050 - Als der Silberdämon starb
Roxane doch noch retten zu können. Noch weiß ich nicht, wo sich Metal mit ihr befindet, aber wenn ich Glück habe, finde ich es heraus.«
An dieses Glück wagte Oda nicht zu glauben. Sie setzte sich mit finsterer Miene. »Du verlierst Roxane, ich verliere Lance. Warum? Warum muß das sein?«
»Noch sind wir nicht geschlagen, Oda.«
»Mach dir nichts vor, Silver. Womit willst du das Unglück abwenden?« Oda senkte den Blick. »Vielleicht habe ich noch eine einzige Möglichkeit, Lance zu retten.«
»Welche?« fragte Mr. Silver sofort.
»Die Mächte der Finsternis…«, sagte Oda mit brüchiger Stimme.
»Du hast den Verstand verloren!« stieß Mr. Silver zutiefst entrüstet hervor.
»Wenn ich umkehre, wenn ich mein Leben als weiße Hexe aufgebe…«
»Du weißt nicht, was du sagst, Oda!«
»Wenn ich auf die schwarze Seite zurückkehre, kann ich vielleicht eine Bedingung stellen: Meine Kraft für die schwarze Macht gegen Lance Selbys Leben.«
Mr. Silver schüttelte heftig den Kopf. »Das klappt nicht. Erstens läßt man sich von dir keine Bedingungen diktieren – und wenn, würde man sie nie einhalten… Aber denk doch weiter, Oda. Nehmen wir an, Lance wird von der schwarzen Macht gerettet, dann lebt er zwar weiter, aber er ist für dich verloren, denn als Teufelsbraut bist du seine Feindin. Er würde dich mit allen ihm zur Verfü- gung stehenden Mitteln bekämpfen und alles daransetzen, um dich zu töten.«
»Er würde leben.«
»Nicht mehr für dich!« sagte Mr. Silver. »Ich hoffe, daß du diesen wahnsinnigen Gedanken niemals ausführst. Wir könnten dann alle nicht mehr länger Freunde sein. Ich sage dir, dieses Opfer ist zu groß. Lance würde es nicht wollen, da bin ich sicher.«
Oda sah den Ex-Dämon verzweifelt an. »Dann sag mir, was ich sonst tun kann.«
»Ich weiß es nicht – noch nicht, Oda. Aber eines weiß ich mit absoluter Sicherheit, daß wir noch lange nicht verloren haben!«
***
Angelo d’Alessandro hatte Boram, den Vampir, geschaffen, und der Blutsauger, der zischend vor mir hochgeschossen war, griff mich augenblicklich an.
Ich fackelte nicht lange. Als der Nebel-Vampir vorwärtsschnellte, wich ich nach rechts aus, richtete meinen Colt Diamondback auf seinen schmalen Kopf und drückte ab.
Der Revolver donnerte, und es gab den gewohnten Rückschlag.
Auf dem St. Barnaby Cemetery war es mir gelungen, den Zombie mit einer einzigen Kugel zu vernichten.
Noch einmal gelang mir so ein Blitzsieg nicht. Vielleicht hatte ich zu überhastet gefeuert und den Vampir deshalb knapp verfehlt. Das Nebelwesen blieb jedenfalls auf den Beinen, fuhr herum und griff erneut an.
Ich zog den Stecher durch, und die geweihte Silberkugel raste durch seine Brust. Jetzt hätte er zu Boden gehen müssen, doch nichts dergleichen geschah.
Da begriff ich. Der Vampir bestand nur aus Dampf, hatte keinen Körper, den mein geweihtes Silbergeschoß treffen konnte. Genau genommen bestand mein Gegner nur aus feuchter Luft. Er würde deshalb auch nicht zu packen sein, und mein Faustschlag würde durch ihn hindurchgehen.
Ich saß gehörig in der Klemme. Blitzschnell wich ich aus, als der Nebel-Vampir seine Klauen um meinen Hals legen wollte. Die Hände des Blutsaugers verfehlten mich knapp.
Was wäre passiert, wenn er mich erwischt hätte? War es ihm möglich, mich festzuhalten, während ich ihn nicht berühren konnte? Er drehte sich und schlug mit dem Handrücken nach meinem Gesicht.
Ich federte in die Hocke, packte einen Stuhl und warf ihn durch das Wesen. Der Blutsauger mit den fingerlangen Augenzähnen stieß sich ab, katapultierte sich mir entgegen, ich stolperte bei meinem raschen Ausweichmanöver und fiel gegen die Wand.
Wieder schlug das Wesen aus grauem Dampf zu, und diesmal kam ich nicht schnell genug weg. Sofort bekam ich eine Antwort auf die Frage, was passiert, wenn…?
Die Faust des Vampirs traf mich, und ich schrie auf. Noch nie hatte mich so ein Schlag getroffen. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung.
Das war kein harter Schlag, der mich von den Beinen riß, es klatschte nicht einmal, als ich getroffen wurde, aber da war ein fürchterliches Brennen in meinem Gesicht.
Mir kam es vor, als wäre meine Haut verätzt. Der Vampir bestand aus einem magischen Nesselgift!
Sein Schlag brannte nicht nur wie Feuer, er entzog mir außerdem Energie. Deutlich spürte ich, wie ich nach diesem einen Treffer schwächer wurde – und ich wußte noch immer nicht, wie ich mit diesem Nessel-Vampir
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