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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welche Weise Ihr diesen Indianer kennengelernt habt.“
    „Nun, es ist eigentlich gar nichts Besonderes oder gar Abenteuerliches dabei. Ich hatte mich in der Zeit verrechnet und war zu lange in den Bergen geblieben, so daß ich von dem ersten Schnee überrascht wurde. Ich mußte also oben bleiben und mich nach einem Ort umsehen, an welchem ich, ohne verhungern zu müssen, überwintern konnte. Ich ganz allein, tief eingeschneit, das war kein Spaß! Glücklicherweise kam ich noch bis an den Silbersee und erblickte dort eine Steinhütte, aus welcher Rauch aufstieg; ich war gerettet. Der Besitzer dieser Hütte war eben jener alte Indianer. Er hatte einen Enkel und einen Urenkel, namens der ‚Große‘ und der ‚Kleine Bär‘, welche –“
    „Ah! Nintropan-hauey und Nintropan-homosch?“ fiel Old Firehand ein.
    „Ja, so waren die indianischen Worte. Kennt Ihr vielleicht diese beiden, Sir?“
    „Ja. Doch weiter, weiter!“
    „Die beiden ‚Bären‘ waren nach den Wahsatschbergen hinüber, wo sie bis zum Frühjahr bleiben mußten. Der Winter kam allzu früh, und es war eine vollständige Unmöglichkeit, durch den Massenschnee von dort herüber nach dem Silbersee zu kommen. Jedenfalls waren sie um den Alten in großer Sorge. Sie wußten ihn allein und mußten überzeugt sein, daß er in dieser Einsamkeit zugrunde gehen müsse. Glücklicherweise kam ich zu ihm, und fand auch schon einen andern in seiner Hütte, eben den vorhin erwähnten Deutschen, namens Engel, welcher sich geradeso wie ich vor dem ersten Schneesturm hierher gerettet hatte. Ich schätze, daß es geraten ist, mich kurzzufassen, und will nur sagen, daß wir drei den ganzen Winter miteinander verlebten. Zu hungern brauchten wir nicht; es gab Wild genug; aber die Kälte hatte den Alten zu sehr angegriffen, und als die ersten lauen Lüfte wehten, mußten wir ihn begraben. Er hatte uns liebgewonnen und teilte uns, um sich uns dankbar zu erweisen, das Geheimnis vom Schatz des Silbersees mit. Er besaß ein uraltes Lederstück, auf welchem sich eine genaue Zeichnung der betreffenden Stelle befand, und erlaubte uns, eine Kopie davon zu machen. Zufälligerweise hatte Engel ein Papier bei sich, ohne welches wir die Zeichnung nicht hätten erhalten können, weil der Alte das Leder uns nicht geben, sondern dasselbe für die beiden ‚Bären‘ aufbewahren wollte. Er hat es am Tag vor seinem Tod vergraben, doch wo, das erfuhren wir nicht, da wir seinen Willen achteten und nicht nachforschten. Als er dann unter seinem Hügel lag, brachen wir auf. Engel hatte die Zeichnung in seinen Jagdrock eingenäht.“
    „Ihr habt nicht auf die Rückkehr der beiden ‚Bären‘ gewartet?“ fragte Old Firehand.
    „Nein.“
    „Das war ein großer Fehler!“
    „Mag sein; aber wir waren monatelang eingeschneit gewesen und sehnten uns nach Menschen. Wir kamen auch bald unter Leute, aber unter welche! Wir wurden von einer Schar Utahindianer überfallen und vollständig ausgeraubt. Sie hätten uns sicher getötet; aber sie kannten den alten Indianer, welcher bei ihnen in großen Ehren gestanden hatte, und als sie erfuhren, daß wir uns seiner angenommen und ihn dann nach seinem Tod begraben hatten, schenkten sie uns das Leben, gaben uns wenigstens die Kleider zurück und ließen uns laufen. Unsre Waffen aber behielten sie, ein Umstand, den wir ihnen nicht danken konnten, da wir ohne Waffen allen Fährlichkeiten, sogar dem Hungertod preisgegeben waren. Glücklicher- oder vielmehr unglücklicherweise trafen wir am dritten Tag auf einen Jäger, von welchem wir Fleisch erhielten. Als er hörte, daß wir nach Pueblo wollten, gab er vor, dasselbe Ziel zu haben, und erlaubte uns, uns ihm anzuschließen.“
    „Das war der rote Brinkley?“
    „Ja. Er nannte sich zwar anders, aber ich habe später erfahren, daß er so hieß. Er fragte uns aus, und wir sagten ihm alles; nur das von dem Schatz und der Zeichnung, welche Engel bei sich trug, verschwiegen wir ihm, denn er hatte kein vertrauenerweckendes Aussehen. Ich kann nicht dafür, aber ich habe stets gegen rothaarige Menschen einen Widerwillen gehabt, obgleich ich schätze, daß es unter ihnen auch nicht mehr Schurken gibt, als unter denjenigen Leuten, deren Köpfe anders gefärbte Skalpe tragen. Freilich hat uns unsre Schweigsamkeit nichts genützt. Da nur er Waffen hatte, so ging er oft fort, um zu jagen, und dann saßen wir beide beisammen und sprachen fast nur von dem Schatz. Da ist er denn einmal heimlich zurückgekehrt, hat sich

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