0500 - Die Quelle des Lebens
Ader geraten und für Blutgerinnung sorgen würde - die Thrombose würde Lord Saris töten!
Zamorra warf sich nach vorn.
Die Injektionsnadel durchstieß Saris’ Haut, und der angebliche Notarzt drückte auf den Kolben, um den Inhalt der Spritze in die Vene des Lords zu pressen!
***
Nicole war noch eine Idee schneller! Sie hatte im gleichen Moment wie Zamorra erkannt, daß etwas faul war, und riskierte wie er einen Angriff. Erklärungen konnte man hinterher immer noch abgeben… und sie brauchte bloß ihren linken Fuß vorschnellen zu lassen, dem Mann mit der ausgeprägten Stirnglatze an beide Schienbeine zu treten, und schon stürzte er wie eine gefällte Eiche zu Boden. Die Spritze mit der Luft in der Nadel, einziges Beweismittel für einen beinahe erfolgreichen Mordversuch, blieb sekundenlang in der Haut von Lord Saris’ entblößtem Unterarm stecken, bekam dann Übergewicht, löste sich und fiel zu Boden.
Scherben brachten auch diesmal Glück, nur zerstörten sie auch das Beweismittel.
»Sind Sie wahnsinnig?« entfuhr es Butler William, der wohl zum ersten Mal in seiner langen Berufslaufbahn die Fassung verlor.
Zamorra packte zu und riß den Beinahe-Mörder wieder vom Boden hoch. Dabei bekam er ihn gleich so zu fassen, daß sich der vermeintliche Notarzt beim besten Willen nicht mehr aus dem Judogriff befreien konnte.
»So, mein Freund«, stieß er hervor, »und jetzt erzählst du uns mal, weshalb du den Lord mit einer künstlich erzeugten Thrombose ermorden wolltest!«
»Sie - Sie müssen den Verstand verloren haben!« keuchte der Mann.
»Lassen Sie ihn bitte los, Monsieur!« verlangte auch William. »Er ist doch der Arzt!«
»Auch Ärzte sind schon zu Mördern geworden! Davor ist kein Berufsstand gefeit!« gab Zamorra kalt zurück. »Einem richtigen Arzt aber wäre diese Unterlassungssünde, Luft in der Nadel zu lassen, vor Zeugen niemals passiert. Er hätte direkt Gift injiziert. Woraus ich folgere, daß es sich bei diesem Vogel nicht um einen Arzt handelt!«
»Er ist auch keiner, Chef«, sagte Nicole, die in den Gedanken des Attentäters las. »Er ist ein bezahlter Killer! Sein Name ist auch nicht Merrybone. William, möchten Sie nicht mal seinen Ausweis prüfen?«
Der vermeintliche Merrybone hatte keinen Ausweis bei sich!
»Das macht die Sache interessant«, knurrte Zamorra, der dabei keine Sekunde lang dem schlechten Gesundheitszustand des Lords vergaß.
»Stan McMour nennt er sich«, stellte Nicole im gleichen Moment fest und brachte ihr »Opfer« damit an den Rand des Wahnsinns. »Woher - woher wissen Sie das?« schrie der vermeintliche Arzt.
»Jemand hat ihm eine Menge Geld dafür bezahlt, daß er den Lord oder Lady Patricia schnellstens umbringt und dich schützt«, fuhr Nicole fort. Die Gedanken McMours lagen vor ihr wie ein aufgeschlagenes Buch. Mit ihrer telepathischen Veranlagung konnte sie sie deutlich wahrnehmen. McMour, der zu ahnen schien, daß er es mit einer Gedankenleserin zu tun hatte, obgleich er an solche Para-Fähigkeiten nicht glaubte und sie bisher immer als Jahrmarkts-Hokuspokus abgetan hatte - McMour versuchte krampfhaft, nicht an das zu denken, was er auf keinen Fall preisgeben wollte, und gerade deshalb dachte er daran und wurde zum Verräter.
Zamorra war weniger an der Höhe des Blutgeldes interessiert. Eher ließ ihn stutzen, daß McMour ausgerechnet ihn, Zamorra schützen sollte. Das deutete nicht auf einen Dämon hin. Erstens war es nicht die Art der Dämonen, ihre Arbeit von bezahlten Berufskillern erledigen zu lassen, eher schon von magisch manipulierten Menschen. Denn auch die Höllischen hatten eine eigene Art von Ehrenkodex. Ein schwarzmagischer Beeinflußter hätte die M-Abwehr um Llewellyn-Castle außerdem auf keinen Fall durchdringen können. Selbst nicht in einem mit Höchstgeschwindigkeit heranrasenden Notarztwagen. Er wäre im Auto von der Schutzsphäre abgeprallt und zwischen dem unsichtbaren Schutzfeld und der Rücksitzlehne zerdrückt worden, um als Toter in den Burghof zu gelangen - wenn ihn nicht schon vorher starkes Unwohlsein in der Nähe der Abschirmung voll auf die Bremse hätte treten lassen.
Aber die Dämonen wußten, daß es unmöglich war, in die Burg einzudringen!
Wer also steckte hinter diesem Mordanschlag?
Nicoles Augen weiteten sich, als sie es in den Gedanken des Attentäters las.
»Gerret…«
***
Lord Saris öffnete die Augen. Nicole wandte sich ihm zu. »Puls normalisiert sich«, stellte sie fest. »Ich glaube, er kommt
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