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0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht mehr fahren müssen. Sie sind doch mit dem Auto gekommen, nicht?«
    »Ich bin. Ein Koffer ist noch drin. Diesen hier bringe ich selbst nach oben. Welches Zimmer empfehlen Sie mir?«
    Wenig später war der Mann einquartiert. Ulluquart dachte nicht im Traum daran, den Paß des Fremden zu verlangen, zumal der gleich noch einmal hundert Pfund hinblätterte. »Für Sie, Sir, weil Ihre Art mir gefällt!« Dafür machte Keith die Eintragung im Gästebuch auch selbst und schrieb »John McMiller« auf.
    »Mein Name ist aber Torre Gerret.«
    »Tja, nun steht’s schon so da, Mister McMil… äh, sorry, Sir, Mister Gerret. Soll ich’s löschen und neu schreiben?«
    »Wozu die Mühe?«
    Man verstand sich.
    Gerret war offensichtlich kein Loch-Ness-Tourist, sondern ein Mann, der es sich eine Menge Geld kosten ließ, hier keinen Nachweis seiner Anwesenheit zu hinterlassen. Keith erlaubte sich nicht einmal den Anflug eines schlechten Gewissens. Sein Vater hätte die Sache ebenso gehandhabt. Wenn man in diesem kargen Land überleben wollte, durfte man manche Sachen nicht so genau nehmen. Fürs Fragenstellen gab es Reporter und Polizisten.
    Wirte wurden nicht dafür, sondern nur für die Betreuung ihrer Gäste bezahlt.
    Das war auch Constable McCloud klar, der eine Stunde später hereinschneite, seinen schwarzgebrannten Whisky bekam und vorher fette Schweißfingerabdrücke auf Motorhaube und Kofferdeckel des schwarzen Supermercedes hinterlassen hatte. »John McMiller, ach ja«, brummte er, als er das Gästebuch prüfte. »Ist das nicht deine Handschrift, Boy?«
    Er nannte jeden Boy, vom Knaben bis zum Greis. Nur den Laird ap Llewellyn nicht. Vor dem hatte er Respekt, nachdem Seine Lordschaft mit seinem politischen Einfluß verhindert hatte, daß McCloud gegen seinen Willen aus der geliebten Heimat nach irgendwo versetzt wurde. Für die ursprünglich nur damit verbundene Gehaltsaufbesserung hatte Seine Lordschaft trotzdem gesorgt.
    »Mister McMiller ist Linkshänder, mein Füllhalter aber nur für Rechtshänder geeignet. Deshalb habe ich die Eintragung für ihn ausgeführt.« Mit diesem Superschwachsinn war die offizielle Seite abgeklärt. Jetzt wollte McCloud nur noch wissen, ob Mister John McMiller etwas über die Dauer und den Zweck seines Aufenthaltes gesagt hatte. Aber damit konnte Ulluquart nicht dienen.
    Constable McCloud trank seinen fünften schwarzgebrannten Whisky, hatte damit sein feierabendliches Plansoll erfüllt und ging nach Hause. Von dort aus rief er, neben dem Ortsvorsteher, Doc Brown und dem Wirt, glücklicher Besitzer eines der vier Telefonanschlüsse von Cluanie Bridge, beim Lord an.
    Viel war es nicht, was er ihm über den Mercedesfahrer sagen konnte.
    Aber zumindest hatte er seinen Auftrag erfüllt.
    ***
    Gegenwart…
    Mit Blaulicht und Sirene jagte der Notarztwagen in den Burghof. Sonderlicht und Sirene hatte er erst kurz vor dem Castle wieder eingeschaltet, um sicherzugehen, daß es hinter dem Burghof keine lebenden Hindernisse geben würde. Kaum stand der Wagen, als ein Mann mit ausgeprägter Stirnglatze heraussprang und mit seinem schwarzen Koffer, sich kurz umblickend, zum Portal stürmte.
    Butler William, von der Sirene alarmiert, öffnete.
    »Ich bin Dr. Merrybone. Wo ist der Patient? Wie ist das momentane Befinden Seiner Lordschaft?« sprudelte der Ankömmling hervor. Zwei Minuten später stand er vor dem Lord, der immer noch ohne Bewußtsein im Sessel lag. Sein Puls ging langsam, er atmete flach.
    Der Mann mit der Stirnglatze tastete nach dem Puls, nach der Stirn des Lords, holte dann das Blutdruckmeßgerät hervor. Die Werte waren bedenklich. »Ich werde ihm ein anregendes Mittel injizieren, damit der Herzschlag sich wieder beschleunigt«, meinte er. »Aber ich kann nicht dafür garantieren, daß es hilft. Der Lord ist sehr alt, sein Zustand bedenklich. Sie müssen damit rechnen, daß er innerhalb kürzester Zeit stirbt.«
    »Das wissen wir«, sagte Zamorra. »Sorgen Sie dafür, daß es mit dem Sterben nicht gar so schnell geht. Seine Lordschaft möchte noch die Geburt seines Sohnes erleben.«
    »Dafür übernehme ich keine Garantie«, sagte der Mann mit der hohen Stirn und zog eine Spritze auf.
    »Einen Tag noch«, verlangte Nicole.
    Der Doktor zuckte mit den Schultern. Er beugte sich über den Lord und setzte die Spritze an.
    Im gleichen Moment begriff Zamorra, daß der Mann, der sich Merrybone nannte, vorher nicht die Restluft aus der Nadel gedrückt hatte! Das bedeutete, daß Luft in die

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