05 - Der Schatz im Silbersee
Hügel – er ist mit großen Wonnen – nun leider mir entronnen – und wer ihn nun will kriegen – schnell hinterdrein mag fliegen!“
„Unsinn!“ rief der Lord. „Meint ihr wirklich, daß er nicht mehr zu treffen ist?“
„Ja, Sir“, antwortete Humply. „Kein Old Firehand, kein Winnetou und kein Old Shatterhand vermöchte ihn jetzt noch herunterzuholen, und das sind doch die drei besten Schützen des Fernen Westens.“
„So!“
Während der Lord dies mehr hervorstieß als deutlich aussprach, ging ein helles, blitzartiges Zucken über sein Gesicht. Er trat schnell zum Pferd, nahm eins der Gewehre vom Riemen, entfernte die Sicherung, legte an, zielte, drückte ab, alles wie in einem einzigen kurzen Augenblick, ließ das Gewehr wieder sinken, setzte sich nieder, griff nach der Rehkeule, um sich noch ein Stück von derselben zu schneiden, und sagte: „Nun, war er zu treffen oder nicht?“
Auf den Gesichtern der beiden Jäger lag der Ausdruck des höchsten Erstaunens, ja der Bewunderung. Der Vogel war getroffen, und zwar gut, denn er fiel mit zunehmender Schnelligkeit in einer sich verengenden Schneckenlinie zur Erde nieder.
„Wonderful !“ rief Humply ganz begeistert aus. „Mylord, wenn das nicht ein Zufall –“
Er hielt inne. Er hatte sich nach dem Engländer umgedreht und sah diesen kauend am Boden sitzen, den Rücken nach der Seite gerichtet, wohin der Meisterschuß gerichtet gewesen war. Das war doch kaum zu glauben!
„Aber, Mylord“, fuhr er fort, „dreht Euch doch um! Ihr habt den Geier nicht nur getroffen, sondern wirklich erlegt!“
„Das weiß ich“, antwortete der Englishman, indem er, ohne sich umzusehen, ein Stück Fleisch in den Mund schob.
„Aber Ihr habt es ja gar nicht beobachtet!“
„Ist nicht nötig; ich weiß es doch. Meine Kugel geht nie fehl.“
„Aber dann seid Ihr ja ein Kerl, der es, wenigstens was das Schießen betrifft, mit den drei berühmten Männern, deren Namen ich vorhin nannte, getrost aufnehmen kann! Oder nicht, Uncle?“
Der famose Ladestock-Onkel stellte sich abermals in Positur und antwortete, mit beiden Händen gestikulierend: „Getroffen ist der Geier – der Schuß war ungeheuer – ich muß auf Ruhm verzichten – – –“
„Und höre auf, zu dichten!“ fiel der Engländer ihm in die Rede. „Wozu diese Reime und das Geschrei! Ich wollte wissen, was für Schützen ihr seid. Nun setzt euch wieder her, und laßt uns weiter verhandeln. Also ihr geht mit mir, und ich bezahle euch die Reise. Einverstanden?“
Beide blickten einander an, nickten sich zu und antworteten mit einem beistimmenden Ja.
„Well! Und wieviel verlangt ihr?“
„Ja, Mylord, mit dieser Frage bringt Ihr mich in Verlegenheit. Wir haben noch nie im Dienst eines Mannes gestanden, und von einer sogenannten Bezahlung kann bei Scouts, die wir sein sollen, doch wohl nicht gesprochen werden.“
„All right ! Ihr habt euren Stolz, und das gefällt mir. Es kann hier nur von einem Honorar die Rede sein, dem ich, wenn ich mit euch zufrieden bin, eine Extragratifikation zufüge. Ich bin hierhergekommen, um etwas zu erleben, um berühmte Jäger zu sehen, und mache euch also folgendes Anerbieten: Ich bezahle euch für jedes Abenteuer, welches wir erleben, fünfzig Dollar.“
„Sir“, lachte Humply, „da werden wir reiche Leute, denn an Abenteuern gibt's hier keinen Mangel; erleben tut man sie, ja, ob aber überleben, das ist eine andre Frage. An uns beiden soll es da nicht fehlen; aber für einen Fremden ist es geratener, die Abenteuer zu fliehen, anstatt sie aufzusuchen.“
„Ich aber will sie haben! Verstanden! Auch will ich mit berühmten Jägern zusammentreffen. Ihr nanntet vorhin drei Namen, von denen ich schon viel gehört habe. Sind diese drei Männer jetzt im Westen?“
„Da fragt Ihr mich zuviel. Diese berühmten Personen sind überall und nirgends. Man kann sie nur durch Zufall treffen, und selbst wenn man ihnen einmal begegnet, ist es die Frage, ob sich so ein König der Westmänner herbeiläßt, einen zu beachten.“
„Man soll und wird mich beachten! Ich bin Lord Castlepool, und was ich will, das will ich! Für jeden von diesen drei Jägern, dem wir begegnen, zahle ich euch hundert Dollar.“
„Alle Teufel! Habt Ihr denn gar so viel Geld bei Euch, Mylord?“
„Ich habe, was ich unterwegs brauche. Das Geld bekommt ihr erst in Frisco bei meinem Bankier. Seid ihr das zufrieden?“
„Ja, ganz gern. Hier unsre Hände darauf. Wir können ja gar
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