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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bodengestützten Laserwaffen. Während das Außenministerium sich noch um eine Beruhigung der Lage bemühte, drohte der Westen, griff vielleicht sogar einen Verband der sowjetischen Marine an, um seine Entschlossenheit zu demonstrieren, und mobilisierte die Nato-Armeen für eine Invasion Osteuropas. Die Welt geriet in Panik. Wenn die Kriegsdrohungen des Westens einen Höhepunkt erreicht hatten, erging an die Raketenverbände der Befehl zum Abschuß von 300 SS-18, die mit jeweils drei Kernsprengköpfen die amerikanischen Minuteman-Silos angriffen. Kleinere Waffen schalteten U-Boot- und Bomberbasen aus, und man war dabei bedacht, die Zahl der Zivilopfer so gering wie möglich zu halten die Sowjets wollten die Lage nicht weiter als unbedingt notwendig verschärfen. Gleichzeitig sollten die Laser so viele amerikanische Aufklärungs- und Navigationssatelliten wie möglich funktionsunfähig machen, aber die Nachrichtensatelliten intakt lassen - ein Risiko zum Beweis «guten Willens». Vor dem Einschlag sowjetischer Kernsprengköpfe sollten die Amerikaner zu einer Reaktion auf die Attacke nicht imstande sein. (Dieser Aspekt machte Mischa Kummer, aber KGB und GRU meinten, abgesehen von den psychologischen Faktoren habe auch das amerikanische Befehlssystem ernste Schwächen.) Vermutlich würden die Amerikaner ihre U-Boot-Waffen in Reserve halten und ihre überlebenden Minutemen auf russische Raketensilos abschießen, doch es stand nicht zu erwarten, daß mehr als zwei- oder dreihundert Sprengköpfe den ersten Schlag überstanden; viele von diesen würden ohnehin leere Löcher treffen, und den größten Teil der anfliegenden Waffen würde das Verteidigungssystem abschießen.
    Nach Ablauf der ersten Stunde würden die Amerikaner erkennen müssen, daß die Wirksamkeit ihrer U-Boot-Raketen stark reduziert war. Dann gingen konstant sorgfältig vorbereitete Sprüche über den heißen Draht von Moskau nach Washington:
WIR DÜRFEN EINE WEITERE ESKALATION NICHT ZULASSEN.
    Dann würden die Amerikaner erst einmal innehalten und nachdenken. Das war entscheidend:
Jemand mag aus einem Impuls heraus oder im Zorn Städte angreifen, aber nicht auf nüchterne Überlegung hin.
Die Möglichkeit, daß eine Seite ihre Verteidigungssysteme als Begründung für einen Offensivschlag ansah, bereitete Filitow keine Sorgen. In Krisenzeiten jedoch konnte ihre Existenz die Furcht vor einem solchen Schlag verringern -, wenn die Gegenseite nicht über Abwehrsysteme verfügte. Also mußten beide Seiten welche haben. Damit war die Möglichkeit eines Erstschlags stark verringert, und die Welt war sicherer. Der Bau von Defensivsystemen war nicht mehr aufzuhalten. Den alten Krieger, der bei dem Gedanken an Interkontinentalraketen immer Unbehagen empfunden hatte, freute die Möglichkeit, daß die Dinger vielleicht endlich neutralisiert wurden und daß der Tod dorthin zurückkehrte, wo er hingehört: zu bewaffneten Männern auf dem Schlachtfeld.
Bist müde, dachte er, es ist zu spät für so tiefschürfende Gedanken. Wenn er den Bericht mit Daten aus Bondarenkos endgültiger Version ergänzt hatte, würde er ihn fotografieren und den Film seinem Kontaktmann übergeben.
Es dämmerte schon fast, als der Bogenschütze das Wrack der Antonow fand. Er hatte zehn Männer und Abdul dabei. Sie mußten sich beeilen; sobald sich die Sonne über die Berge erhob, kamen die Russen. Von einer Kuppe aus betrachtete er die Trümmer. Beide Flügel waren beim ersten Aufprall abgerissen worden, und dann war der Rumpf weitergeschossen, einen sanften Hang hinauf, hatte sich mehrmals überschlagen und war zerbrochen, bis nur noch das Leitwerk kenntlich blieb. Daß es ein Meisterstück des Piloten gewesen war, die Maschine unter diesen Bedingungen überhaupt einigermaßen unter Kontrolle zu halten und zu landen, konnte er nicht wissen. Er gab seinen Männern ein Zeichen und ging auf das Hauptteil des Wracks zu. Dort wies er sie an, nach Waffen und Dokumenten zu suchen. Der Bogenschütze selbst und Abdul wandten sich den Überresten des Hecks zu.
Wie üblich bot die Absturzstelle einen widersprüchlichen Anblick. Einige Leichen waren zerfetzt, andere sahen auf den ersten Blick unversehrt aus; seltsam friedlich. Er zählte sechs, die im Frachtraum gesessen hatten. Alles Russen, alle in Uniform. Einer trug die Uniform des KGB und war noch angeschnallt. Er hatte rosa Schaum vorm Mund, mußte nach dem Aufprall wohl noch kurz gelebt und Blut gehustet haben. Der Bogenschütze drehte die Leiche

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