Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
das Äußerste zu riskieren!
    »Wenn der Notarzt nicht mit dem Hubschrauber kommt, dauert’s eine halbe Stunde«, gab Nicole zu bedenken. »Selbst wenn er fährt wie der Teufel. Wenigstens haben wir Sommer und deshalb weder Schnee noch Eis auf den Straßen, und Nässe auch nicht!« Im Winter war zeitweise kein Durchkommen zum Castle möglich, wenn man nicht Allradantrieb und Schneeketten besaß oder es riskierte, sich den langen Weg von Cluanie zu Fuß hinaufzukämpfen.
    »Wenn Methusalems Großvater sich in seinen Einspänner schwingt und aus Cluanie kommt, dauert das noch länger, selbst wenn Ben Hur persönlich ihm die Zügel aus der Hand nimmt!« Doc Brown war ein durchaus sympathischer alter Herr, der dank seiner eigenen medizinischen Künste, wie er immer behauptete, und eines täglichen Gläschens Lebenswasser mittlerweile kurz vor seinem 100. Geburtstag stand. Dabei wußte längst jeder im Dorf, daß aus dem täglichen Glas uisge beatha, dem Lebenswasser, auch englisch Whisky genannt, inzwischen drei bis vier geworden waren. Der alte Herr vertrug die Mengen wie ein echter Schotte. Aber so sehr er in jungen Jahren ein Spitzenkönner auf seinem Gebiet gewesen war und auch heute noch jede Erkältungskrankheit, gebrochene Arme und Beine oder sonstige kleine Wehwehchen mühelos in den Griff bekam, hätte Zamorra sich von ihm keine Spritze mehr setzen lassen. Dafür waren die Hände des alten Landarztes längst zu zittrig geworden, und Schnelligkeit war noch nie sein Fall gewesen. Irgendwie mußte für ihn auch die Zeit stehengeblieben sein, denn wie vor 50 Jahren benutzte er einen kleinen Pferdewagen. Vielleicht kannte er aber auch nur die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit und wußte, daß er mit einem Auto nicht mehr zurechtkam, das magere Pferdchen aber genau zwischen Straße und Graben zu unterscheiden wußte und notfalls auch von selbst anhielt.
    William tauchte wieder auf. »Der Notarzt ist unterwegs«, berichtete er.
    Der Pulsschlag des Lords wurde allmählich wieder regelmäßiger, war aber zu langsam. Bei der schwachen Konstitution Sir Bryonts konnte das dazu führen, daß er Gevatter Tod direkt in die Sense fiel. Sekundenlang fragte Zamorra sich, wie Bryont das alles geistig verarbeitete - immerhin stand er doch nach jeder Lebensphase erneut vor dieser kritischen Situation, in der bis zum letzten Sekundenbruchteil noch alles schiefgehen konnte. Jemand, der mehr als 30 000 Jahre existiert und die Entwicklung der Menschheit von Anfang an mitverfolgt hatte, mochte sich vielleicht sagen: Okay, wenn’s nicht klappt, war’s das dann eben, und ich hatte das Glück, länger zu leben als jeder andere Mensch, aber Saris hing an seinem Leben wie jeder andere Mensch auch. Die Chance, weitere mehr als 250 Jahre greifbar nahe vor sich zu haben und dann wegen eines dummen Fehlers oder eines Schicksalsschlages darauf verzichten zu müssen, nach -zigtausend Jahren Vergangenheit nun auch noch die Zukunft zu erleben - das mußte schlimm sein.
    Kein Wunder, wenn Herz und Kreislauf des Alternden einer solchen Belastung nicht gewachsen waren! Dazu der Streß der Fragen über jenen rätselhaften Torre Gerret, der an der Quelle des Lebens versucht hatte, Zamorra zu erschießen…
    Zamorra hatte den Verdacht, daß gerade dieser Streß den Lord hatte umkippen lassen. Trug damit nicht er, Zamorra, die Schuld, wenn jetzt etwas daneben ging?
    »Nein«, flüsterte er. »Nicht ich. Der Schuldige ist Torre Gerret. Ohne ihn gäbe es diese Situation nicht…«
    Nicole trat zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es hat zweihundertfünfzig Mal geklappt«, sagte sie leise. »Warum sollte es ausgerechnet diesmal scheitern?«
    Aber Zamorra wurde seine Beklommenheit nicht mehr los!
    ***
    Glück muß der Mensch haben! dachte der Mann mit der Stirnglatze. Gerade hatte er über Funk mitbekommen, daß ein Notarzt nach Llewellyn-Castle umdirigiert worden war. Der Arzt war auf dem Rückweg von einem Einsatz gewesen und erhielt seinen neuen Auftrag im gleichen Augenblick von Inverness aus, in dem Stan McMour sich in diese Frequenz einschaltete.
    Im ersten Moment wollte er es gar nicht glauben, aber dann kam die Bestätigung des Arztes aus dem fahrenden Wagen. »Llewellyn-Castle, Abzweigung in Cluanie Bridge. Bekannt -schon unterwegs. Was liegt an?«
    »Pulsflattern. Der Lord ist uralt und droht zu sterben!«
    Die Unterhaltung ging weiter. Während der Funk auch die Sirene des Wagens übertrug, die der Doc eingeschaltet hatte, um andere

Weitere Kostenlose Bücher