050 - Als der Silberdämon starb
fertigwerden sollte.
Meine Wange brannte höllisch. Ich versuchte alles, um nicht noch einmal getroffen zu werden, aber der körperlose Blutsauger erwischte mich ein zweites Mal.
Wieder büßte ich Kräfte ein. Teufel, der Nessel-Vampir würde mich schaffen, wenn mir nicht ganz schnell etwas einfiel.
Ich hechtete so weit wie möglich von ihm fort.
Nachdem ich rasant abgerollt war, sprang ich auf die Beine. Der Nessel-Vampir folgte mir, und Angelo d’Alessandro genoß das Schauspiel. Er lachte aus vollem Halse und schrie immer wieder:
»Töte ihn, Boram! Töte Tony Ballard!«
Das hätte Boram nicht allzuviel Mühe gekostet, ich geb’s zu, aber da kam mir plötzlich eine Idee.
Auf den Nessel-Vampir brauchte ich meinen Colt Diamondback nicht mehr abzufeuern, das wäre nur eine Verschwendung der Silberkugel gewesen.
Aber der Zauberer war aus Fleisch und Blut! Er war nicht einmal ein Dämon! Ihm konnte ich mit einem Silbergeschoß sehr wohl etwas anhaben.
»D’Alessandro!« brüllte ich und zielte im Beidhandanschlag auf den Mann, der so gut mit der schwarzen Magie vertraut war. »Stoppen Sie ihn! Stoppen Sie den Vampir! Zwingen Sie mich nicht, auf Sie zu schießen! Bei Gott. Ich würd’s tun!«
Angelo d’Alessandro sah mir an, wie ernst es mir mit meiner Drohung war. Jetzt lachte er nicht mehr. Ein nervöses Zucken lief über sein Gesicht, während sich Boram zum Sprung duckte.
Ich konnte nur hoffen, daß der Zauberer den Nessel-Vampir zurückhielt. Wenn nicht… Daran wollte ich lieber nicht denken.
»D’Alessandro!« schrie ich noch einmal.
Die Sekunden rannen dahin wie zähflüssiger Sirup. Verflucht noch mal, wann würde sich d’Alessandro endlich zu einer Entscheidung durchringen? Er mußte Boram in seinem eigenen Interesse stoppen, denn bevor der Nessel-Vampir sich ein weiteres Mal auf mich stürzte, würde mein Diamondback losgehen, das stand fest.
»Boram!« rief der Zauberer endlich. »Halt!«
Der Nessel-Vampir erstarrte, rührte sich nicht mehr von der Stelle.
Mir schlug das Herz bis zum Hals hinauf. Schweiß rann über mein Gesicht.
Das war knapp gewesen. Aber ich hatte noch keinen Grund, aufzuatmen.
»Rufen Sie ihn zurück!« verlangte ich.
»Boram!« sagte der Zauberer nur, und der gefährliche Nessel-Vampir zog sich zurück. Er stellte sich neben Angelo d’Alessandro, und ich fühlte mich von ihm durchdringend angestarrt.
»Ich hoffe, Sie können solche Wesen nicht nur schaffen, sondern auch wieder verschwinden lassen!« sagte ich scharf.
»Sie sind besser, als ich dachte, Mr. Ballard«, entgegnete Angelo d’Alessandro.
»Sparen Sie sich Ihr Lob.«
»Sie hatten nur diese eine Chance. Gegen Boram hätten Sie verloren.«
»Tun Sie etwas, damit er sich auflöst!«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mr. Ballard.«
Ich erinnerte ihn an seine schwache Position, indem ich den Lauf meines Revolvers auf und ab wippen ließ. »Ich denke, Bedingungen stellen und Vorschläge machen kann nur ich, Mister d’Alessandro.«
»Ich habe nicht die geringste Lust, ins Gefängnis zu gehen.«
»Daran führt kein Weg vorbei!« sagte ich unerbittlich. »Ich bin gezwungen, Sie aus dem Verkehr zu ziehen, damit Sie nicht noch mehr ›Streiche‹ aushecken. Was können Sie eigentlich noch, außer Tote aus Gräbern holen und Nessel-Vampire schaffen?«
»Ich hatte hervorragende Lehrmeister.«
»All Ihre Zaubertricks werden Sie aber nun doch nicht davor bewahren, daß man Sie einsperrt.«
Angelo d’Alessandro lächelte dünn. »Damit würden Sie sich keinen Gefallen erweisen, Mr. Ballard.«
»Sie irren sich. Wenn ich weiß, daß Sie nichts mehr anstellen können, befriedigt mich das sogar ungemein.«
»Ich möchte Sie zu einem Geschäft überreden.«
»Sagten Sie nicht, Sie hätten sich so gut wie möglich über mich informiert? Und dann kommen Sie mir so? Sie müßten wissen, daß ich noch nie mit Männern Ihrer Sorte ein Geschäft gemacht habe.«
»Dann machen Sie eben heute mal eine Ausnahme.«
Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Ist nicht drin, d’Alessandro! Sie werden jetzt diesen Nessel-Vampir vernichten und mich dann zur Polizei begleiten.«
»Ich bin in der Lage, aus diesem schwarzen Vampir einen weißen zu machen«, sagte Angelo d’Alessandro. »Sie hätten dann nichts mehr von Boram zu befürchten. Er wäre Ihr Diener.«
»Ich brauche keinen Diener.«
»Oh, sagen Sie das nicht, Mr. Ballard. Seien Sie nicht so voreilig. Boram könnte Ihnen unschätzbare Dienste erweisen. Er
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