Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sondern sehr ruhig und unter einem unbeschreiblich verächtlichen Lächeln: „Ja, geschwatzt habt Ihr genug, und lauter tolles, hirnverrücktes Zeug, auf welches ich Euch nur das eine sagen kann: Ihr trollt Euch augenblicklich von dannen, sonst erhaltet Ihr eine Kugel in den Kopf!“
    „Wie? Ist das – – –“
    „Fort! Augenblicklich!“ unterbrach ihn der Jäger mit erhobener Stimme, und indem er den Lauf der Waffe auf ihn richtete. „Eins – zwei –“
    Der Tramp zog es vor, die ‚drei‘ nicht abzuwarten; er drehte sich, einen drohenden Fluch ausstoßend, um, und schritt schnell davon. Er hatte es Old Firehand angesehen, daß dieser bei der dritten Zahl wirklich schießen werde. Der Jäger blickte ihm nach, bis er sicher war, nicht etwa hinterrücks von ihm beschossen zu werden; dann kehrte er nach der Farm zurück, von welcher aus man die Zusammenkunft mit großer Aufmerksamkeit beobachtet hatte. Von dem Erfolg derselben gefragt, erstattete er einen kurzen Bericht, welcher sehr beifällig aufgenommen wurde.
    „Ihr habt sehr richtig gehandelt, Sir“, erklärte der Lord. „Solchen Schurken darf man keinesfalls auch nur das geringste Zugeständnis machen. Sie haben Angst und werden es unterlassen, sich an den Gefangenen zu vergreifen. Was denkt Ihr, daß sie nun beginnen werden?“
    „Hm!“ antwortete der Gefragte. „Die Sonne ist im Untergehen. Ich vermute, daß sie warten werden, bis es finster geworden ist, um dann doch noch den Versuch zu machen, über die Mauer zu kommen. Gelingt ihnen das nicht, nun, so bleiben ihnen immer noch die Gefangenen für einen weiteren Erpressungsversuch.“
    „Sollten sie wirklich noch einen Angriff wagen?“
    „Wahrscheinlich. Sie wissen, daß sie uns an Zahl noch immer vielfach überlegen sind. Wir müssen uns zur Abwehr vorbereiten. Die Vorsicht gebietet uns, sie genau zu beobachten. Sobald es dunkel ist, müssen einige von uns hinaus, um sich an sie anzuschleichen und von jeder ihrer Bewegungen zu benachrichtigen. Wer meldet sich freiwillig zu dieser gefährlichen Aufgabe?“
    Es waren nicht weniger als alle, welche sich bereit erklärten, und Old Firehand wählte drei aus, welche ihm am geeignetsten erschienen, nämlich die Tante Droll, den Humply-Bill und den Gunstick-Uncle; diese waren herzlich erfreut, ein solches Zeichen seines Vertrauens zu erhalten.
    Die Sonne hatte jetzt den Horizont erreicht und ihre wie flüssiges Gold über die weite Ebene flutenden Strahlen trafen die Gruppe der Tramps in der Weise, daß man von der Farm aus jeden einzelnen deutlich zu erkennen vermochte. Sie trafen keinerlei Vorbereitungen, weder zur Abreise, noch zum Nachtlager. Daraus war zu vermuten, daß sie die Gegend nicht zu verlassen gedachten, aber auch nicht da, wo sie sich jetzt befanden, bleiben wollten.
    Old Firehand ließ Holz nach den vier Ecken des Hofes schaffen, auch Kohlen, welche in Kansas massenhaft gefunden werden, und darum sehr billig sind, dazu einige Fässer mit Petroleum. Als es vollständig dunkel geworden war, wurden die Kundschafter hinausgelassen. Damit dieselben im Fall einer schleunigen Rückkehr, bei welcher sie verfolgt wurden, nicht auf das Öffnen des Tores zu warten brauchten, wobei sie von den Feinden erreicht werden konnten, wurden an einigen Stellen der Mauer starke Lassos befestigt und draußen herabgelassen, an denen sie sich schnell empor- und in den Hof schwingen konnten. Dann tauchte man Holzscheite in Petroleum, brannte sie an und warf sie durch die Schießscharten hinaus. Nachdem noch mehr Holz und dann Kohlen darauf gekommen waren, loderten an den Außenecken vier Feuer, durch welche die Mauerseiten und das vor ihnen liegende Terrain so hell erleuchtet wurden, daß man die Annäherung der Tramps, nicht nur in Haufen, sondern auch jedes einzelnen von ihnen leicht bemerken konnte. Die Flammen wurden nach Bedarf fort und fort durch die Schießscharten gespeist, weil dies diejenige Art und Weise war, bei welcher man sich nicht den Kugeln der Feinde bloßzustellen brauchte.
    Nun verging weit über eine Stunde, und nichts schien draußen sich zu regen. Da kam der Gunstick-Uncle über die Mauer geturnt. Er suchte Old Firehand auf und meldete in seiner originellen Weise: „Die Tramps sind von den Bäumen fort – nach einem völlig andern Ort.“
    „Dachte es mir. Aber wohin?“ fragte der Jäger, über den Reim lächelnd.
    Der Gefragte deutete nach der Ecke, rechts vom Tor, und antwortete in unerschütterlichem Ernst: „Da

Weitere Kostenlose Bücher