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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Mann, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. «Seit vier Uhr früh habe ich an diesem verdammten Bericht gesessen, und jetzt will er ihn nicht einmal sehen. Na, ich gehe jetzt erst mal anständig frühstücken. Und was treibt ihr Zweier so, Klementi Wladimirowitsch?»
«Wir haben einen Haufen Arbeit.» Auch er war früh gekommen, um seine Schreibarbeiten zu erledigen, und sein Magen knurrte vernehmlich.
«Mann, hast du Kohldampf. Kommst du mit?»
Watutin nickte und ging mit zur Kantine. Offiziere vom Oberst aufwärts hatten eine eigene Messe, in der Kellner in weißen Jacketts servierten. Der Raum war niemals leer, denn beim KGB wird rund um die Uhr gearbeitet. Außerdem war das Essen vorzüglich. In der Messe war es still. Selbst über Sport wurde hier nur im Flüsterton geredet.
«Hast du nicht inzwischen mit den Abrüstungsverhandlungen zu tun?» fragte Watutin beim Tee.
«Ja, ich spiele das Kindermädchen für Diplomaten. Weißt du was? Die Amerikaner meinen doch tatsächlich, ich wäre bei der GRU.» Golowko zog die Brauen hoch - teils, um sich über die Amerikaner lustig zu machen, teils aber auch, um seinem Klassenkameraden zu zeigen, wie wichtig sein Posten war.
«Wirklich?» Watutin war überrascht. «Da hätte ich sie aber für besser informiert gehalten - zumindest... na ja -» Er zuckte die Achseln, um anzudeuten, daß er nicht weitergehen durfte. Auch ich habe meine Geheimnisse, Sergej Nikolajewitsch.
«Den Vorsitzenden beschäftigt wohl die Sitzung des Politbüros. Man hört Gerüchte -»
«Er ist noch nicht soweit», sagte Watutin mit der ruhigen Selbstsicherheit des Insiders.
«Bist du sicher?»
«Ganz sicher.»
«Und wo stehst du?» fragte Golowko.
«Wo stehst du?» versetzte Watutin. Beide tauschten einen amüsierten Blick, doch dann wurde Golowko ernst.
«Narmonow braucht eine Chance. Das Abrüstungsabkommen ist günstig für uns.»
«Meinst du wirklich?» Watutin wußte nicht, was er von der Sache halten sollte.
«Ja. Ich bin inzwischen Experte für die Waffen beider Seiten. Ich weiß, was wir haben, ich weiß auch, was die anderen haben. Genug ist genug. Einen Toten braucht man nicht mehrmals zu erschießen. Es gibt bessere Verwendungszwecke für unser Geld. Einiges muß geändert werden.»
«Paß auf, was du da sagst», warnte Watutin. Golowko war zu oft gereist, hatte den Westen gesehen, und viele KGB-Offiziere kehrten mit wundersamen Geschichten zurück - wenn die Sowjetunion nur dies, das oder jenes auf die Beine brächte... Watutin spürte die Wahrheit daran, war aber von Natur aus vorsichtig; ein typischer «Zweier» eben, der nach Gefahren Ausschau hielt, während Golowko vom Ersten Hauptdirektorat auf Gelegenheiten erpicht war.
«Sind wir nicht die Wächter? Wenn wir nicht frei sprechen können, wer dann», sagte Golowko und trat dann den Rückzug an. «Natürlich nur mit Vorsicht und immer unter der Führung der Partei -, doch selbst die Partei weiß, daß etwas geschehen muß.»
«Nur schade, daß die Partei nicht einsieht, wie nötig ihre Wächter den Schlaf haben. Übermüdete Männer machen Fehler, Sergej Nikolajewitsch.»
Golowko musterte kurz sein Rührei und senkte dann die Stimme noch weiter. «Klementi... nehmen wir einmal an, ich wüßte, daß sich ein hoher KGB-Offizier mit einem hohen CIA-Offizier trifft?»
«Wie hoch?»
«Höher als der Chef eines Hauptdirektorats», erwiderte Golowko und sagte damit Watutin, wer es war, ohne Namen oder Titel zu nennen. «Nehmen wir einmal an, daß ich die Treffs arrangiere und daß er mir sagt, den Inhalt der Gespräche brauchte ich nicht zu kennen. Und nehmen wir schließlich einmal an, daß sich dieser hohe Offizier... seltsam verhält. Was sollte ich da tun?» fragte er und bekam eine Antwort direkt aus der Dienstvorschrift:
«Selbstverständlich dem Zweiten Direktorat Meldung erstatten.»
Golowko blieb fast sein Frühstück im Hals stecken. «Prächtige Idee. Und anschließend kann ich mir gleich mit einer Rasierklinge die Kehle durchschneiden und dem Verein die Mühe eines Verhörs ersparen. Manche Leute sind über jeden Verdacht erhaben - oder so hochgestellt, daß es niemand wagt, sie zu verdächtigen.»
«Sergej, eines habe ich im Lauf der letzten Wochen gelernt: <Über jeden Verdacht erhaben> ist niemand. Wir hatten einen Fall ganz oben im Verteidigungsministerium ... unglaublich.» Watutin winkte einem Kellner und bestellte noch eine Kanne Tee. Die Unterbrechung gab dem anderen eine Chance zum Nachdenken. Golowko hatte

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