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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Außenstehenden in dem Raum um. Alles zeugte von Verwahrlosung.
    Der gelbe Linoleumboden, den sie erst vor drei Tagen gründlich geschrubbt hatte, starrte schon wieder vor Schmutz und war voller Flecken von verschütteten Getränken und Speisen. Die schmierig aussehenden Wände waren von unzähligen grauen Fingerabdrücken der Kinder übersät. Auf den Arbeitsplatten drängte sich ein Wust von Dingen, die sonst nirgends Platz gefunden hatten - ein Stapel ungeöffnete Post, eine hölzerne Schale mit Äpfeln und braun verfärbten Bananen, Zeitungen, ein Marmeladenglas mit Kochlöffeln, ein Malbuch und Malkreiden, ein Toaster und eine Reihe verstaubter Bücher. Der Gasherd war mit Essensresten verkrustet, und über drei leeren Bastkörben auf dem Kühlschrank hatten sich Spinnweben zusammengezogen.
    Wie, dachte Helen, hatte dieser Anblick auf Lynley gewirkt? Er hatte Bulstrode Gardens von einem einzigen Besuch zweifellos ganz anders in Erinnerung gehabt - ein gepflegter sommerlicher Garten, Drinks und heitere Gespräche auf der schönen Terrasse, die mittlerweile einem Spielplatz und Sandkasten für die Kinder hatte weichen müssen. Ihre Schwester und Harry Rodger waren damals ein leidenschaftlich verliebtes junges Paar gewesen und hatten nur füreinander Augen gehabt. Die Außenwelt schien für sie nicht zu existieren. Sie tauschten tiefe Blicke und lächelten wissend; sie berührten einander bei jeder Gelegenheit; sie fütterten sich gegenseitig mit kleinen Häppchen und tranken aus einem Glas. Bei Tag hatte jeder sein eigenes Leben - Harry an der Universität, Pen im Fitzwilliam Museum -, doch bei Nacht waren sie eins.
    Helen hatte soviel hingebungsvolle Zärtlichkeit damals übertrieben und peinlich gefunden. Jetzt allerdings gestand sie sich ein, daß es ihr viel lieber gewesen wäre, ihre Schwester und Harry miteinander turteln zu sehen, als die drastische Veränderung miterleben zu müssen, die mit der Geburt des dritten Kindes in die Beziehung eingetreten war.
    Christian, der noch beim Abendessen saß, hatte seine Toaststreifen zu Bombern umfunktioniert, die er mit Karacho auf seinen Teller hinuntersausen ließ. Sein Pullover war verschmiert von einer Mischung aus Ei, Tomate und Käse. Perdita hatte ihr Essen kaum angerührt. Sie saß reglos auf ihrem kleinen Stuhl, ihre Puppe auf dem Schoß, die sie nachdenklich betrachtete, aber nicht berührte.
    Helen kniete neben ihr nieder, während Christian mit lautem Gebrüll einen neuen Angriff auf seinen Teller startete.
    Perdita zuckte zusammen, als ihr ein Stück Tomate ins Gesicht flog.
    »Das reicht, Christian.« Helen nahm ihm seinen Teller weg. Er war ihr kleiner Neffe, sie liebte ihn, aber nach neun Tagen ständigen Kampfs war ihre Geduld fast erschöpft. Sie konnte in diesem Moment nicht einmal Verständnis für die unausgesprochenen Ängste aufbringen, die sich, wie sie wußte, hinter seinem aggressiven Verhalten verbargen. Er setzte zu wütendem Protestgeheul an. Sie griff über den Tisch und legte ihm die Hand auf den Mund.
    »Schluß jetzt. Sei nicht so ungezogen. Das reicht wirklich, Christian.«
    Erschrocken über Helens ungewohnt scharfen Ton, fing der Junge an zu weinen. »Mami!« jammerte er.
    Ohne Skrupel machte Helen sich ihren Vorteil zunutze. »Ja, Mami. Sie braucht Ruhe, das weißt du, aber du kümmerst dich gar nicht darum.« Er sagte nichts, hörte aber auf zu weinen, und sie wandte sich seiner Schwester zu. »Willst du nicht etwas essen, Perdita?«
    Das kleine Mädchen starrte nur stumm auf die Puppe auf seinem Schoß. Helen seufzte. »Ich gehe jetzt nach oben und sehe nach Mami und dem Baby«, sagte sie zu Christian. »Seid solange brav, ihr beiden, ja?«
    Christian musterte den Teller seiner Schwester. »Sie hat überhaupt nichts gegessen.«
    »Vielleicht kannst du sie überreden, wenigstens ein bißchen was zu essen.«
    Sie ließ die beiden in der Küche zurück. Oben war es still, und sie nahm sich einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen. Sie lehnte die Stirn an das kühle Glas eines Fensters und dachte an Lynley und sein unerwartetes Erscheinen in Cambridge.
    Fast zehn Monate waren vergangen, seit er ihr Hals über Kopf nach Skye nachgefahren war; fast zehn Monate seit jenem eisigen Januartag, an dem er sie gebeten hatte, seine Frau zu werden, und sie ihm einen Korb gegeben hatte. Er hatte kein zweites Mal gefragt, und seither waren sie stillschweigend übereingekommen, sich auf die ungezwungene Freundschaft zurückzuziehen, die sie

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