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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gehalten.
«Wa -?» sagte er verdutzt und bekam in diesem Augenblick eine volle
Ladung der chemischen Keule ins Gesicht. Ann hatte genau den richtigen Zeitpunkt gewählt, ihm unter die Brillengläser in die Augen gezielt
und ihn beim Einatmen erwischt. Er hatte das Gefühl, als stünde sein
Gesicht in Flammen; der sengende Schmerz verbreitete sich bis in seine
Lungen. Er fiel auf die Knie, schlug die Hände vors Gesicht, bekam
keinen Ton heraus und sah auch den Wagen nicht, der neben ihm hielt.
Die Tür ging auf, der Fahrer stieg aus und versetzte ihm einen Handkantenschlag ins Genick.
Bea sah zu, wie er schlaff wurde - perfekt, dachte sie. Die Fondtür des
Wagens ging auf, Hände packten Gregory bei den Schultern, zerrten ihn
hinein. Bea und Ann halfen bei den Beinen; der Fahrer stieg wieder ein.
Die hintere Wagentür wurde zugeschlagen, sie bekamen Gregorys Wagenschlüssel zugeworfen, und dann fuhr der Plymouth schon an. Ann schaute sofort in die Runde. Niemand hatte sie beobachtet.
Beruhigt ging sie mit Bea fort.
«Was haben Sie mit ihm vor?» fragte Bea.
«Was geht Sie das an?» versetzte Tanja Bisjarina rasch.
«Sie werden ihn doch nicht etwa -»
«Nein, umbringen wollen wir ihn nicht.» Ganz so sicher war sich Ann
dessen zwar nicht, bezweifelte aber, daß mit Mord zu rechnen war.
Gegen eine unverletzliche Regel hatten sie schon verstoßen. Das reichte
für einen Tag.
    * Leonid, gegenwärtiger Tarnname «Bob», hielt auf die Ausfahrt des Parkplatzes zu. Die gefährlichste Phase dieser praktisch ungeplanten Aktion war glatt verlaufen. Lenny, der hinten saß, hatte die Aufgabe, den gerade entführten amerikanischen Offizier zu bewachen. Er war ein durchtrainierter Typ und ehemaliger Angehöriger der Kommandotruppe Speznas. Bill auf dem Nebensitz hatte man ausgewählt, weil er naturwissenschaftlich vorgebildet war.
    Major Gregory begann zu stöhnen und sich zu bewegen Der Handkantenschlag hatte ihn zwar betäubt, aber außer heftigen Kopfschmerzen keinen bleibenden Schaden verursacht. Lenny kam er wie ein Kind vor, das aus tiefem Schlaf erwacht. Es roch so stark nach chemischer Keule, daß alle Fenster einen Spalt geöffnet waren. Eigentlich hatten die KGB-Offiziere den Gefangenen körperlich ruhigstellen wollen, doch Fesseln konnten zu Schwierigkeiten führen, zum Beispiel wenn sie entdeckt wurden. Lenny war aber durchaus in der Lage, den Amerikaner unter Kontrolle zu halten. Man war eben vorsichtig, durch Erfahrung gewitzt und wollte nichts dem Zufall überlassen. Als er wieder zu sich kam, nahm er als erstes den Schalldämpfer einer automatischen Pistole wahr, der ihm an die Nase gedrückt wurde.
    «Major Gregorij», sagte Lenny und sprach den Namen mit Absicht russisch aus, «wir wissen, daß Sie ein intelligenter und vielleicht auch mutiger junger Mann sind. Wenn Sie Widerstand leisten, werden Sie getötet», log er. «Darin bin ich sehr geschickt. Sie werden keinen Ton sagen und sich nicht rühren. Wenn Sie Folge leisten, wird Ihnen nichts geschehen. Haben Sie mich verstanden? Wenn ja, nicken Sie nur.» Gregory war jetzt voll bei Bewußtsein. Nach dem Handkantenschlag hatte er das Gefühl, als sei sein Kopf so prall wie ein Luftballon. Aus seinen Augen strömten Tränen, jeder Atemzug brannte wie Feuer in der Brust. Bei dem vergeblichen Versuch, sich gegen die Entführer zu wehren, hatte er jäh erkannt, warum er Bea haßte. Es war nicht ihre patzige Art oder ihre seltsame Kleidung, sondern etwas anderes, über das er jetzt nicht nachdenken wollte. Nun hatten andere Überlegungen Vorrang. Seine Gedanken rasten wie nie zuvor. Er nickte.
    «Sehr gut», sagte die Stimme, und kräftige Arme hoben ihn vom Boden des Wagens auf den Rücksitz. An der Brust spürte er den Druck der Pistole.
    «Die Wirkung des chemischen Reizmittels wird in ungefähr einer Stunde nachlassen», sagte Bill zu ihm. «Es bleiben auch keine Nachwirkungen zurück.»
«Wer sind Sie?» fragte Al. Seine Stimme war schwach und so rauh wie Sandpapier.
    «Lenny hat Ihnen gesagt, Sie sollen still sein», versetzte der Fahrer. «Außerdem sollte ein so intelligenter Mensch wie Sie schon längst wissen, wer wir sind. Hab ich recht?» Bob schaute in den Rückspiegel und wurde mit einem Nicken belohnt.
    Russen! sagte sich Al verwirrt. Russen hier in Amerika, und was machen die mit mir? Was wollen sie von mir? Werden sie mich umbringen? Er wußte, daß er ihnen kein Wort glauben konnte. Nun kam er sich lächerlich vor. Er war ein Mann, ein Offizier, und

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