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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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an, und Lynley hörte das Geräusch des zurückschnappenden Riegels. »Vorsicht, Schatz, geh ein bißchen zur Seite«, sagte die Frau, als sie die Tür öffnete.
    »Tommy!« rief Lady Helen Clyde. Sie hatte einen Säugling im Arm, und ein Junge und ein Mädchen drängten sich an ihre Beine. Sie trat einen Schritt zurück und zog die Kinder mit sich. »Du bist in Cambridge?«
    »Ja.«
    Sie warf einen Blick über seine Schulter, als erwartete sie, daß er in Begleitung sei. »Ganz allein?«
    »Richtig.«
    »So eine Überraschung. Komm herein.«
    Im Haus roch es nach nasser Wolle, saurer Milch, Babypuder und Windeln, und überall im Wohnzimmer lagen Spielsachen herum, aufgeschlagene Bilderbücher mit zerrissenen Seiten auf Sofa und Sesseln, abgelegte Pullover und Jacken vor dem Kamin. Eine fleckige blaue Decke hing über einem Kinderschaukelstuhl. Lynley folgte Helen durch das Wohnzimmer in die Küche. Neugierig und ein wenig herausfordernd sah Christian Lynley an.
    »Wer ist der Mann, Tante Helen?« fragte der kleine Junge. Seine Schwester blieb, den Daumen im Mund, an Helens Seite. »Hör auf, Perdita«, sagte er. »Mami hat gesagt, du sollst nicht lutschen. Du bist ein richtiges Baby.«
    »Christian!« mahnte Helen sanft. Sie führte Perdita zu einem Kindertisch unter einem der Fenster und setzte sie auf das kleine Stühlchen. Den Daumen im Mund, begann das Kind sich hin- und herzuwiegen, ohne die großen dunklen Augen von Helen abzuwenden.
    »Sie kommen gar nicht gut mit der neuen kleinen Schwester zurecht«, sagte Helen leise zu Lynley und nahm den weinenden Säugling an die andere Schulter. »Ich wollte sie eben zum Stillen hinaufbringen.«
    »Wie geht es Pen?« fragte Lynley.
    Helen sah zu den Kindern hinunter. Der eine Blick sagte alles. »Ich bringe nur die Kleine rasch hinauf«, sagte sie. »Ich bin gleich wieder da.« Sie lächelte. »Ich kann dich doch einen Moment mit den Kindern allein lassen?«
    »Beißt er?«
    »Nur Mädchen.«
    »Sehr tröstlich.«
    Lachend ging sie davon. Er hörte ihre Schritte auf der Treppe und ihre gedämpfte Stimme, als sie tröstend auf den weinenden Säugling einsprach.
    Er wandte sich den Kindern zu. Es waren Zwillinge, das wußte er, etwas über vier Jahre alt, Christian und Perdita. Das kleine Mädchen war die Älteste, aber der Junge war größer und aggressiver und, wie Lynley sehen konnte, nicht bereit, sich von freundlichen Annäherungsversuchen Fremder locken zu lassen.
    »Mami ist krank.« Christian begleitete dieses Statement mit einem Fußtritt gegen einen Küchenschrank. Dann schleuderte er seine blaue Decke, die er mitgeschleppt hatte, auf den Boden, riß die Schranktür auf und begann auszuräumen, einen Topf nach dem anderen. »Das Baby ist Schuld dran. Es hat Mami krank gemacht.«
    »Das kommt manchmal vor«, sagte Lynley. »Es wird ihr bestimmt bald wieder bessergehen.«
    »Mir macht's sowieso nichts aus.« Christian knallte einen Topf auf den Boden. »Aber Perdita heult dauernd. Und gestern hat sie nachts ins Bett gemacht.«
    Lynley sah das kleine Mädchen an, das sich stumm hin- und herwiegte und hingebungsvoll am Daumen lutschte.
    »Aber doch sicher nicht mit Absicht«, sagte er.
    »Daddy kommt fast nie heim.« Christian zog einen zweiten Topf aus dem Schrank und hieb mit ihm gnadenlos auf den ersten ein. »Daddy mag das Baby nicht. Er ist böse auf Mami.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich mag Tante Helen. Sie riecht gut.«
    Endlich ein gemeinsames Thema. »Ja, das stimmt.«
    »Magst du Tante Helen?«
    »Ja, ich mag sie sehr gern.«
    Christian schien dies als Grundlage für eine Freundschaft zu genügen. Er stand auf und rammte Lynley einen Topf mit Deckel in den Oberschenkel. »Da!« sagte er. »Du mußt das so machen.« Und er knallte kräftig mit dem Deckel auf den Topf.
    »Also, wirklich, Tommy! Ermutigst du ihn etwa noch?« Helen schloß die Küchentür hinter sich und sammelte Töpfe und Deckel ein. »Setz dich zu Perdita, Christian. Ich mache euch das Abendessen.«
    »Nein! Ich will spielen.«
    »Jetzt nicht.« Helen entwand ihm einen Topf, hob ihn hoch und trug ihn zum Tisch. Er schrie und tobte. Seine Schwester beobachtete ihn mit großen Augen, ohne aufzuhören, sich zu wiegen. »Ich muß ihnen das Abendessen machen«, sagte Helen zu Lynley. »Vorher beruhigt er sich nicht.«
    »Ich bin zu einer ungünstigen Zeit gekommen.«
    »Das kann man wohl sagen.« Sie seufzte.
    Er war enttäuscht. Sie kniete nieder und begann die Töpfe vom Boden

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