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0504 - Attacke der Riesenkäfer

0504 - Attacke der Riesenkäfer

Titel: 0504 - Attacke der Riesenkäfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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beobachtete das Schlüpfen eines Artgenossen. Er wunderte sich darüber, wie schwächlich dieser Artgenosse war und unter welchen körperlichen Kraftanstrengungen er sich mühsam aus seinem Kokon befreite. Der neue Käfer japste erschöpft und pumpte mit dem Hinterleib Sauerstoff in sich hinein.
    Es half ihm nichts.
    Noch ehe seine Flügel getrocknet waren, war der Erstgeschlüpfte über ihm und fraß ihn auf.
    ***
    Michelle Jallias und Lauren Pellerin nahmen Wasserproben. Sorgfältig wurde notiert, an genau welcher Stelle des Flußufers sie entnommen worden waren. Während Michelle in ihren Shorts ins Wasser hineinging, um besser aus der leichten Strömung schöpfen zu können, blieb Lauren am Ufer. Er nahm Erdproben und sammelte auch ein paar Pflanzen ein. Gräser, Kräuter, Schilfhalme. Das alles wurde sorgfältig verpackt und markiert. Es gehörte zu ihrer studentischen Forschungsarbeit. Auf einer Strecke von gut hundert Kilometern sollten Wasser- und Bodenqualität der Loire untersucht und verglichen werden. Andere Abschnitte wurden von anderen Studenten in Angriff genommen. Die hatten keine so romantischen Bereiche erwischt. Nur hier, im Süden, war die Loire noch ungebändigt. Weiter im Norden wurden die Ufer gerade und befestigt, der Fluß vom letzten großen natürlichen Biotop zum Industriegewässer vergewaltigt.
    Michelle kam aus dem Wasser zurück. Die Ränder ihrer Shorts waren wassergetränkt, aber das schien sie nicht zu stören. »Der Vollständigkeit halber müßten wir eigentlich auch am gegenüberliegenden Ufer Proben nehmen. Aber ich habe keine Lust, jetzt wieder zu starten und zur nächsten Brücke zu fahren. Hindurchschwimmen geht auch nicht; ich habe meinen Badeanzug nicht mitgenommen.«
    Lauren schluckte. Er spürte, daß sie förmlich auf eine Bemerkung seinerseits wartete. Aber er brachte es nicht fertig, ihr den Vorschlag zu machen, sie könnten doch nackt hinüberschwimmen. Er fürchtete das Wasser; es war tief genug, um darin zu ertrinken, und er übertrug seine Phobie auch auf Michelle. Er hatte Angst, sie durch das Wasser zu verlieren, so wie er seine Eltern verloren hatte. Sie waren bei völlig ruhigem Wetter auf die See hinausgefahren und nicht zurückgekommen. Bis heute hatte niemand die gekenterte Yacht oder die Leichen gefunden; niemand wußte, wie es geschehen war. Das lag etwa drei Jahre zurück, aber Lauren Pellerin träumte immer noch von einer sinkenden Yacht.
    Heute war es das erste Mal, daß er darüber zu jemandem eine vage Andeutung gemacht hatte. Er sprach ohnehin nicht viel. Er blieb, wo es ging, im Hintergrund, erschien nur auf massives Drängen hin für ein paar Stunden bei Studentenfeten - und zeigte sich dann als wilder Kampftrinker, der sich innerhalb kurzer Zeit dermaßen unter Strom setzte, daß er zu nichts mehr zu gebrauchen war. Aber ansonsten rührte er keine Tropfen an. Er arbeitete in stiller Verbissenheit an seinen Studienaufgaben, und er hatte nicht widersprochen, als die »Loire-Teams« aufgestellt wurden und Michelle ihn bat, mit ihm zu kommen. Sie hatte ihn irgendwie in ihr Herz geschlossen, obgleich sie kaum etwas über ihn wußte. Aber sie hatte gehofft, es würde sich jetzt eine Gelegenheit bieten, ihn in einer Ausnahmesituation aus der Reserve zu locken.
    »Die Proben auf der anderen Seite werden sich kaum von diesen hier unterscheiden«, vermutete er. »Wir können das Verfahren ja vereinfachen, indem wir die Prüfpunkte immer abwechselnd festlegen. Einer auf dieser Seite, einer auf der anderen, dann wieder hier… und zwischendurch benutzen wir halt die Brücken, die wir vorfinden.«
    Michelle schüttelte den Kopf. »Wenn du meinst… aber jetzt sollten wir erst einmal frühstücken.« Sie nahm den Kasten mit den Wasser-, Erd- und Pflanzenproben auf und ging zum Wagen, um dann mit einer Decke und dem Picknickkorb zurückzukehren. »Sieht ziemlich altmodisch aus, nicht? Andere Leute nehmen eine batteriebetriebene Kühlbox mit… aber der Wein wird auch schmecken, wenn er nicht ganz kalt ist.«
    »Wir könnten die Flasche in den Uferschlick eingraben, für eine Weile«, schlug Lauren plötzlich vor. »Das heißt, wenn wir ihn wirklich trinken. Immerhin sind wir mit dem Auto hier.«
    »Nun, ich glaube nicht, daß wir so schnell von hier aufbrechen. Bis dahin ist der Alkohol verflogen«, zwinkerte sie ihm zu. »Außerdem kenne ich da eine Methode, ihn durch erhöhten Kalorienverbrauch schneller abzubauen.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte er.
    Seufzend

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