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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und vor lauter Fragen konnte der Cornel gar nicht zur Antwort kommen. Darum gebot er Ruhe. Als diese eingetreten war, berichtete er: „Ich nahm gerade Bruns und keinen andern mit, weil er der beste Sucher ist oder vielmehr war. Er hat sich in dieser Eigenschaft auch gut bewährt, denn seine Nase führte uns zu den Rafters.“
    „Seine Nase?“ fragte derjenige, welcher die Gewohnheit zu haben schien, für die andern den Sprecher zu machen.
    „Ja, seine Nase. Wir vermuteten die Gesellschaft natürlich weiter aufwärts und schlugen also diese Richtung ein. Dabei mußten wir sehr vorsichtig sein, da wir sonst leicht gesehen werden konnten. Aus diesem Grund kamen wir nur langsam weiter, und es wurde dunkel. Ich wollte umkehren, aber Bruns gab das nicht zu. Wir hatten mehrere Spuren gesehen, aus denen er schloß, daß wir dem Flößplatz nahe seien. Er meinte, wir würden die Rafters riechen, da sie schon wegen der Stechfliegen ein Feuer haben mußten. Diese Ansicht bewahrheitete sich, denn es roch endlich nach Rauch, und auf der Höhe des Ufers gab es einen leichten Schein wie von einem Feuer, dessen Licht durch Büsche und Bäume dringt. Wir kletterten hinauf und konnten nun das Feuer vor uns sehen. Es brannte vor einem Blockhaus, und um die Flamme saßen die Rafters, ihrer zwanzig, gerade so viel wie wir. Um sie zu belauschen, schlichen wir uns näher. Ich blieb unter einem Baum liegen, und Bruns machte sich hinter das Haus. Wir hatten noch gar nicht Zeit gefunden, auf das Gespräch zu achten, als plötzlich zwei Kerls kamen, nicht Rafters, sondern Fremde. Ratet einmal, wer sie waren! Doch nein, ihr kommt doch nicht auf das Richtige. Es waren nämlich die beiden Indianer, der ‚Große‘ und der ‚Kleine Bär‘, vom ‚Dogfish‘.“
    Die Tramps zeigten sich über diese Nachricht sehr erstaunt; sie wollten derselben keinen Glauben schenken. Geradezu betroffen aber wurden sie, als sie erfuhren, was der Häuptling den Rafters erzählt hatte. Dann fuhr der Cornel fort: „Ich sah, daß der Rote das Feuer ganz auslöschte, und dann wurde so leise gesprochen, daß ich nichts mehr verstehen konnte. Ich wollte nun gern fort, mußte aber selbstverständlich auf Bruns warten. Plötzlich hörte ich einen Schrei, so entsetzlich, so fürchterlich, daß er mir durch Mark und Bein ging. Er kam von der Blockhütte her, hinter welcher Bruns steckte. Mir wurde bange um ihn, und ich schlich mich also um das Lager nach der Hütte. Es war so dunkel, daß ich mich vorwärtstasten mußte. Dabei traf ich mit der Hand auf einen menschlichen Körper, welcher in einer Blutlache lag. Ich fühlte an der Kleidung, daß es Bruns war, und erschrak auf das heftigste. Er hatte im Rücken einen Stich, welcher gerade ins Herz gedrungen sein muß, war also tot. Was konnte ich tun? Ich leerte seine Taschen, nahm sein Messer und seinen Revolver zu mir und ließ ihn liegen. Als ich dann wieder nach vorn kam, bemerkte ich, daß die Rafters sich in die Blockhütte zurückgezogen hatten, und machte mich nun schnell aus dem Staube.“
    Die Tramps ergingen sich in Ausdrücken rohen Mitleids über den Tod ihres Gefährten, doch der Anführer machte denselben ein Ende, indem er sagte: „Laßt das jetzt sein! Wir haben keine Zeit dazu, denn wir müssen fort.“
    „Warum?“ wurde gefragt.
    „Warum? Habt ihr denn nicht gehört, daß diese Roten unsern Lagerplatz kennen? Natürlich werden sie uns überfallen wollen, wahrscheinlich am Morgen. Da sie sich aber sagen müssen, daß wir den Toten vermissen und infolgedessen Verdacht schöpfen werden, so ist es möglich, daß sie noch eher kommen. Lassen wir uns überraschen, so sind wir verloren. Wir müssen also sofort weiter.“
    „Aber wohin?“
    „Nach dem Eagle-tail.“
    „Ach, um uns die Eisenbahnkasse zu holen! Auf das Geld der Rafters sollen wir also verzichten?“
    „Leider! Es ist das das Klügste, und –“
    Er hielt inne und machte mit der Hand eine Bewegung der Überraschung, welche die andern nicht verstanden.
    „Was ist's? Was hast du?“ fragte ihn einer. „Sprich weiter.“
    Der Cornel stand, ohne zu antworten, auf. Er hatte nahe an der Stelle gesessen, wo die beiden Lauscher lagen. Diese befanden sich nicht mehr nebeneinander wie vorher. Als nämlich das Auge des alten Missouriers auf den Cornel gefallen war, hatte sich seiner eine ganz ungewöhnliche Aufregung bemächtigt, welche sich bei dem Klang der Stimme des Genannten noch gesteigert hatte. Er blieb nicht ruhig liegen, sondern

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