0500 - Die Quelle des Lebens
Entscheidung. Ich durfte nur den Zeitpunkt bestimmen, an dem deine Erinnerungen wieder erwachen sollten. Offenbar hat meine Berechnung nicht ganz genau funktioniert. Du bist ein paar Monate zu früh dran. Es kann mit dem Beginn von Pats Schwangerschaft zu tun haben. Vielleicht hat der Magie-Faktor, oder wie immer man es nennen mag, den Beginn mit dem Ende verwechselt. Aber es mag auch ganz gut so sein. So trifft es dich nicht ganz unvorbereitet. Du bist durch bestimmte Andeutungen vorgewarnt - sofern es eine Rolle spielen sollte.«
»Mein lieber Lord Saris, deines Zeichens Oberhaupt des Llewellyn-Clans, in den du mich selbst adoptiert hast -ich bin nahe daran, die Erbfolge kurz vor ihrer diesmaligen Durchführung radikal zu stoppen, indem ich dir hier und jetzt den Hals umdrehe. Du solltest etwas sagen, das mich von diesem ungesetzlichen Plan abbringt!«
»Ich habe ein Problem, es dir zu sagen«, gestand der Lord.
»Das hattest du vor einem Dutzend Jahren schon einmal.«
Saris schluckte. »Dieser Bann, den ich ausgesprochen habe… er bewirkt, daß dein Feind erst nach meinem Tod seine Macht richtig entfalten kann. Bis jetzt hat meine Magie dich geschützt, Zamorra. Vom Augenblick meines Todes und meiner Wiedergeburt an wirst du mich schützen müssen, bis ich diese Aufgabe wieder selbst übernehmen kann. Damals habe ich ihn bannen können, nachdem du Narr so leichtsinnig warst, ihn am Leben zu lassen. Ja, gleich kommt deine Rechtfertigung, du seist kein Mörder. Bist du auch nicht. Aber du hast gegen die Regel verstoßen.«
»Nein!« keuchte Zamorra.
»Du hast dagegen verstoßen, du weißt es. Du wirst die Konsequenzen erdulden müssen. Mit meinem Tod erlischt der Bann. In der Gestalt meines Sohnes und Erbfolgers kann ich ihn erst wieder neu erschaffen, wenn ich soweit bin, und das wird viele Jahre dauern. Wir wissen es doch beide, Zamorra!«
Zamorra schloß die Augen. Seine Hände berührten seine Stirn.
»Nein«, flüsterte er. »Bryont - du weißt doch, wie es war! Was hätte ich tun sollen? Die Regel… ich mußte gegen sie verstoßen. Hätte ich wirklich zum Mörder werden sollen? Meine Unsterblichkeit für das Leben eines anderen Menschen? Oh, Gott…«
»Deine Erinnerung kehrt zurück«, erkannte Saris. Nicole sah ihren Lebensgefährten überrascht an. »Sie kommt immer stärker, mit immer mehr Details. Zamorra, du wirst noch mehr Träume dieser Art haben. Torre Gerret dürfte sich jetzt nicht mehr unter meiner Kontrolle befinden. Du solltest übrigens herausfinden, wie er wirklich heißt.«
»Was willst du damit sagen?«
»Ich kenne seinen richtigen Namen nicht, Zamorra. Ich schwör’s dir bei meinem Leben. Ich weiß nicht, wie er wirklich heißt. Hüte dich vor diesem Mann. Er besitzt viel mehr Macht, als du ahnst.«
Zamorra hob die Brauen. »Mach mich schlau«, verlangte er. »Du weißt mehr über ihn als ich, der ich im dunkeln tappe. Bitte Einzelheiten, Bryont!«
»Du - ich…« stieß Saris hervor, verdrehte die Augen und verlor das Bewußtsein!
***
Mit einem schnellen Sprung war Zamorra bei ihm, fühlte nach seinem Puls und versuchte ihn wieder aufzuwecken. Aber es gelang ihm nicht. »Er braucht einen Arzt«, sagte Zamorra besorgt. »Sein Puls flattert bedenklich. Kommt das in letzter Zeit öfters vor?«
Butler William, an den die Frage gerichtet war und der ruhig im Hintergrund neben der Zimmertür gestanden hatte, schüttelte den Kopf. »Ich werde Doc Brown anrufen.«
»Methusalems Großvater?« stieß Zamorra hervor, der Land und Leute mittlerweile kannte. »Kommt gar nicht in Frage! Den Notarzt aus Inverness, und der soll sich mit seiner Ausrüstung beeilen! Wenn der Lord jetzt stirbt, können wir ja nicht mal eine Frühgeburt einleiten!«
Nicole sah ihn entgeistert an.
»Wie kommst du auf so was? Das - das würdest du Patricia antun wollen?«
»Die Idee hat sie vor zwei Tagen selbst ins Gespräch gebracht, und sie spielt mit diesem Gedanken wohl schon längere Zeit, für den Fall, daß Bryont vorzeitig einen Unfall hat oder einem Attentat zum Opfer fällt. Bloß hat ihr der Arzt, den sie dazu befragt hat, klar gemacht, daß die Biologie des menschlichen Körpers sich nicht so einfach austricksen läßt und eine solche Vorverlegung nicht nur mordsgefährlich für Mutter und Kind wäre, sondern auch ihre Zeit braucht, die im Notfall eben nicht zur Verfügung steht.«
Nicole nagte an ihrer Unterlippe. Wie sehr mußte diese junge Frau den Lord lieben, daß sie bereit gewesen war,
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