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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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für den roten Cornel werde ich zu sprechen sein, aber auch nicht länger als einen Augenblick.“
    „Versprecht Ihr ihm freie Rückkehr zu uns?“
    „Ja, im Fall er mich nicht beleidigt.“
    „Wir werden es ihm sagen.“
    Sie rannten so schnell fort, daß man sah, wie froh sie waren, aus der Nähe des berühmten Mannes entkommen zu sein. Dieser trat nicht wieder in den Hof zurück, sondern er schritt in der Richtung der Tramps vom Tor fort, bis er die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte. Dort setzte er sich auf einen Stein, um den roten Cornel zu erwarten, von dem er als sicher annahm, daß er kommen werde.
    Wer Old Firehand nicht kannte, der hätte es für ein außerordentliches Wagnis gehalten, daß dieser sich so weit von den Seinen entfernte, ohne wenigstens ein Gewehr bei sich zu haben; er aber wußte gar wohl, was er tun durfte oder nicht.
    Bald zeigte es sich, daß er sich in seiner Vermutung nicht geirrt hatte. Der Kreis der Tramps öffnete sich, und der Cornel kam langsam auf ihn zugeschritten. Er machte eine elegant sein sollende, aber sehr eckig ausfallende Verbeugung und sagte: „Good day, Sir! Ihr habt mit mir zu sprechen verlangt?“
    „Davon weiß ich nichts“, antwortete der Westmann. „Ich habe nur gesagt, daß ich außer Euch mit keinem andern reden würde; am liebsten wäre es mir gewesen, auch Ihr hättet Euch nicht sehen lassen.“
    „Master, Ihr bedient Euch eines sehr stolzen Tones!“
    „Habe auch Ursache dazu. Euch aber wollte ich nicht raten, denselben Ton anzunehmen.“
    Sie blickten sich Auge in Auge. Der Cornel senkte das seine zuerst und antwortete in mühsam unterdrücktem Zorn: „Wir stehen wohl ganz gleichberechtigt voreinander!“
    „Der Tramp vor dem ehrlichen Westmann, der Besiegte vor dem Sieger – nennt Ihr das gleichberechtigt?“
    „Noch bin ich nicht besiegt. Wir werden Euch beweisen, daß Eure bisherigen Erfolge nur vorübergehende sind. Es liegt ja nur in unsrer Hand, den Spieß umzukehren.“
    „Versucht es doch!“ lachte Old Firehand verächtlich.
    Das ärgerte den Tramp und er antwortete auffahrend: „Wir brauchten ja nur Eure Unvorsichtigkeit zu benutzen!“
    „Ah! Wieso? Welche Unvorsichtigkeit habe ich begangen?“
    „Die, daß Ihr Euch bis hierher von der Farm entfernt habt. Wenn wir gewollt hätten, wäret Ihr in unsre Hände gefallen. Und ohne Euch, das geben wir zu, wären die dort hinter den Mauern nichts gegen uns gewesen.“
    Über das Gesicht Old Firehands ging ein heiteres Lachen, demjenigen ähnlich, welches sich bei gutmütigen Erwachsenen zeigt, wenn ein Kind eine recht drastische Dummheit gesagt hat.
    „Ihr glaubt Euren eigenen Worten doch wohl selbst nicht“, antwortete er. „Ihr, und Old Firehand fangen! Warum habt Ihr es denn nicht getan? Daß Ihr es nicht einmal versucht habt, ist der beste Beweis, daß Ihr selbst nicht an die Möglichkeit glaubtet.“
    „Oho! Man weiß zwar, daß Ihr ein guter Westmann seid; aber der Unbesiegliche, für den man Euch hält, seid Ihr doch noch lange nicht. Ihr befindet Euch gerade in der Mitte zwischen uns und der Farm. Es brauchten nur einige von uns sich zu Pferd zu setzen, um Euch den Rückweg abzuschneiden, so wäret Ihr unser Gefangener geworden.“
    „Meint Ihr wirklich?“
    „Ja. Und wenn Ihr der beste Läufer wäret, ein Pferd ist doch noch schneller; das gebt Ihr doch wohl zu. Also wäret Ihr umzingelt gewesen, bevor Ihr das Haus erreichtet.“
    „Eure Berechnung stimmt bis auf zwei Punkte. Erstens fragt es sich, ob ich mich nicht gewehrt hätte; einige von euch fürchte ich noch lange nicht. Und zweitens habt Ihr außer acht gelassen, daß diejenigen, welche mich fangen wollten, in den Kugelbereich meiner Leute hätten kommen müssen; sie wären einfach weggeputzt worden. Doch nicht das ist es, wovon wir zu sprechen haben.“
    „Nein, das ist es nicht, Sir. Ich bin gekommen, um Euch Gelegenheit zu geben, das Leben unsrer drei Gefangenen zu retten.“
    „Dann habt Ihr Euch unnütz bemüht, denn das Leben dieser Leute befindet sich nicht in Gefahr.“
    „Nicht?“ meinte der Cornel mit einem schadenfrohen Grinsen. „Da irrt Ihr Euch gewaltig. Sir. Wenn Ihr nicht auf unsre Forderungen eingeht, Sir, werden sie aufgeknüpft.“
    „Ich habe Euch schon sagen lassen, daß ihr alle dann auch aufgehängt würdet.“
    „Lächerlich! Habt Ihr gezählt, wie viele Köpfe wir sind?“
    „Sehr wohl; aber wißt auch Ihr vielleicht, welche Anzahl ich euch entgegenstellen kann?“
    „Sehr

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