050 - Monsterburg Höllenstein
riesiges, schwarzes Loch, das sie zu verschlingen
drohte. Sie faßte ein zweites Mal nach. Da kam sie noch mal an den Metallfuß.
Die Lampe kam zu dicht an den Rand des Wandvorsprungs, hatte keinen Halt mehr
und stürzte um. Glas klirrte. Die Flamme leckte kerzengerade aus dem Docht und
erhielt im nächsten Moment Nahrung durch das auslaufende Petroleum. Das Feuer
breitete sich sofort über die entstehende Lache aus. Die Flammenzungen schlugen
so hoch, daß sie das über den Rand der Liege ragende Laken erfaßten.
Die Lache breitete sich
aus.
Uwe Schöllers
Hosenbeine, der als Werwolf in dem Monster-Panoptikum stand, fingen Feuer.
Rasch griffen die Flammen um sich, fraßen sich in Schöllers Kleidung, in seine
Haut. Dichte Rauchwolken entstanden, füllten schnell das niedrige Gewölbe und
hüllten die Gestalten und die sich regende Jessica Paine ein, die in diesem
Moment die Augen aufschlug.
●
Eckert fuhr herum und
schrie gellend auf. Larry Brent reagierte in der gleichen Sekunde. Die
Totenbleiche! Von Anfang an war sie ihm merkwürdig vorgekommen. Paines
magisches Blut hatte sie zu einer Tageslicht-Vampirin werden lassen! Larrys
Faust traf mitten ins Gesicht der Vampirin und schleuderte sie zurück. Der
Abdruck der Zähne war schon zu sehen, aber die Haut war nicht aufgerissen.
Eckert blutete nicht. X- RAY-3 war im nächsten Moment auf dem Tisch und stürzte
sich auf die wie eine Raubkatze fauchende Veränderte, die mit dieser
überraschenden Wende in ihrer plötzlichen Gier nach Blut nicht gerechnet hatte.
Larry umklammerte das
Handgelenk der Vampirin. Es fühlte sich eiskalt an, als würde kein Tropfen Blut
mehr in ihren Adern fließen. Es war auch kein Puls zu fühlen. Sie war eine
echte Untote, ein Geschöpf aus dem Geisterreich der Finsternis. Magie in ihr
ließ ihr ein unwertes Leben. Sie agierte wie eine Puppe, ein Roboter. Sie war
längst tot, ohne es zu wissen, lebte am Tag und suchte sich dann in der Nacht
ein Versteck, um nicht mit der Schwärze konfrontiert zu werden. Sie konnte sich
nur in einem hellen Raum aufhalten, sie war genau das Gegenteil zu den
Vampiren, die Licht und Sonne fürchteten. Zwischen Larry und der Vampirin
entspann sich ein kurzer, erbitterter Kampf. X-RAY-3 war der Unheimlichen an
Körperkraft überlegen. Aber sie ermüdete nicht im Gegensatz zu ihm, der seine
Energie verbrauchte. Er schlug sie zurück und feuerte den Smith & Wesson
Laser auf sie ab. Der Lichtstrahl durchbohrte sie und setzte ihre Kleider in
Brand. Doch sie war flink, schlug nach den züngelnden Flammen und erstickte sie
wieder. Es roch brenzlig. Aber in einer Stärke, die nicht allein von dem
angesengten Stoff bei der Vampirin herrühren konnte. Dünne Rauchschwaden
sickerten unter der Türritze durch und verbreiteten sich in dem kleinen
Turm-Café.
Irgendwo in der Feme
waren leise, verzweifelte Hilferufe zu hören. Hier in der Burg war noch mehr
los. Jemand war in Gefahr…
Larry verstärkte seine
Anstrengungen und schleuderte die Tageslicht-Vampirin von sich. Sie klatschte
gegen die Wand.
Sie war nicht
kleinzukriegen. Ihre Ausdauer war grauenhaft. Nur in einem dunklen Raum würde
sie ihre Kräfte verlieren und aufgeben… Oder durch ein Kreuz!
An Ellen Maroths Hals
hatte er vorhin ein Kettchen mit Anhänger gesehen. Junge Frauen trugen oft
solche Anhänger. Wenn es ein Kreuz war, dann… Ellen wußte nicht, wie ihr
geschah, als Larry Brents Hand plötzlich herumfuhr, sie am Hals erwischte und
ihr mit einem Ruck das Kettchen abriß. Es hing kein Kreuz daran, sondern ein
Marienbild. Auch ein christliches, womöglich sogar geweihtes Motiv. Er hatte es
nie ausprobiert. Es kam auf den Versuch an. Er hielt ihr das Bild entgegen, als
sie sich erneut von der Wand lösen und sich auf ihn stürzen wollte. Da prallte
sie zurück, stöhnte, warf sich herum und floh in die Küche. Larry Brent setzte
hinter ihr her.
Die Tageslicht-Vampirin
wimmerte, empfand Schmerzen und versuchte den Abstand zwischen sich und Larry
Brent zu vergrößern. Sie stürzte hinaus auf den Korridor. Von der nach unten
führenden Treppe wälzten sich dichte Rauchwolken in diesen Trakt. Der Widerschein
des Feuers spiegelte sich an den Wänden, und die Hilferufe empfing er lauter.
Die Stimme einer Frau… Er hörte Schritte hinter sich. Eckert folgte ihm. »Nach
unten! Da braucht jemand Hilfe!« brüllte Larry in den Rauchvorhang. Eckert
lief die Treppe hinunter, während X-RAY-3 die Verfolgung der
Tageslicht-Vampirin fortsetzte. Sie
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