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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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angewachsen gewesen wäre; aber ich hielt die lose Perücke in der Hand, und während meines Erstaunens darüber bekam er Zeit, mir das Messer in die Brust zu stoßen. Sein eigenes Haar war, wie ich noch sehen konnte, dunkel.“
    „Well! So ist kein Zweifel darüber möglich, daß Ihr es mit dem roten Cornel zu tun gehabt habt. Das ganze Leben und Tun dieses Menschen scheint aus lauter Verbrechen zusammengesetzt zu sein. Hoffentlich gelingt es uns heute, dem ein Ende zu machen.“
    „Auch ich wünsche das von ganzem Herzen. Aber Ihr habt mir noch nicht gesagt, wie wir uns des zu erwartenden Angriffs erwehren sollen.“
    „Das braucht Ihr jetzt noch nicht zu wissen. Ihr werdet es im geeigneten Augenblick erfahren. Zunächst haben sich die Arbeiter ruhig zu verhalten; sie mögen sich darauf einrichten, daß es keinen Schlaf für sie geben wird. Auch sollen sie ihre Waffen in Ordnung bringen. Noch vor Mitternacht werden sie einen Bahnzug besteigen, welcher sie an die betreffende Stelle bringen wird.“
    „Well, so muß ich mich mit diesem Bescheid begnügen. Euern Anordnungen wird Folge geleistet werden.“
    Als jener sich entfernt hatte, erkundigte sich Old Firehand bei dem Ingenieur, ob er vielleicht zwei Arbeiter habe, welche den beiden gefangenen Tramps in Beziehung auf Gestalt und Gesichtszüge ähnlich seien; auch sollten diese Mut genug besitzen, auf der Lokomotive die Stelle der Gefangenen zu vertreten. Charoy dachte nach und schickte dann seinen Neger fort, um die Personen, welche er für geeignet hielt, herbeizuholen.
    Als sie kamen, sah Old Firehand, daß die Wahl, welche der Ingenieur getroffen hatte, eine gar nicht üble sei. Die Gestalten waren fast dieselben, und was die Gesichtszüge betraf, so war vorauszusehen, daß man im Dunkel der Nacht den Unterschied nicht bemerken werde. Es galt nur noch, dafür zu sorgen, daß die Stimmen nicht allzu verschieden klangen. Darum nahm Old Firehand die beiden Arbeiter mit in das Zimmer Hartleys und stellte zum Schein noch ein kurzes Verhör mit den Tramps an. Die ersteren hörten die Stimmen der letzteren und waren also imstande, sie später nachzuahmen.
    Als dies alles besorgt war, beschloß der Jäger, nun einmal zu rekognoszieren, um zu erfahren, ob der rote Cornel vielleicht Kundschafter gesandt haue. Er verließ das Haus und suchte nach Westmannsart die Umgebung ab. Dies geschah natürlich nach der Seite hin, von welcher her sich solche Leute nähern mußten, also in der Richtung nach dem Eagle-tail.
    Wenn ein erfahrener Jäger jemand, dessen Stellung er nicht kennt, beschleichen will, so tut er's nicht ins Blaue hinein, sondern er überlegt sich, welchen Ort sich der Betreffende nach den gegebenen Verhältnissen und Umständen gewählt haben werde. Dies tat auch Old Firehand. Wenn Späher gekommen waren, so befanden sich dieselben jedenfalls an einer Stelle, von welcher aus bei Nacht die Arbeiterniederlassung möglichst ungefährlich und zugleich hinreichend zu beobachten war. Und eine solche Stelle gab es gar nicht weit entfernt vom Haus des Ingenieurs. Man hatte in das Terrain schneiden müssen, und so stieg hart am Geleise eine Böschung auf, deren Höhe einige Bäume trug. Von dort oben herunter gab es den besten Überblick, und die Bäume gewährten die nötige Deckung. Wenn irgendwo, so mußten die Spione dort gesucht werden.
    Old Firehand suchte unbemerkt von der andern Seite an den Fuß der kleinen Höhe zu kommen und kroch dann leise hinauf. Als er oben angekommen war, sah er, daß seine Berechnung ganz richtig gewesen war. Unter den Bäumen saßen zwei Gestalten, welche miteinander sprachen, natürlich so leise, daß sie unten nicht gehört werden konnten. Der kühne Jäger näherte sich ihnen so weit, daß er mit dem Kopf den Stamm des Baumes, neben welchem sie saßen, berührte. Er hätte beide mit der Hand ergreifen können. Er konnte sich so nahe an sie wagen, weil sein grauer Anzug selbst für das schärfste Auge nicht vom Boden zu unterscheiden war. Es galt zu hören, was sie sagten. Leider war gerade eine Pause eingetreten, und es verging eine geraume Zeit, bevor der eine sagte: „Hast du denn erfahren, was später, wenn wir hier fertig sind, geschehen soll?“
    „Nichts Gewisses“, antwortete der andere.
    „Man munkelt von allerlei; aber genau wissen es wohl nur wenige.“
    „Ja. Der Cornel ist verschwiegen und hat nur wenig Vertraute. Seinen eigentlichen Plan kennen wohl nur die, welche vor uns bei ihm gewesen sind.“
    „Meinst du

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