050 - Als der Silberdämon starb
Mike«, sagte Petula unangenehm berührt.
»Woher willst du das wissen?«
»Ich… ich fühle es.«
Joanna lachte. »Ich wußte nicht, daß du so etwas wie ein hellsichtiges Medium bist.«
Petula Boykin riß den Umschlag auf und zog mit zwei Fingern die Karte heraus. Joanna Snyder trat neben sie, um einen Blick zu erhaschen.
»Leer«, stellte sie enttäuscht fest.
Petula drehte die Karte um. Auch auf der Rückseite stand nichts.
»Ein Scherzbold«, sagte Joanna.
»Mike hätte etwas draufgeschrieben«, meinte Petula. »Jetzt bin ich sicher, daß die Rosen von diesem Fremden sind.« Sie warf Karte und Umschlag auf den Tisch. »Ich will diese Blumen nicht hier haben!«
»Ach, laß sie doch«, sagte Joanna. »Die Rosen können nichts dafür…«
»Sie sind von ihm, sollen mich an ihn erinnern!« sagte Petula aufgeregt.
»Sie sind wunderschön und verströmen einen geradezu betörenden Duft«, verteidigte Joanna die Rosen. »Wenn du sie nicht haben willst, schenk sie mir.«
»Ich würde sie am liebsten aus dem Fenster werfen.«
»Sei um Himmels willen nicht so aggressiv«, beschwichtigte Joanna Snyder die Freundin. »Die Rosen gehören ab sofort mir. Wenn du dich an ihrem Anblick nicht erfreuen kannst, sieh sie nicht an.«
Petula ließ sich in einen Sessel fallen und drehte sich damit um. Sie kehrte den stark duftenden Rosen den Rücken zu, wollte sie nicht mehr sehen.
Aber da war der Geruch… Er schwebte zu ihr und hüllte sie ein.
Er war ihr lästig. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Der aufdringliche Geruch dieser Rosen machte sie schwindlig und benommen.
Ihr war, als würde sich eine unsichtbare Schlinge um ihren Hals legen und langsam zuziehen. Sie rang nach Luft, doch alles, was sie in ihre Lunge bekam, war dieser seltsame Rosenduft.
Er kroch ihr auf eine unerklärbare Weise ins Blut und wurde von ihrem kräftig schlagenden Herzen durch den ganzen Körper gepumpt. Mit zitternder Hand griff sie sich an die Stirn, auf der ein dünner Schweißfilm glänzte.
Das… das sind keine normalen Rosen! durchfuhr es sie. Was um alles in der Welt …
Das Wohnzimmer schwankte und drehte sich. Je heftiger Petula atmete, desto mehr bekam sie von dem seltsamen Duft in ihre Atemwege. Der Geruch wurde immer intensiver, und Petula glaubte auch, Schwefelgestank festzustellen.
Sie sprang auf, und Joanna sah sie besorgt an. »Himmel, Petula, was hast du vor?«
»Die Rosen müssen weg! Sie sind gefährlich!« ächzte Petula Boykin.
»Unsinn, Petula, es sind harmlose Blumen.«
»Es sind Teufelsrosen!« schrie Petula.
»Sag mal, willst du mich auf den Arm nehmen?« fragte Joanna entrüstet, aber dann sah sie, daß ihr die Freundin nichts vorspielte.
Petula ging es wirklich schlecht, und sie hatte eine panische Angst vor den Rosen. »Du solltest dich mal von einem Psychiater ansehen lassen«, riet sie der Freundin.
Petula rang schwer nach Luft. Sie atmete mit weit offenem Mund, war kreideweiß und schwankte. Joanna wollte sie stützen, denn sie glaubte, die Freundin würde gleich umfallen, aber Petula stieß sie zur Seite, warf die Glasvase um, packte die Rosen und lief damit in die Küche.
Gehetzt öffnete sie die Klappe des Müllschluckers und schleuderte die Teufelsrosen hinein. Als die Klappe zufiel, fühlte sich Petula Boykin etwas besser. Der schwere Alpdruck lastete nicht mehr auf ihrer Brust.
Die Luft, die sie jetzt einatmete, war nicht mehr mit diesem penetranten Gestank durchsetzt, löste in ihr nicht mehr dieses schreckliche Angstgefühl aus.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, blickte Joanna Snyder auf die Wasserpfützen, die auf dem Tisch und auf dem Parkettboden glänzten.
»Also, das darf einfach nicht wahr sein«, sagte sie. »Ich habe eine Freundin, die spinnt.«
»Es… es tut mir leid, Joanna«, sagte Petula kleinlaut. »Aber diese Rosen … versuchten mich in ihren Bann zu ziehen.«
»Hör auf, so verrücktes Zeug zu reden. Merkst du nicht, daß du mich damit zwingst, an deinem Verstand zu zweifeln? Diese Blumen waren vollkommen in Ordnung. Sie waren so harmlos, wie Rosen nur sein können. Mädchen, wenn du nicht willst, daß ich mich von nun an in mein Schlafzimmer einschließe, dann hör auf, solchen Quatsch zu verzapfen. Es waren meine Rosen, die du weggeworfen hast, das möchte ich nur der Ordnung halber festhalten. Du hast mir die Blumen geschenkt.«
»Du kriegst andere.«
»Was wirst du mit denen machen? Ihnen die Köpfe einzeln abrei- ßen? O Petula, ich mache mir ernsthaft
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