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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wies schweigend auf den Feuerleittrupp. Der sollte das seewärtige Ziel aufs Korn nehmen, während Dallas in Sehrohrtiefe und mit ausgefahrener Antenne auf die Küste zuhielt.
«971, hier Welikije-Luki-Zentrale. Gehen Sie auf neuen Kurs eins-nullvier», wies eine russische Stimme Colonel von Eich an. Der Pilot drückte auf den Sendeknopf am Knüppel.
«Luki, bitte wiederholen. Over.»
«971, Sie haben Anweisung, auf neuen Kurs eins-null-vier zu gehen und nach Moskau zurückzukehren. Over.»
«Äh, danke, Luki, negativ, wir bleiben laut Flugplan auf zwei-achtsechs. Over.»
«971, Sie haben Befehl, nach Moskau zurückzukehren!» beharrte der Fluglotse.
«Roger. Danke. Out.» Von Eich überzeugte sich davon, daß der Autopilot dem richtigen Kurs folgte, und hielt weiter nach anderen Flugzeugen Ausschau.
«Sie drehen ja gar nicht um», sagte der Russe über die Sprechanlage.
«Nein.» Von Eich drehte sich um und schaute den Mann an. «Meines Wissens haben wir nichts vergessen.»
«Man hat Ihnen aber befohlen -»
«In dieser Maschine habe ich das Kommando, und ich habe den Befehl, nach Shannon zu fliegen», erklärte der Pilot.
«Aber...» Der Russe ließ seine Gurte aufschnappen und wollte aufstehen.
«Hinsetzen!» befahl der Pilot. «Ohne meine Genehmigung verläßt niemand das Flugdeck. Sie sind hier Gast und tun gefälligst, was ich sage!» Von Eich gab dem Bordingenieur ein Zeichen, der daraufhin einen weiteren Kippschalter, den für die Kabinenbeleuchtung, umlegte. Nun war die VC-137 völlig verdunkelt. Der Pilot ging wieder auf Sendung. «Luki, hier 971. Wir haben eine elektrische Fehlfunktion, und ich möchte keine radikale Kursänderung vornehmen, ehe sie behoben ist. Verstanden? Over.»
«Was für eine Fehlfunktion?» fragte der Controller. Der Pilot fragte sich, was dem Mann mitgeteilt worden war, und tischte die nächsten Lügen auf.
«Luki, genau wissen wir das noch nicht. Wir haben einen Spannungsverlust. Die gesamte Beleuchtung ist ausgefallen; im Augenblick ist der Vogel völlig dunkel. Ich wiederhole: Wir fliegen ohne Licht. Das macht mir etwas Kummer. Ablenkungen kann ich im Augenblick nicht gebrauchen.» Das brachte ihm zwei Minuten Funkstille ein und ließ ihn zwanzig Meilen weiter nach Westen vordringen.
«971, ich habe Moskau Ihr Problem mitgeteilt. Sie haben Anweisung, sofort umzukehren. Es wird alles für eine Notlandung freigemacht», bot der Luftlotse an.
«Roger, vielen Dank, Luki, aber ich mö chte im Augenblick dennoch keine Kursänderung riskieren. Wir sind bemüht, den Fehler zu beheben. Bitte, bleiben Sie auf Empfang. Wir melden uns wieder. Out.» Colonel von Eich schaute auf die Uhr am Instrumentenbrett. Noch dreißig Minuten bis zur Küste.
«Wie bitte?» fragte Major Zarudin ungläubig. «Wer ist in die Maschine gestiegen?»
«Der Vorsitzende Gerasimow und ein verhafteter Spion», erwiderte Watutin.
«In eine amerikanische Maschine? Wollen Sie etwa sagen, daß der KGB-Vorsitzende in einem amerikanischen Flugzeug flieht?» Der für die Sicherheit am Flughafen zuständige Offizier hatte, wie es seinem Auftrag entsprach, den Fall übernommen. Nun stellte er fest, daß er es mit zwei Obersten, einem Oberstleutnant, einem Fahrer und einem Amerikaner zu tun hatte - und der verrücktesten Geschichte, die ihm je untergekommen war. «Da muß ich um Anweisungen ersuchen.»
«Mein Rang ist höher als Ihrer!» sagte Golowko.
«Aber nicht höher als der meines Vorgesetzten!» betonte Zarudin und griff nach dem Telefon. Er hatte die Fluglotsen anweisen können, die amerikanische Maschine zur Rückkehr aufzufordern; daß der Befehl mißachtet wurde, wunderte ihn nicht.
Ryan saß ganz still da, atmete kaum und bewegte noch nicht einmal den Kopf. Solange die nicht die Beherrschung verlieren, bist du ganz sicher, sagte er sich. Golowko war zu schlau, um etwas Unsinniges zu tun. Er wußte, wer Ryan war, und er wußte auch, was geschehen würde, wenn ein akkreditiertes Mitglied einer diplomatischen Delegation auch nur einen Kratzer abbekam. Etwas blessiert war Ryan schon: Sein Knöchel schmerzte teuflisch, und sein Knie blutete, aber das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Golowko starrte ihn finster an. Ryan erwiderte den Blick aber nicht, sondern kämpfte seine Angst nieder und versuchte, gelassen auszusehen.
«Wo ist seine Familie?» fragte Watutin.
«Gestern nach Tallinn geflogen», antwortete Wassili lahm. «Um Verwandte zu besuchen -»
    Nun ging es für alle zu Ende. Bondarenkos Männer hatten nur

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