05 - Geheimagent Lennet und die Astronauten
glitt elegant am Seil herunter. Unten auf der Plattform angekommen, grinste er den Putzer freundlich an und steckte ihm eine Fünfdollarnote zu. Dann gab er ihm zu verstehen, daß er schnell nach unten wolle. Der Mann zuckte mit den Schultern, murmelte etwas in sich hinein und begann, die Kurbel, mit der er ganz nach Wunsch den Auf- oder Abstieg regulieren konnte, zu drehen.
Unter Gangstern und Alligatoren
Lennet fand gleich ein leeres Taxi, machte einen kurzen Abstecher in sein Hotel, um dort seinen Handkoffer zu holen, und kam schließlich vor dem PAN AM-Hochhaus an. Am Ende der ersten Rolltreppe fand er ein vor Angst zitterndes Bündel vor. Ein schwarzes Kammerkätzchen, mit einem kleinen Gebirge von schwarzfleckigen Kartons und Kleidersäcken hinter sich. »Ach, da sind Sie ja, Monsieur Lennet. Ich frage mich wirklich, ob es richtig von mir war, auf Sie zu hören. Genau genommen wissen wir nichts, und wir haben nicht die Spur von einem Beweis für...«
»Ja, aber wenn wir warten wollen, bis wir einen Beweis haben, dann wird es zu spät sein, noch etwas zu unternehmen.
Jetzt gehen Sie erst mal und entfärben Sie sich! Ziehen Sie eines der mitgebrachten Kleider an, den Rest verstauen wir in einem automatischen Schließfach.«
Fünf Minuten später hatte er zwei Flugtickets nach Melbourne/Florida in der Tasche. Melbourne lag Kap Kennedy am nächsten.
Jean kam von der Toilette zurück, gewaschen und wieder erblondet, in einem bonbonrosa Kostüm. »Was machen wir jetzt?«
»Sie werden jetzt endlich Ihren Ingenieur anrufen und ihn fragen, ob er Sie heute abend irgendwo in der Gegend von Kap Kennedy treffen kann.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage!« Jean schrie es fast vor Entrüstung. »Ich denke gar nicht daran, mit Ihnen nach Florida zu fliegen!«
»Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«
»Es gehört sich einfach nicht!«
Endlich betrat Jean die Telefonzelle. Lennet beobachtete Jean und sah, wie sie zunächst etwas wartete und dann ohne Punkt und Komma redete. Als sie wieder herauskam, war sie wie verwandelt. Lächelnd, mit strahlenden Augen erzählte sie Lennet: »Stellen Sie sich vor, Bob hat mich kein bißchen vergessen! Dieser Sharman hatte auch hier seine Hand im Spiel.
Er hat Bob gesagt, er solle nicht mehr versuchen, mich zu sehen.
Ich würde mir nichts aus ihm machen! Bob freute sich sehr, meine Stimme zu hören. Er fand es gar nicht so gut, daß ich mit einem Freund nach Kap Kennedy kommen will. Das bedeutet, er ist eifersüchtig! Das ist doch ein gutes Zeichen, nicht wahr?
Übrigens ist mir eingefallen, daß in der Nähe von Kap Kennedy eine Tante von mir wohnt, zu ihr könnte ich doch gehen. Und damit wäre dann auch alles wieder so, wie sich's gehört. Da ich nicht genau wußte, wann wir ankommen werden, habe ich nichts Bestimmtes mit Bob ausgemacht, aber wir können ihn ja anrufen, sobald wir in Melbourne sind. Nun Herr Griesgram, wie finden Sie das?«
»Ich halte es nicht für sehr gut, wenn Sie bei Ihrer Tante wohnen. Sharman könnte Sie dort finden.« .
»Ich werde ja bald einundzwanzig, und ich glaube nicht, daß er scharf darauf ist, sich lächerlich zu machen. Meine Tante ist übrigens ganz reizend. Sie werden sie sicher mögen. Wann fliegen wir?«
»Haben Sie Bob von meinem Verdacht erzählt?« fragte Lennet im Flugzeug.
»Ich habe ihm gesagt, daß Sharman ein übler Schuft ist, und er antwortete mir, dieser Meinung sei er schon lange. Wissen Sie, wir sind immer gleicher Meinung, Bob und ich!«
In Melbourne ging der Geheimagent als erstes zu der Autovermietung. Er bekam zu seiner Freude wieder den gleichen weißen Mercury. Jean, die in der Zwischenzeit telefoniert hatte, war nicht ganz so erfolgreich gewesen. »Bob kann uns heute abend nicht mehr treffen.« Sie weinte fast vor Enttäuschung. »Sharman ist nach New York geflogen, und er muß Bereitschaftsdienst machen!«
»Nun kommen Sie schon, ich begleite Sie zu Ihrer Tante, und dann suche ich mir ein Hotel in Cocoa.«
Sie fuhren Richtung Orlando. Es wurde Abend. Der Himmel färbte sich grün, und die Palmen schaukelten in der sanften Brise, die vom Meer herkam. Auf der rechten Straßenseite sahen sie ein großes Schild: Zur Alligatoren-Farm 5 Meilen!
»Was muß das für ein Alligator sein, dem eine ganze Farm gehört!«
Jean erwiderte verschnupft: »Das ist eine Alligatorzucht, und sie gehört meiner Tante.«
Im Westen der Stadt fand Lennet auch ein offenes Kaufhaus, wo er sich eine Waffe beschaffen konnte. Da
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