05 - Geheimagent Lennet und die Astronauten
wartet. Aber da der Französischlehrer von Mademoiselle schon da ist...«
Jean wurde rot - das stand ihr ganz reizend - und warf Lennet einen hilflosen Blick zu.
»Da muß es sich um meinen Konkurrenten handeln. Er wollte unbedingt von Vizepräsident Sharman engagiert werden, aber ich habe das Rennen gemacht. Schicken Sie ihn weg!«
Der Butler sah Jean an, die murmelte: »Ja, das ist schon in Ordnung so, schicken Sie ihn weg, Seraphin.«
Als er draußen war, konnte Lennet sein Lachen nicht mehr unterdrücken. »Nein, das ist zu komisch! Dieser Muskelprotz, der aussieht wie ein Berufsfußballer, heißt Seraphin!«
»Ja", sagte Jean, »Sharman hat ihn engagiert. Er hat alle Dienstboten meines armen Papas entlassen und andere eingestellt - mit Ausnahme von Fanny. Er behauptete zwar, ich würde mich und meine Familie mit einer farbigen Kammerzofe in der Park Avenue einfach lächerlich machen, aber schon Fannys Eltern haben bei meinen Eltern gearbeitet, hier gab ich nicht nach. Lennet, was sollen wir denn jetzt unternehmen?«
»Angenommen, Sie verständigen die Polizei und es stellt sich heraus, daß Sharman unschuldig ist, das wäre mehr als peinlich!
Ganz abgesehen davon, daß ich von der amerikanischen Regierung ja gar nicht beauftragt bin, hier irgend etwas zu unternehmen. Wichtig wäre zu ergründen, ob Sharman wirklich die Fostersche Klimaanlage im Inneren der Kapsel durch seine ersetzt hat.«
»Das ist kein Problem", sagte Jean.
»Kein Problem, mein Kind, wissen Sie, was Sie da sagen?«
»Sie waren mir gegenüber aufrichtig, also will ich es auch sein. Als Papa noch lebte, ging ich öfter mit einem Ingenieur der Firma aus. Seit einiger Zeit scheint er aber sein Interesse an mir verloren zu haben. Aber obwohl er mich offenbar vergessen hat, weiß ich sicher, daß ich ihm vertrauen kann. Und er ist im Moment in Kap Kennedy. Er leitet dort unsere Montageabteilung. Ich werde ihn gleich mal anrufen.« Das junge Mädchen schien, hoch erfreut zu sein, einen Vorwand zu haben, um diesen jungen Mann anzurufen.
»Und Sie sind ganz sicher, daß der junge Mann kein Komplice von Sharman ist?«
»Sie wissen nicht, was Sie da sagen!« erwiderte sie heftig und nahm den Hörer von der Gabel.
Nach einer Weile legte sie vorsichtig den Hörer wieder auf, ohne gewählt zu haben. »Eben habe ich mit angehört, wie Seraphin vom Büro aus Sharman angerufen hat. Ihm kam der Auftritt zweier Französischlehrer statt eines einzigen verdächtig vor.«
»Ist er denn dazu da, Sie zu überwachen?«
»Ja, darüber bin ich mir längst im klaren.«
»Was hat Sharman geantwortet?«
»Er sagte, daß er heute abend nach New York kommen würde und daß Seraphin dafür sorgen solle, daß erstens Sie zum Dinner bleiben und daß zweitens weder Sie noch ich in der Zwischenzeit das Apartment verlassen.«
»Das ist ja unglaublich! Man hält Sie praktisch in Ihrer eigenen Wohnung gefangen.«
»Ich gehe ja ohnehin selten aus, aber Sie...«
Der Butler erschien wieder auf der Bildfläche.
»Mademoiselle", begann er, »ich habe soeben einen Anruf von Mr. Sharman erhalten. Er kündigte seine Ankunft in New York für heute abend an und er bittet Mademoiselle, ihren Französischlehrer bis zum Abendessen dazubehalten.«
»Dann hoffe ich aber auch zum Mittagessen!« erwiderte Lennet.:»Es ist ein Uhr und ich habe noch nicht gegessen.«
»Mademoiselle speist stets schon um zwölf Uhr!« gab der Butler zur Antwort.
»Das mag schon sein, Seraphin, aber was mich betrifft, ich habe Hunger. Und deshalb bringen Sie mir doch bitte zwei gekochte Eier, außen fest und innen weich, eine Scheibe Schinken, am liebsten in Madeira und ein wenig Käse - am liebsten Gruyere. Mehr will ich gar nicht, Sie sehen, ich bin äußerst bescheiden in meinen Ansprüchen!«
»Tun Sie, was Monsieur Ihnen gesagt hat, Seraphin!«
»Sehr wohl, Mademoiselle!« Der Butler ging hinaus, nicht ohne vorher einen drohenden Blick auf Lennet geworfen zu haben.
»Jetzt will ich aber gleich Bob anrufen!« sagte Jean.
»Jean, sind Sie sicher, daß Seraphin nicht Ihr Gespräch ebenso abhören kann, wie Sie eben seines mit Sharman?«
»Doch, ich fürchte, er kann es.«
»Sehen Sie, wir müssen hier weg. Wie viele Dienstboten haben Sie?«
»Seraphin, die beiden Diener Pablo und Pedro, die Köchin Maria und meine kleine Fanny.«
»Alle wurden von Sharman engagiert?«
»Alle außer Fanny.«
»Haben die Leute irgendwelche Waffen?«
»Seraphin besitzt eine Pistole. Sharman meinte, die
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