0500 - Die Quelle des Lebens
Verkehrsteilnehmer aus dem Weg zu scheuchen, fragte der Nothelfer an, ob es Krankheitsunterlagen im Archiv gäbe.
Die Details interessierten den bezahlten Killer nicht. Er versuchte, den Arzt anzupeilen und bekam dann auch noch von diesem selbst eine erstklassige Standortbeschreibung. Kein Problem, den Mann unterwegs abzufangen.
Etwas Besseres hätte McMour nicht passieren können. Er war heilfroh, daß hier in den schottischen Highlands noch Steinzeit-Technik vorherrschte und die Notärzte normalen Betriebsfunk verwendeten, der von jedem abgehört werden konnte, der über ein entsprechendes Gerät verfügte, ob legal oder illegal. Auf dem Kontinent, in Germany, wäre das nicht so einfach gewesen. Dort funkten Mediziner mittlerweile per Telefon, das nur abzuhören war, wenn man eine besondere Ausrüstung besaß - wenngleich die dortige Post auch eine solche Möglichkeit beharrlich leugnete.
Der Killer gab Gas. Das hier war seine große Chance! Einfacher ging es fast schon nicht mehr. Mr. Gerret würde zufrieden sein!
***
Vergangenheit…
Einen Wagen vom Kontinent bekam man in dieser schottischen Einöde nicht oft zu sehen. Wenn hier etwas fuhr, das über einen Motor verfügte, waren das Zweiräder oder britische und japanische Kleinwagen. In einer strukturschwachen Gegend wie dieser reichte das Geld gerade aus, betagte Fahrzeuge von anno dazumal in Betrieb zu halten.
Und jetzt stoppte so ein Schlachtschiff vor Keith Ulluquarts Pub, in dem auch Zimmer zu vermieten waren, wenn sich Touristen nach Cluanie Bridge verirrten, weil ihnen die Herbergen am Loch Ness zu teuer waren, oder einfach überfüllt. Das geschah öfters. Deshalb konnten die Ulluquarts auch einigermaßen vom Schank- und Beherbergungsbetrieb leben. Arian Ulluquart allerdings nicht mehr, den hatten sie vor zwei Monaten zu Grabe getragen, und seitdem hielt sein Sohn Keith den Pub -als Alleinerbe, denn auch mit dem Kinderzeugen hatte der alte Adrian echte schottische Sparsamkeit bewiesen. Keith trauerte seinem alten Freund und Vater nach, aber das Leben ging weiter. Dafür sorgte schon alleine die Kundschaft aus dem Dorf, die Pensionsgäste, die nach dem Ungeheuer von Loch Ness forschten und auch die Gelage, die der Laird ap Llewellyn in fast regelmäßigen Abständen hier veranstaltete und sich damit als größter Arbeitgeber des Wirtes erwies.
Auch der Neuankömmling sah nicht gerade arm aus. Sein Wagen zeigte ein Kennzeichen, das Keith unbekannt war, und bedauerlicherweise klebte auch kein Nationalitätszeichen am Heck, wie es für ausländische Fahrzeuge eigentlich vorgeschrieben war. Dafür konnte Keith die beiden chromblitzenden Embleme rechts und links auf dem schwarzen Lack des Mercedes sehen. 450 SEL links, 6.9 rechts. Das Modell war zwar schon vor zwei Jahren vom Nachfolgertyp abgelöst worden, in dieser Preiskategorie spielten solche Kleinigkeiten aber grundsätzlich keine Rolle. Ein solcher Wagen hätte dreißig Jahre auf den Reifen haben können und wäre immer noch Statussymbol des Reichtums gewesen - vor allem in dieser ärmlichen Gegend, in der ohne solide finanzielle Subventionen durch Seine Lordschaft überhaupt nichts mehr gegangen wäre.
Ulluquart wartete ab und ließ den fremden Gentleman seinen Koffer selbst ins Haus tragen. Er tat überrascht, als der Unbekannte eintrat, als hätte er den Wagen weder bemerkt noch hinter der Gardine hervor betrachtet.
Der Gast grüßte mit leicht amerikanisch wirkendem Akzent, stellte seinen Koffer vorm Tresen ab und blättert zweihundert Pfund cash vor Keith auf die Theke. »Reicht das für eines Ihrer Zimmer, die Sie laut Werbeschild an der Straße anbieten, Sir?«
»Für eine Woche mit Vollpension immer!«
»Ob ich so lange bleibe, weiß ich nicht. Vermutlich entstehen weitere Kosten; Ihr Lokal sieht recht rustikal und gemütlich aus. Wenn Sie mehr Geld benötigen, sagen Sie es bitte rechtzeitig. Und mir schreiben Sie eine Quittung über die Hälfte des Betrages. Die andere Hälfte geht Ihr Finanzamt einen feuchten Kehricht an, Sir, okay?«
»Und Ihr Finanzamt, Sir?« erkundigte sich Keith trocken. »Oder können Sie solche Summen einfach verschleudern?«
Der Fremde zuckte mit den Schultern. »Geld ist zum Ausgeben da, oder?«
Diese Grundhaltung fand Keith aus der Wirts-Perspektive nicht übel, investierte aber trotzdem erstmal selbst in Form eines Begrüßungsdrinks. »Für Ihre Großzügigkeit haben Sie sogar Anspruch auf eine ganze Flasche, aber nur dann, wenn ich weiß, daß Sie
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