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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit den rollenden Wogen eines grüngefärbten Meeres vergleichen. Daher der Name, aus dem man erkennt, daß unter Prärie nicht stets ein ebenes Gras- oder Wiesenland zu verstehen ist. In dieses weiche, humusreiche Hügelland haben sich die Wasser des schwarzen Bärenflusses tief eingefressen, so daß seine Ufer bis dahin, wo sie die rollende Prärie verlassen, meist steil und dabei bis an das Wasser mit dicht stehenden Bäumen bewachsen sind. Das ist oder vielmehr war ein rechtes, echtes Wildland, denn in neuerer Zeit ist die rollende Prärie verhältnismäßig dicht bevölkert und von den Sonntagsjägern ihres Wildstandes beraubt worden.
    Da, wo die Rafters ihren Arbeitsplatz aufgeschlagen hatten, fiel das hohe Ufer unweit des Blockhauses steil zum Wasser hinab, was höchst vorteilhaft war, da es die Anlegung sogenannter Schleifen ermöglichte, das sind Rutschbahnen, auf denen die Rafters die Stämme und Hölzer ohne große Anstrengung an das Wasser bringen können. Glücklicherweise war das Ufer vom Unterholz frei, aber dennoch war es nicht leicht, dasselbe in der Dunkelheit zu beschreiten. Der Missourier war ein alter, gewandter und viel erfahrener Westmann; dennoch wunderte er sich über den Häuptling, der ihn bei der Hand genommen hatte und nun geräuschlos und so sicher zwischen den Bäumen dahinschritt und die Stämme so sicher zu vermeiden wußte, als ob es heller Tag sei. Unten hörte man das Rauschen des Flusses, ein sehr vorteilhafter Umstand, da dasselbe ein etwa mit dem Fuß erzeugtes Geräusch unhörbar machte.
    Blenter befand sich seit längerer Zeit hier. Er arbeitete nicht als Rafter, sondern als Jäger und Fleischmacher und kannte die Gegend ganz genau. Um so mehr mußte er die Sicherheit anerkennen, mit welcher der Indianer, der sich zum erstenmal, und zwar auch nur seit dem Anbruch der Dunkelheit hier befand, bewegte.
    Als etwas über eine Viertelstunde vergangen war, stiegen die beiden in ein Wellental hinab, welches den Lauf des Flusses durchkreuzte. Auch dieses war mit Bäumen dicht bewachsen; es wurde durch einen leise murmelnden Bach bewässert. In der Nähe der Stelle, wo derselbe sich in den Fluß ergoß, gab es einen baumfreien Platz, auf dem nur einige Büsche standen. Dort hatten sich die Tramps gelagert und ein Feuer angebrannt, dessen Schein den beiden Männern schon in die Augen fiel, als sie sich noch unter dem Wipfeldach des Waldes befanden.
    „Tramps ebenso unvorsichtig wie Rafters“, flüsterte der Tonkawahäuptling seinem Gefährten zu. „Brennen großes Feuer, als ob sie braten wollten ganzen, großen Büffel. Roter Krieger stets nur kleines Feuer machen. Flamme nicht sehen und ganz wenig Rauch. Wir da sehr leicht hinkommen und es so machen können, daß uns nicht sehen.“
    „Ja, hinkommen können wir“, meinte der Alte. „Aber ob so nahe, daß wir hören können, was sie sprechen, das ist noch fraglich.“
    „Wir ganz nahe; wir hören werden. Aber einander beistehen, wenn Tramps uns entdecken. Angreifer totstechen und schnell in Wald hinein.“
    Sie gingen bis an die letzten Bäume vor und sahen nun das Feuer und die um dasselbe lagernden Leute. Hier unten gab es mehr Stechmücken, die gewöhnliche Plage der Flußläufe dieser Gegenden, als oben im Lager der Rafters. Wohl aus diesem Grund hatten die Tramps ein so mächtiges Feuer angebrannt. Seitwärts standen die Pferde. Man sah sie nicht, aber man hörte sie. Sie wurden so von den Moskitos geplagt, daß sie, um diese von sich abzuwehren, in immerwährender Bewegung waren. Der Missourier hörte das Stampfen ihrer Hufe; ja, der Häuptling vernahm sogar das Peitschen ihrer Schwänze.
    Nun legten sie sich auf die Erde nieder und krochen nach dem Feuer hin. Dabei benutzten sie als Deckung die Büsche, welche auf der Lichtung standen. Die Tramps saßen nahe am Bach, dessen Ufer mit dichtem Schilf bewachsen war; das letztere reichte bis an das Lager hin.
    Der vorankriechende Indianer wendete sich dem Schilf zu, welches die beste Gelegenheit zum Verbergen bot. Dabei entfaltete er eine wahre Meisterschaft in Beziehung auf die Kunst des Anschleichens. Es galt, durch die hohen, dürren Halme zu kommen, ohne das im Schilf fast unvermeidliche Geräusch zu verursachen. Auch durften sich die Spitzen derselben nicht bewegen, weil dadurch leicht die Entdeckung herbeigeführt werden konnte. Der alte Bär vermied diese Gefahr dadurch, daß er sich einfach den Weg schnitt. Er legte mit dem scharfen Messer das Schilf vor sich nieder und

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