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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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in einen Skandal ganz anderer Art verwickelt zu werden, ob nun mit oder ohne Hilfe von New Scotland Yard.«
    »Ja. Das ist mir durchaus klar.«
    »Dann kann doch das Eingreifen des Yard...«
    Cuff unterbrach Lynley abrupt. »Elena ist auf Robinson Crusoe's Island getötet worden. Kennen Sie die Insel? Nicht weit von der Mill Lane und dem University Centre. Sie ist ein beliebter Treffpunkt der jungen Leute, ein Ort, an dem sie trinken und rauchen können.«
    »Sie meinen, die Studenten? Das finde ich aber merkwürdig.«
    »Natürlich. Nein, die Studenten sind nicht auf die Insel angewiesen. Sie können in ihren Gemeinschaftsräumen trinken und rauchen. Die oberen Semester können ins University Centre gehen. Und jeder, der noch mehr vorhat, kann das in seinem eigenen Zimmer tun. Wir haben natürlich gewisse Regeln, aber ich kann nicht behaupten, daß sie mit großem Nachdruck durchgesetzt werden.«
    »Dann treffen sich auf der Insel wohl vor allem die jungen Leute aus der Stadt.«
    »Am Südende, ja.« Cuff nickte. »Am Nordende haben sich ein paar Bootsbauer niedergelassen, die im Winter Boote reparieren.«
    »Boote des Colleges?«
    »Auch, ja.«
    »Dort also können Studenten und Bürger der Stadt aufeinander treffen?«
    Cuff nickte. »Sie denken an einen unerfreulichen Zusammenstoß zwischen einem Studenten und jemandem aus der Stadt? Ein Wort gibt das andere, und am Ende geschieht ein Mord aus Rache?« »Wäre Elena Weaver so etwas zuzutrauen gewesen?«
    »Sie denken an eine Auseinandersetzung, die zu einem Hinterhalt führte?«
    »Es wäre eine Möglichkeit.«
    Cuff starrte über den Rand seines Sherryglases auf einen antiken Globus, der in einem der Erkerfenster der Bibliothek stand. »Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Elena war nicht der Typ, der einen Streit vom Zaun bricht. Ich bezweifle überhaupt, daß es jemand aus der Stadt war, wenn wir annehmen, daß der Mörder sie kannte und ihr auflauerte. Soviel ich weiß, hatte sie keinerlei Beziehung zu Bürgern von Cambridge.«
    »Dann also ein völlig willkürliches Verbrechen?«
    »Der Nachtwächter meinte, daß sie das Collegegelände gegen Viertel nach sechs verließ. Sie war allein. Es wäre natürlich das Bequemste, sich zu sagen, daß sie von einem Mörder getötet wurde, der sie nicht kannte, und basta. Aber leider kann ich daran nicht recht glauben.«
    »Sie vermuten, es war jemand, der sie kannte? Jemand aus einem der Colleges?«
    Cuff bot Lynley eine Zigarette aus der Rosenholzdose auf dem Tisch an. Als Lynley ablehnte, zündete er sich selbst eine an, blickte einen Moment ins Leere und sagte dann: »Das halte ich für wahrscheinlicher, ja.«
    »Und haben Sie irgendwelche Vermutungen?«
    Cuff kniff die Augen zusammen. »Überhaupt keine.«
    Lynley vermerkte den kategorischen Ton und führte Cuff zum Beginn ihres Gesprächs zurück. »Sie sagten vorhin, Elena wäre begabt gewesen.«
    »Ah ja, eine verräterische Bemerkung, nicht wahr?«
    »Nun ja, sie weist eher auf Versagen als auf Erfolg hin. Wie sah es denn mit ihren Leistungen aus?«
    »Soviel ich weiß, war ihr Schwerpunkt in diesem Jahr englische Literaturgeschichte, aber der Tutor kann es Ihnen ganz genau sagen, wenn es Sie interessiert. Er hat Elena seit ihrem ersten Semester geholfen, sich hier in Cambridge zurechtzufinden.«
    Lynley zog eine Augenbraue hoch. Die Funktion des Tutors war ihm vertraut. Es ging dabei weniger um akademische als um persönliche Hilfestellung. Die Tatsache, daß er Elena Weaver durchgehend betreut hatte, ließ darauf schließen, daß ihre Probleme über die üblichen Startschwierigkeiten einer orientierungslosen Studienanfängerin hinausgegangen waren.
    »Hat es denn Probleme gegeben?«
    Cuff nahm sich einen Moment Zeit, um die Asche seiner Zigarette in einen Porzellanaschenbecher zu stäuben, ehe er sagte: »Ja, mehr als üblich. Sie war ein intelligentes jungen Mädchen und hat sehr gut geschrieben, aber schon sehr bald im ersten Semester versäumte sie Übungsstunden, und da leuchtete bei uns das erste rote Licht auf.«
    »Und weiter?«
    »Sie schwänzte Seminare. Sie erschien zu mindestens drei Übungsstunden in angetrunkenem Zustand. Sie blieb die ganze Nacht fort - der Tutor kann Ihnen sagen, wie oft das vorkam, wenn es wichtig ist -, ohne sich beim Pförtner abzumelden.«
    »Und ich nehme an, Sie haben sie wegen Ihres Vaters nicht an die Luft gesetzt. Ist sie vielleicht nur seinetwegen im St. Stephen's aufgenommen worden?«
    »So kann man das

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