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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wagen will, Old Shatterhand zu beleidigen. Er mag vortreten und mit mir kämpfen, wenn ich ihn nicht für einen Feigling halten soll! Nehmt euch in acht! Ihr habt mein Gewehr gesehen und wißt, wie es schießt. Sobald es den Frauen einfällt, den Tanz der Beleidigung wieder zu beginnen, werden wir unsre Flinten sprechen lassen, und dieser Platz wird von dem Blut derer gerötet werden, welche so treulos sind, die Pfeife der Beratung, welche allen tapfern roten Kriegern heilig ist, nicht zu achten!“
    Der Eindruck dieser Worte war ein großer. Daß der berühmte Jäger es wagte, einer solchen Übermacht gegenüber Drohungen auszusprechen, erschien den Roten ganz und gar nicht als ein wahnsinniges Beginnen; es imponierte ihnen. Sie wußten, daß seine Worte nicht leere Reden seien, sondern daß er sie zur Wahrheit machen werde. Die Frauen und Mädchen zogen sich, ohne einen Befehl dazu erhalten zu haben, zurück. Die Männer flüsterten einander halblaute Bemerkungen zu, wobei am deutlichsten die Worte ‚Old Shatterhand‘ und ‚das Gewehr des Todes‘ zu hören waren. Es traten einige mit Federn geschmückte Krieger zu dem ‚Großen Wolf‘ und sprachen mit ihm; dann näherte sich dieser der noch immer im Anschlag sich befindenden Gruppe der vier Jäger und sagte in der Sprache der Utahs, deren sich Old Shatterhand auch bedient hatte: „Der Häuptling der Yampa-Utahs ist nicht treulos; er achtet das Calumet der Beratung und weiß, was er versprochen hat. Morgen, wenn es Tag geworden ist, wird über das Schicksal der vier Bleichgesichter entschieden werden, und bis dahin sollen sie in dem Zelt bleiben, welches ich ihnen jetzt anweisen werde. Die beiden andern aber sind Mörder und haben mit meinem Versprechen nichts zu tun; sie werden sterben, wie sie gelebt haben – triefend vom Blut. Howgh! Ist Old Shatterhand mit diesen meinen Worten einverstanden?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte. „Doch verlange ich, daß unsre Pferde in der Nähe unsres Zeltes bleiben.“
    „Auch das will ich erlauben, obgleich ich nicht einsehe, aus welchem Grund Old Shatterhand diesen Wunsch ausspricht. Denkt er etwa, entfliehen zu können? Ich sage ihm, daß ein vielfacher Ring von Kriegern sein Zelt umgeben wird, so daß er unmöglich entkommen kann.“
    „Ich habe versprochen, das Ergebnis eurer Beratung abzuwarten; du brauchst uns also keine Wächter zu stellen. Wenn du es dennoch tun willst, so habe ich nichts dagegen.“
    „So kommt!“
    Als die vier dem Häuptling nun folgten, bildeten die Indianer eine Gasse und betrachteten, als Old Shatterhand durch dieselbe schritt, ihn mit scheuen, ehrfurchtsvollen Blicken. Das Zelt, welches den Weißen angewiesen wurde, war der größten eines. Mehrere Lanzen steckten zu beiden Seiten des Einganges in der Erde, und die drei Adlerfedern, welche die Spitzen schmückten, ließen vermuten, daß es eigentlich die Wohnung des ‚Großen Wolfes‘ sei.
    Die Tür wurde durch eine breite Matte gebildet, welche jetzt zurückgeschlagen war. Kaum fünf Schritte von ihr entfernt brannte ein Feuer, welches das Innere erleuchtete. Die Jäger traten hinein, legten ihre Gewehre ab und setzten sich nieder. Der Häuptling entfernte sich, doch schon nach kurzer Zeit kamen mehrere Rote, welche sich in angemessener Entfernung so um das Zelt niederließen, daß keine Seite desselben ohne scharfe Beobachtung blieb.
    Nach wenigen Minuten trat eine junge Frau herein, welche zwei Gefäße vor den Weißen niedersetzte und sich dann wortlos entfernte. Das eine war ein alter Topf mit Wasser und das andre eine große, eiserne Pfanne, in welcher mehrere Fleischstücke lagen.
    „Oho!“ schmunzelte der Hobble-Frank. „Das wird wohl unser Suppeh sein sollen. Een Wassertopp, das is nobel! Die Kerle schneiden off. Wir sollen vor Erschtaunen über ihre zivilisatorischen Küchengerätschaften die Hände über dem Koppe zusammenschlagen. Und Büffelfleesch , wenigstens acht Pfund! Sie werden's doch nich etwa gar mit Rattengift eingerieben haben?“
    „Rattengift!“ lachte der Dicke. „Woher sollten die Utahs solches Zeug bekommen? Übrigens ist das Fleisch von einem Elk und nicht von einem Büffel.“
    „ Weeßt du's schon wieder besser als ich? Ich kann doch machen und sagen, was ich will, so kommst du mir derquere . Das hat niemals keene Besserung nich . Ich will mich aber heute nich mit dir schtreiten , sondern dir hiermit nur eenen extemporierten Blick zuwerfen, aus welchem du ersehen kannst, wie unendlich ich

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