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0504 - Lorna, die Löwenfrau

0504 - Lorna, die Löwenfrau

Titel: 0504 - Lorna, die Löwenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Spielzeuglandschaft ausbreiten.
    Alles war so klein, fast unwirklich. Dabei waren es nur sechs Stockwerke.
    Das sagte auch die Löwenfrau. »Nur sechs Etagen, Versager. Überlege mal, nur sechs Etagen…«
    »Wenn ich falle, ist es aus!«
    »Ich weiß, Versager, ich weiß. Du wirst auch kaum Schmerzen spüren. Wenn du aber gehst, hast du eine Chance. Ich möchte dir dabei zusehen. Es gibt ja verschiedene Fenster. Denke daran, ich werde dich immer unter Kontrolle haben – immer…«
    Er tat den Schritt.
    Sein Fuß fand keinen Halt. Fast wäre er gefallen. Seine Gesichtszüge erstarrten. Die Panik stand darin wie eingemeißelt. Dann packte die Pranke zu. Sie erwischte ihn an der rechten Schulter, riß ihn herum, wieder halb hinein in den Raum.
    Eine fauchende Stimme fragte: »Willst du Selbstmord begehen, mein Freund?«
    »Nein, ich…«
    »Reiß dich endlich zusammen!« Die Pranke blieb weiterhin auf seiner Schulter. Sie drehte ihn herum. Jetzt konnte er normal aus dem Fenster klettern, ohne in die Tiefe schauen zu müssen, weil er ihr den Rücken zudrehte.
    »So ist es richtig!« Die Löwenfrau ließ ihn los, als Ab sein rechtes Bein ausstreckte.
    Unter ihm befand sich der Sims. Sein Fuß bekam Kontakt, er spürte den Widerstand, der ihm so etwas wie Hoffnung gab. Kein Tritt ins Leere, er konnte sich halten, aber der Rand des Fensters lag so hoch, daß er ihn, wenn er auf dem Sims stand, nicht mit beiden Händen umklammern konnte.
    »Stehst du gut?« Lorna Delaney hatte sich vorgebeugt und blickte auf ihn herab.
    Er mußte den Kopf zurücklegen, um in ihr schreckliches Gesicht schauen zu können.
    »Angst?«
    Eine Antwort bekam sie nicht. Ab konnte nicht mehr sprechen. Er sah über sich die fürchterliche Fratze mit dem Raubtiermaul, das zu einem häßlichen Grinsen verzogen war. »Jetzt kannst du laufen!« zischelte und fauchte sie. »Einmal herum.« Sie lachte wieder. »Aber ich habe immer Überraschungen für dich parat. Immer wieder. Los, geh jetzt, und beweise, daß du kein Versager bist!«
    Die Löwenfrau sagte nichts mehr. Sie trat zurück und sorgte dafür, daß sich das Fenster schloß.
    Ab Duncan aber war allein. Er stand auf dem schmalen Sims, der nicht breiter war als einen halben Meter. Eigentlich reichte diese Breite. Doch wer auf ihm stand, bekam rasch ein flaues Gefühl im Magen.
    So erging es auch Ab Duncan, der noch einmal hochschaute und hinter der Scheibe die allmählich zerfließende Gestalt der Löwenfrau entdeckte…
    ***
    Es war nichts mehr zu ändern. Bill Conolly hatte einfach zu früh gehandelt und die Frauen als auch diese jetzt lebende Figur des Löwen durch das Einschlagen der Scheibe gewarnt.
    Die Scherben fielen als Splitterregen nach unten. In der Scheibe befand sich ein gezacktes Loch, und Bill mußte noch einmal gegen die Ränder schlagen, um uns Platz zu schaffen, damit wir unverletzt durch das Loch nach unten steigen konnten.
    Ich beobachtete währenddessen die Szenerie unter mir.
    Man hätte meinen sollen, daß Dämonen nicht zu überraschen sind.
    Hier verhielt es sich anders. Sollte die Figur des Löwen tatsächlich einen dämonischen Ursprung gehabt haben, so zeigte sie sich jetzt von unserer Aktion verunsichert.
    Mit einem gewaltigen Sprung jagte der aus Stein und jetzt zum Leben erwachte Löwe vor. Es war ein Satz, wie ihn nur der König der Wüste schaffte, und er nahm dabei auf seine Dienerinnen keinerlei Rücksicht.
    Ich sah die Frauen fallen. Von den Prankenhieben wurden sie zu Boden geschleudert, aber auch vom Körper des Raubtieres, der sich durch nichts aufhalten ließ.
    Während ich durch die Öffnung kletterte, hörte ich die Schreie der Frauen. Irgendwo im Hintergrund entstand ein knallendes Geräusch. Schritte hasteten über harten Beton, danach wurde es stiller.
    Ich prallte zu Boden.
    Noch beim Fallen hatte ich die Beretta gezogen. Mir rieselten noch einige Scherbenteile auf die Schulter, dann hatte es auch Bill Conolly geschafft und kam neben mir zum Stehen.
    Um ihn kümmerte ich mich nicht. Wenn uns jetzt noch etwas weiterhelfen konnte, waren es die Frauen. Eine von ihnen befand sich in der Nähe.
    Sie war von den Krallen des Löwen hart erwischt worden. Ihre Kutte zeigte tiefe Risse, und die Haut war ebenfalls nicht verschont worden, denn aus den langen Kratzwunden quoll Blut.
    Sie sah mich, als sie noch am Boden hockte. Plötzlich schnellte sie hoch. Es war schon bewundernswert, woher sie die Kraft nahm.
    Während des Sprungs flog die Kapuze nach hinten.

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