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0501 - In der Betonwüste

Titel: 0501 - In der Betonwüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eingezogenem Kopf drang er in den Korridor ein. Er rannte, um die gefährliche Strecke schnell zu überwinden. Hinter ihm wirbelte der Dampf in die Vorhalle. Der halbtote Simon stieß mit den Schultern gegen die Wand, aber er ließ sich nicht aufhalten. Die Atemnot ließ sein Gesicht rot anlaufen. Seine Halsschlagader schwoll an. Als er glaubte, es nicht mehr aushalten zu können, riß er 'sich den Stoffetzen vom Gesicht.
    Er atmete den heißen Dampf ein, hustete und würgte. Dann prallte er gegen ein Hindernis.
    Er fiel zu Boden. Sofort spürte er, daß die Luft hier unten besser war. Auf allen vieren kroch er weiter. Allmählich ließ die Hitze nach. Seine Hände, die nach der Wand tasteten, griffen ins Leere. Er atmete auf. Jetzt befand er sich in jenem großen Raum, in dem die Versorgungszelle untergebracht war.
    Irgendwo tropfte Wasser. Der halbtote Simon ging mit ausgestreckten Armen weiter. Das Zischen des in unregelmäßigen Abständen ausströmenden Dampfes .machte es fast unmöglich, die Stelle zu finden, von der das Wasser tropfte.
    Der halbtote Simon stieß gegen die Versorgungsmaschinen und gegen Leitungen. Alles war heiß und feucht.
    Plötzlich fiel ein warmer Tropfen in den Nacken des Blinden.
    Er blieb stehen und legte den Kopf zurück. Mit offenem Mund fing er die Tropfen auf. Es war warmes, schal, schmeckendes Wasser. Simon trank, bis sein Durst gelöscht war. Trotzdem fühlte er sich danach nicht besser.
    Es hatte keinen Sinn, in die Vorhalle zurückzukehren. Er mußte durch den Ausgang der Versorgungszelle aus dem Gebäude entkommen. Vielleicht konnte er durch den Schacht zwischen diesem und dem benachbarten Gebäude auf die Straße gelangen.
    Nach' minutenlangem Suchen fand Simon endlich die Tür der Versorgungszelle. Sie war schwer zu öffnen. Der Blinde mußte seine ganze Kraft aufbieten, um sie weit genug aufzudrücken.
    Hier war er noch nie gewesen. Trotzdem wußte er ungefähr, wo er herauskommen würde.
    Er tastete sich langsam vorwärts. Nach ein paar Schritten stieß er auf ein Metallgitter. Die Abstände zwischen den Stangen waren breit genug, daß er sich durchzwängen' konnte. Aus der Richtung, in der er sich bewegte, hörte er ein eigenartiges Pfeifen.
    Er fand eine halboffene Tür und trat in den Hinterhof. Kühler Wind fuhr ihm ins Gesicht. Das war mehr als ungewöhnlich. Der Wind war heftig und verursachte das pfeifende Geräusch. .
    Der halbtote Simon hob lauschend den Kopf. Große Tropfen fielen in sein Gesicht.
    Es regnete.
    Ein Donnerschlag ließ den blinden Mann zusammenzucken.
    Über Terrania-City ballte sich ein Gewitter zusammen.
    Das erste seit über tausend Jahren!
     
    2.
     
    Coden Opprus wehrte sich gegen das Erwachen. Er war noch unendlich müde. Sein Körper rebellierte gegen die Befehle des Verstandes. Wie lange hatte er überhaupt geschlafen?
    Bestenfalls zwei oder drei Stunden.
    Opprus schlug die Augen auf und gähnte. Die Geräusche in seiner Umgebung ließen ihn erkennen, daß etwas Ungewöhnliches geschehen war. Er grinste humorlos. Seit sechs Monaten geschahen ständig ungewöhnliche Dinge. Und seit sechs Monaten hatte er nie länger als drei oder vier Stunden ununterbrochen geschlafen.
    Er richtete sich auf. Außer ihm hielten sich noch vier Männer und drei Frauen im Schaltraum auf. Sie waren alle beschäftigt.
    Ihre Gesichter sahen im Schein der Kontrolleuchten blaß und müde aus.
    Kein Wunder! dachte Coden Opprus.
    Viele von ihnen taten seit über vierundzwanzig Stunden Dienst.
    „Sechshundertvierundneunzig!" flüsterte Coden Opprus. Das war die vorläufig bekannte Zahl.
    Ja.
    Sechshundertvierundneunzig Menschen auf der Erde waren von der Verdummung nicht betroffen worden.
    Er, Coden Opprus, war einer der 492 geretteten Männer.
    Opprus schwang die Beine von der Liege und stützte den Kopf in beide Hände. Er mußte ein Gähnen unterdrücken.
    Die Zwischentür zum Kontrollraum schwang auf. Danton kam herein. Er war unrasiert. Sein Gesicht war eingefallen. Er sah aus wie ein Kranker.
    „Was ist jetzt los?" erkundigte sich Opprus mit einem Blick auf die Alarmlampen, die noch immer in regelmäßigen Abständen aufflammten.
    Danton lehnte sich gegen eine Speichersäule.
    „Daß Sie schon wieder auf den Beinen sind?" fragte er verwundert.
    Opprus verzog das Gesicht.
    „Ich schwebe auf rosafarbenen Wolken, Sir."
    Rhodans Sohn winkte ab.
    „Ersparen Sie sich das ,Sir'. Ich werde dafür verzichten, Sie in Zukunft mit Oberst anzusprechen. Welche Bedeutung

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