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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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feuchten Wolle seines eigenen Mantels.
    Die Tür wurde ihm von einer großen blonden Frau mit einem fein gezeichneten, etwas starren Gesicht geöffnet. Sie sah viel zu jung aus, um Elenas Mutter sein zu können, und sie wirkte auch nicht gerade gramgebeugt. Nie, dachte Lynley, während er sie betrachtete, hatte er einen Menschen von so vollendeter Körperhaltung gesehen; als hätte kurz vor seinem Läuten eine unsichtbare Hand jedes Glied, jedes Gelenk und jeden Muskel genau eingerichtet.
    »Ja?« Nur ihre Lippen bewegten sich.
    Er zeigte ihr seinen Ausweis, nannte seinen Namen und bat um ein Gespräch mit den Eltern der Toten.
    Sie sagte nur: »Ich hole meinen Mann«, und ließ ihn im Eingang stehen. Zu seiner Linken führte eine Tür in ein Wohnzimmer. Zu seiner Rechten war eine Glasveranda mit einem Rattantisch, der zum Frühstück gedeckt war.
    Lynley zog seinen Mantel aus, legte ihn über das polierte Treppengeländer und trat ins Wohnzimmer. Dort blieb er stehen, von dem, was er sah, auf unerklärliche Weise zurückgestoßen. Wie der Eingang hatte das Wohnzimmer Parkettboden; wie im Eingang lag ein Orientteppich darüber. Die Möbel - ein Sofa, zwei Sessel, eine Chaiselongue - waren in grauem Leder gehalten, die Beistelltische hatten Glasplatten und Füße aus rosageädertem Marmor. Die Aquarelle an den Wänden waren auf das Farbschema des Wohnzimmers abgestimmt und hingen genau in der Mitte über dem Sofa; das erste eine Schale mit Aprikosen auf einem Fensterbrett, hinter dem ein sanft türkisblauer Himmel leuchtete, das zweite eine schlanke graue Vase mit lachsfarbenem Mohn, von dem drei Blüten auf den elfenbeinfarbenen Untergrund gefallen waren. Beide Bilder waren mit »Weaver« signiert. Jemand in der Familie malte also. Auf einem Glastisch an der Wand stand neben einem Arrangement Seiden-tulpen eine in Silber gerahmte Fotografie. Abgesehen von dem Foto und den beiden Aquarellen wirkte der Raum völlig unpersönlich, und Lynley fragte sich, wie die übrigen Räume des Hauses aussahen. Er trat zu dem Glastisch, um sich die Fotografie anzusehen. Es war ein Hochzeitsporträt, nach der Länge von Weavers Haar zu urteilen, vielleicht zehn Jahre alt. Und die Braut - die sehr ernsthaft und überraschend jung aussah - war die Frau, die ihm eben die Tür geöffnet hatte.
    »Inspector?« Lynley stellte die Fotografie zurück, als Anthony Weaver ins Zimmer kam. Er ging sehr langsam. »Elenas Mutter schläft. Soll ich sie wecken?«
    »Sie hat etwas genommen, Darling.« Weavers Frau stand unschlüssig an der Tür, eine Hand an der silbernen Brosche am Revers ihrer Jacke.
    »Lassen Sie sie ruhig schlafen«, sagte Lynley.
    »Der Schock«, bemerkte Weaver und fügte hinzu: »Sie ist erst heute nachmittag aus London gekommen.«
    »Soll ich eine Tasse Kaffee machen?« fragte Weavers Frau, die sich nicht weiter ins Zimmer gewagt hatte.
    »Danke, für mich nicht«, sagte Lynley.
    »Für mich auch nicht. Danke dir, Justine.« Weaver lächelte ihr flüchtig zu - die Anstrengung, die ihn das kostete, war offenkundig - und hielt ihr eine Hand hin zum Zeichen, daß sie hereinkommen sollte. Als sie sich zu ihnen gesellt hatte, ging Weaver zum offenen Kamin und zündete das Gasfeuer unter einem kunstvollen Arrangement künstlicher Kohle an. »Bitte nehmen Sie Platz, Inspector.«
    Weaver selbst wählte einen der beiden Ledersessel, und seine Frau nahm den anderen. Lynley, der auf dem Sofa Platz genommen hatte, beobachtete einen Moment schweigend den Mann, der an diesem Morgen seine Tochter verloren hatte. Die braunen Augen hinter den dicken, in Nickel gefaßten Brillengläsern, waren blutunterlaufen, die unteren Lider rot und aufgequollen. Seine Hände - kleine Hände für einen Mann seiner Statur - zitterten bei jeder Geste, und seine Lippen, teilweise unter einem dunklen Schnurrbart verborgen, bebten, während er stumm auf ein Wort von Lynley wartete.
    Ein Mann mittleren Alters, der füllig zu werden begann, im dunklen Haar die ersten grauen Strähnen, das Gesicht nicht mehr jugendlich glatt. Er trug einen Anzug mit Weste und goldene Manschettenknöpfe und wirkte trotz dieses förmlichen Anzugs in der kühlen, durchdachten Eleganz, die ihn umgab, völlig fehl am Platz.
    »Was möchten Sie wissen, Inspector?« Weavers Stimme war so unsicher wie seine Handbewegungen. »Sagen Sie mir, was wir tun können, um zu helfen. Ich muß es wissen. Ich muß dieses Ungeheuer finden. Er hat sie erdrosselt. Hat man Ihnen das gesagt? Ihr Gesicht

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