe dich hinaus.«
    Sie ging mit ihm durchs Wohnzimmer zur Haustür. Es war kälter in diesem Teil des Hauses. Er blickte zur Treppe.
    »Soll ich Pen guten Tag sagen?«
    »Besser nicht, Tommy.« Er räusperte sich, nickte. Sie berührte leicht seinen Arm. »Bitte, versteh mich.«
    Er wußte, daß sie nicht von ihrer Schwester sprach. »Kann ich dich nicht wenigstens zum Abendessen hier weglotsen?«
    »Ich kann sie nicht mit den Kindern allein lassen. Und ich habe keine Ahnung, wann Harry nach Hause kommt. Er bleibt heute abend zu einem Bankett im Emmanuel College. Kann sein, daß er auch dort übernachtet. Das hat er diese Woche schon viermal getan.«
    »Rufst du mich an, wenn er nach Hause kommen sollte?«
    »Er wird sich nicht...«
    »Rufst du mich an?« »Ach, Tommy.«
    Verzweifelt fragte er: »Ich habe diesen Fall freiwillig übernommen, Helen. Als ich hörte, daß es Cambridge war.«
    Sobald die Worte heraus waren, verachtete er sich für dieses Manöver. Es war die übelste Art von Gefühlsmanipulation, ihrer beider nicht würdig. Sie erwiderte nichts. Er hob die Hand und streichelte ihre Wange. Sie lehnte sich an ihn und legte warm ihren Arm um ihn. Er schmiegte seine Wange an ihr weiches Haar.
    »Christian hat gesagt, er mag dich, weil du gut riechst.«
    Er hörte ihrer Stimme an, daß sie lächelte. »Ach ja?«
    »Ja.« Noch einen Moment hielt er sie fest und berührte mit den Lippen ihren Scheitel. »Christian hat recht«, sagte er und ließ sie los. Er öffnete die Haustür.
    »Tommy.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    Er wartete schweigend, in der Hoffnung, daß sie einen ersten Schritt machen würde.
    »Ich rufe dich an, wenn Harry heimkommen sollte.«
    »Ich liebe dich, Helen.« Er ging zu seinem Wagen.
    Helen kehrte in die Küche zurück. Zum ersten Mal in den neun Tagen, seit sie in Cambridge war, sah sie sich in Ruhe mit dem Blick einer

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