050 - Monsterburg Höllenstein
Dingen beschäftigt.«
»Nein, das ist nicht der
Fall. Diese Gedanken sind mir erst hier gekommen.«
»Dann laß uns am besten
jetzt ganz schnell gehen. Nicht, daß in dir möglicherweise eine Mutation
steckt, die durch dieses Milieu hier oder durch das Vollmondlicht ausgelöst
wird… Vollmond ist die Zeit der Werwölfe sagt man doch, nicht wahr? Siehst du,
ich hab aus dem Prospekt über das Kabinett auch schon etwas gelernt…« Sie
lachte und faßte Uwe Schöller bei der Hand, um ihn mitzuziehen. Da sah sie die Veränderung !
Das fahle Licht, das durch das winzige Quadrat fiel, war inzwischen
weitergewandert. Uwe Schöllers Gesicht war voll ausgeleuchtet. Um seine
Mundwinkel zuckte es, die Lippen verzogen sich, als würde er unter einem Krampf
leiden, dessen Ausbruch sich plötzlich ankündete.
»Uwe… heh, was ist denn
los mit dir?« fragte sie erschrocken. Warum zog Uwe solche Grimassen? Aber das
allein war es nicht. Mit ihm ging im fahlen Mondlicht eine Verwandlung vor.
Dunkle Haare sprossen aus seinen Handrücken, seinen Armen und bedeckten
wuchernd sein Gesicht.
»U – w – e!« schrie Anja Garetz
gellend auf und wich zurück, als ein tierisches Knurren aus seiner Kehle drang.
Er wirkte selbst erschrocken und starrte auf seine haarigen Hände. »Flieh!«
gurgelte er. »Ich… will das nicht… bleib keine Sekunde… länger als nötig…«
Seine Stimme klang sorgenvoll, wurde im nächsten Moment aber kalt und eisig.
»Ich werde dich töten… ich muß dich töten!«
Plötzlich stürzte er
sich auf sie. Seine Hände, die das Aussehen von Krallen hatten, schossen nach
vorn und verfehlten ihr Ziel um Haaresbreite, weil Anja sich geistesgegenwärtig
herumwarf.
»Hiiilllfffeee!« schrie sie wie von Sinnen
und rannte quer durch das düstere Gewölbe, das vier Meter tief unter der Erde
lag. Zum Ausgang!
Hier geschah etwas, das
ihr Begriffsvermögen überstieg. Uwe Schöller – war zu einem Werwolf geworden.
Warum und weshalb, darüber dachte sie in diesen Sekunden nicht mehr nach. In
Anjas Hirn hatte nur ein Gedanke Platz: so schnell wie möglich von hier
fortzukommen und Hilfe zu holen. Sie begriff die Welt nicht mehr. Das war ein
Traum! Nie konnte in Wirklichkeit so etwas geschehen. Aber, dann träumte sie
schon die ganze Zeit! Die Motorradreise quer durch Deutschland, ihre Ankunft am
Abend auf der Burg, die sie aufgrund eines Hinweisschildes am Straßenrand
entdeckt hatten, und die so versteckt abseits lag, daß nur wenige Touristen auf
sie aufmerksam wurden… Anjas Herz schlug bis zum Hals, und der Schweiß brach
ihr aus allen Poren. Sie hörte das Keuchen und Knurren hinter sich, der scharfe
Tiergeruch stieg in ihre Nase, daß sie meinte, durch einen Stall zu laufen. Der
Weg zwischen den dichtstehenden Monstergestalten wurde für sie zu einem wahren
Spießrutenlaufen. Die unheimlichen Gestalten links und rechts wirkten auf sie
wie eine zusätzliche Bedrohung. Hatte sie vorhin alles noch nüchtern und
sachlich zu betrachten versucht, so konnte sie sich jetzt von Vorurteilen und
Emotionen nicht mehr frei machen. Licht- und Schattenreflexe auf den wächsernen
Gesichtern der skurrilen Nachbildungen ließen die Mienen sehr lebendig
erscheinen. Plötzlich prallte sie gegen einen Zombie. Er stand wie aus dem
Boden gewachsen vor ihr. In den tiefliegenden, dunklen Augen blitzte es. Das
aufgelöste Gesicht und der in Fetzen gehüllte, klapperdürre Körper berührten
sie. Anja hatte das Gefühl, von einem Todeshauch gestreift zu werden.
Hinter ihr der Werwolf,
vor ihr der Zombie… Drei Sekunden stand sie wie vor einer Wand und wußte nicht
weiter. Aber die sich rasch nähernden Schritte des Verfolgers und sein Keuchen
zeigten ihr an, aus welcher Richtung der wirkliche Feind kam. Da überwand sie
sich und riß die Arme nach vorn, um die Wachsnachbildung des Zombies zur Seite
zu stoßen und weiterzurennen. Doch da waren andere Hände. Und sie waren
schneller als ihre. Dünne, welke Finger, von denen lose das getrocknete Fleisch
herabhing, umklammerten eisern ihre Armgelenke. Der Zombie!
Er war keine Nachbildung
aus Wachs! Er – lebte…
●
Das Entsetzen lähmte sie
im ersten Moment. Der Untote riß sie an sich. Da fiel die Lähmung von Anja
Garetz ab, und sie entwickelte übermenschliche Kraft. Die junge Frau schlug um
sich, hieb ihre beiden Finger in das widerliche Antlitz und warf sich
gleichzeitig mit ungeheurer Kraft zur Seite. Der Druck ließ augenblicklich
nach. Sie stürzte zur Seite und
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