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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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doch so hilflos wie ein Vierjähriger - und heulen tust du auch, fügte er wütend hinzu. Noch nie in seinem Leben hatte Gregory einen so tödlichen Haß verspürt. Er schaute nach rechts und erkannte, daß er nicht die geringste Chance hatte. Der Mann mit der Pistole war fast doppelt so schwer wie er und drückte ihm obendrein die Pistole an die Brust. Er konnte wegen seiner tränenden Augen nicht deutlich sehen, erkannte aber, daß der Bewaffnete ihn mit klinischem Interesse und ohne jede Gefühlsregung musterte. Dieser Mann war auf dem Gebiet der Gewaltanwendung ein Profi. Speznas, dachte Gregory sofort. Er holte tief Luft und bekam einen Hustenanfall.
    «Lassen Sie das lieber sein», warnte der Mann auf dem Beifahrersitz. «Atmen Sie vorsichtig; die Wirkung läßt mit der Zeit nach.» Erstaunliches Zeug, dieses CS, dachte Bill. Und in Amerika frei erhältlich. Bob hatte den riesigen Parkplatz verlassen und fuhr nun zu ihrem Versteck. Obwohl er sich die Route eingeprägt hatte, fühlte er sich etwas unbehaglich, denn er hatte keine Gelegenheit gehabt, sie vorher abzufahren, die Zeit zu stoppen und sich über Alternativstrecken zu informieren. Andererseits hatte er genug Amerika-Erfahrung, um vorsichtig und vorschriftsmäßig zu fahren. In dieser Gegend raste man nicht so wild wie im Nordosten, und der Verkehr auf der vierspurigen Schnellstraße war schwach, rollte entspannt dahin. Er erkannte, daß er die Fahrzeit zu optimistisch eingeschätzt hatte, aber das war nicht so wichtig. Lenny hielt ihren Gast mühelos unter Kontrolle. Es war ziemlich dunkel, es gab nur wenige Straßenlaternen, und ihr Wagen war nur einer der vielen im Berufsverkehr.
    Tanja Bisjarina war schon fünf Meilen entfernt und fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Im Wagen sah es schlimmer aus, als sie befürchtet hatte. Der Boden war praktisch mit Schokoladenpapier bedeckt; ein Wunder, daß es in dem Chevy nicht vor Ameisen wimmelt, dachte sie und bekam eine Gänsehaut. Mit einem Blick in den Rückspiegel überzeugte sie sich davon, daß Bea Taussig noch hinter ihr lag. Zehn Minuten später bog sie in ein Arbeiterviertel ab.
    Alle Häuser hatten Einfahrten, aber da selbst hier die meisten Familien zwei Autos besaßen, war die Straße vollgeparkt. An einer Ecke fand sie eine Parklücke. Taussigs Datsun erschien neben dem Chevy; Tanja Bisjarina stieg ein. Als Bea Taussig an der nächsten Ampel anhielt, kurbelte Tanja das Fenster herunter und warf Gregorys Wagenschlüssel in einen Gully. Damit war die für sie gefährlichste Phase des Unternehmens vorbei. Bea Taussig fuhr zurück zum Einkaufszentrum, damit Tanja ihren Volvo abholen konnte.
    «Bringen Sie ihn auch bestimmt nicht um ?» fragte Bea nach einer Weile. «Ganz bestimmt nicht», erwiderte Ann und wunderte sich über Beas plötzliche Gewissensbisse. «Wenn ich die Lage korrekt eingeschätzt habe, wird man ihm sogar Gelegenheit geben, seine Arbeit weiterzuführen ... anderswo. Solange er sich kooperativ zeigt, wird er sehr gut behandelt.»
«Bekommt er womöglich noch eine Freundin zugeteilt?»
«Das ist eine Methode, Männer bei Laune zu halten», gestand Tanja Bisjarina. «Glückliche Menschen leisten bessere Arbeit.»
«Wunderbar», kommentierte Bea Taussig. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu:«Ich möchte nicht, daß ihm etwas zustößt. Was er im Kopf hat, wird beiden Seiten beim Aufbau einer sichereren Welt helfen.» Daß sie ihn schlicht aus dem Weg schaffen wollte, verschwieg sie.
« Keine Angst, er ist uns viel zu wertvoll», bemerkte Ann. Es sei denn, es ginge etwas schief. In diesem Fall würde ein anderer Befehl gültig... Bob wurde von dem Stau überrascht. Er stand hinter einem Kleinbus. Wie die meisten Amerikaner haßte er die Kisten, weil sie einem den Blick nach vorne versperrten. Er zog den Aschenbecher heraus und drückte den Zigarettenanzünder ein, zog frustriert die Stirn kraus. Auch Bill auf dem Beifahrersitz rauchte. Der Qualm überlagerte wenigstens den ätzenden Gestank des Reizgases, der noch in den Polstern hing. Bob beschloß, über Nacht alle Wagenfenster offenzulassen, denn nun, da das Fahrzeug stand, tränten selbst ihm die Augen. Fast tat ihm der Gefangene wegen der massiven Dosis, die er ins Gesicht bekommen hatte, leid. Zum Glück benahm sich der Amerikaner. Wenn alles nach Plan verlief, war er bis zum Ende der Woche in Moskau. Sie hatten vor, ein oder zwei Tage abzuwarten und dann nach Mexiko zu fahren - über einen anderen Grenzübergang. Dann mit

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