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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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offenbar ein systematischer Mann, wie Mancuso beim Zuschauen feststellte - breitete seine Ausrüstung aus und prüfte sie. Die Kleidung des Mannes sah gewöhnlich, aber schäbig aus.
    «In Kiew gekauft», erklärte Clark. «Wer sich hier als Einheimischer ausgeben will, darf nicht im Maßanzug rumlaufen.» Er hatte auch einen Tarnoverall zum Drüberziehen, russische Ausweise und eine kleine Pistole mit Schalldämpfer.
    «So eine habe ich noch nie gesehen», meinte der Captain.
«Wer eine großkalibrige Waffe dämpfen will, braucht einen ellenlangen Schalldämpfer, wie ihn die Jungs vom FBI an ihren Kanonen haben. Ich aber brauche eine Waffe, die in die Hosentasche paßt. Wir ziehen hier keinen Fernsehkrimi ab, Captain. Richtig dämpfen läßt sich nur ein kleines Kaliber, ein Geschoß also, das die Schallgeschwindigkeit nicht erreicht, und der Verschluß muß versiegelt sein. Dann hört man nämlich nichts. Hier drinnen würden die Stahlwände das bißchen Schall reflektieren, aber im Freien merkt niemand was. Der Schalldämpfer wird so aufgesetzt und einmal gedreht» - Clark demonstrierte das - «und nun haben Sie einen Schuß. Der Schalldämpfer sperrt nämlich die Mechanik. Wenn Sie noch einen Schuß abgeben wollen, müssen Sie ihn zurückdrehen und die Waffe von Hand spannen.»
«Sie wollen mit einer Zweiundzwanziger, die nur je einen Schuß abgibt, an Land?»
«So wird das gemacht, Captain.»
«Mußten Sie jemals -»
«Das möchte und darf ich Ihnen nicht verraten.» Clark grinste. «Schiß habe ich schon, aber dafür werde ich bezahlt.»
«Wenn aber etwas -»
«Dann machen Sie, daß Sie verschwinden. Vergessen Sie nicht, Captain, ich bin ermächtigt, Ihnen diesen Befehl zu erteilen. Aber vorgekommen ist so etwas noch nie. Machen Sie sich also keine Sorgen. Ich zerbreche mir eh schon den Kopf - auch für Sie.»
    Maria Gerasimowa und ihrer Tochter Katrin wurde die VIP-Behandlung zuteil, die den nächsten Angehörigen eines Mitglieds des Politbüros zusteht. Eine KGB-Limousine holte sie von ihrer Achtzimmerwohnung im Kutusowski-Prospekt ab und brachte sie zum Wnukowo-Flughafen, der überwiegend für Inlandflüge benutzt wird. Dort wurden sie in einen für die wlasti reservierten Saal geführt, bekamen die Mäntel abgenommen und Kaffee angeboten.
    Maria Gerasimowa, eine nun etwas streng wirkende frühere Schönheit, wußte, daß etwas nicht stimmte. Ihr Mann hatte sie angewiesen, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein, keine Fragen zu stellen, sondern nur zu versprechen, dieser Anweisung ohne Rücksicht auf die Konsequenzen zu folgen.
    Ihre Tochter ahnte von alledem nichts. Katrin studierte im ersten Semester an der Staatsuniversität Wirtschaftswissenschaften, gab sich vorwiegend mit den Kindern ähnlich privilegierter Leute ab und war noch nie in einer irgendwie bedrohlichen Situation gewesen. Nun saß sie schweigend neben ihrer Mutter und blätterte in einer Zeitschrift. Als sie ihren Kaffee ausgetrunken hatten, wurde ihr Flug aufgerufen. «Nun, Oberst, haben Sie eine Gesamtübersicht über die Aktivitäten des Filitow angefertigt?» fragte Gerasimow lässig. Watutin merkte sofort, daß er mit anderen Dingen beschäftigt war. Seltsam, er hätte mehr Interesse zeigen sollen. Immerhin trat in einer Stunde das Politbüro zusammen.
    «Genosse Vorsitzender, über diesen Fall werden Bücher geschrieben werden. Filitow hatte Zugang zu fast allen unseren militärischen Geheimnissen und war sogar an der Formulierung unserer Verteidigungspolitik beteiligt. Ich brauchte weitere dreißig Seiten nur für einen groben Umriß seiner Taten. Das detaillierte Verhör wird mehrere Monate in Anspruch nehmen.»
    «Gründlichkeit ist wichtiger als Tempo», meinte Gerasimow wegwerfend.
Watutin reagierte nicht. «Wie Sie wünschen, Genosse Vorsitzender.»
«Und wenn Sie mich nun entschuldigen würden - heute vormittag tritt das Politbüro zusammen.»
Oberst Watutin nahm Haltung an, machte auf den Hacken kehrt und ging. Im Vorzimmer traf er Golowko, den er von der KGB-Akademie her flüchtig kannte.
«Oberst Golowko», sagte der Sekretär des Vorsitzenden gerade, «der Vorsitzende muß nun fort und bittet Sie, morgen früh um zehn wiederzukommen.»
«Aber -»
«Er geht gerade», sagte der Sekretär.
«Gut», erwiderte Golowko und erhob sich. Zusammen mit Watutin verließ er den Raum.
«Der Vorsitzende hat viel zu tun», bemerkte Watutin auf dem Weg nach draußen.
«Geht uns das nicht allen so?» versetzte der andere

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