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0508 - Sparks hetzt den Werwolf

0508 - Sparks hetzt den Werwolf

Titel: 0508 - Sparks hetzt den Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Weg« in die zurückliegenden Stunden optimal steuern zu können. Mit einem anderen Schaltwort konnte er jederzeit wieder aus der Halbtrance ins volle Bewußtsein zurückkehren.
    Sparks sah zu. Um ein wenig Unauffälligkeit zu markieren, tat er so, als unterhielte er sich leise mit Zamorra. Er gestikulierte dabei ein wenig, wurde hin und wieder etwas lauter, so daß man drüben an der Bar und bei den Liegestühlen, in denen sich ein recht rundlicher Millionär und ein paar recht schlanke Mädchen in knappster Badekleidung sonnten, Wortfetzen verstehen konnte - wer hinhörte, erfuhr allenfalls, daß Sparks sich über das Wetter und die Steuergesetze ärgerte.
    Derweil suchte Zamorra die Vergangenheit.
    Der stilisierte Drudenfuß im Zentrum des kunstvoll verzierten Amuletts, das jederzeit als besonders auffälliges Schmuckstück durchgehen konnte, war verschwunden. Statt dessen zeigte sich ein Abbild der unmittelbaren Umgebung - in Rückwärtsprojektion. Die ersten Stunden ging Zamorra in rasendem Tempo zurück; erst als er in den Zeitbereich des frühabendlichen Geschehens kam, verlangsamte er das Tempo. Er hatte oft genug Zeitschau betrieben, um ein gutes Gefühl für den beschleunigten Zeitablauf zu bekommen und ziemlich genau zu erfassen, bei welcher »Bildgeschwindigkeit« die Zeit wie schnell verstrich.
    Plötzlich sah er den sommersprossigen Polizisten, der am Beckenrand hin und her ging. Zamorra verzichtete darauf, seine Aktivitäten zu verfolgen; vermutlich unterhielt sich Inspector O’Brian nur mit den Zeugen des werwölfischen Fenstersturzes. Dann endlich tauchte die Wölfin in Zamorras Blickfeld, beziehungsweise im Blickfeld des Amuletts auf, lief rückwärts ins Bild, jagte mit einem wilden Sprung ins Wasser und mit einem noch wilderen zum hochgelegenen Fenster empor…
    Zamorra stoppte die Projektion und ließ sie wieder vorwärtslaufen. Die Werwölfin stürzte in den Pool zurück. Zamorra fror das Bild sekundenlang ein und gestattete sich eine genaue Betrachtung. Er kam nicht umhin, der Frau auch in Wolfsgestalt Schönheit zuzugestehen. Noch interessanter war für ihn, daß ihr Werwolfskörper absolut menschliche Proportionen aufwies. Normalerweise - wie auch Sparks schon festgestellt hatte - platzte für die menschliche Gestalt geformte Kleidung auf, wenn der Gestaltwandler zum Wolf wurde, weil die Proportionen sich doch erheblich verschoben. Kluge Werwölfe pflegten sich daher vorher ihrer menschlichen Kleidung zu entledigen und »nackt« zu jagen, um sich später wieder ordentlich bekleiden zu können. Schließlich kosteten die Textilien ja auch Geld, und zudem war es nicht jederwolfs Sache, nach der Jagd im Morgengrauen in zerlumpten Fetzen heimwärts zu schreiten. Hier war das aber nicht der Fall. Die Frau hatte ihre Proportionen beibehalten; auch der Kopf hatte sich in seiner Form nicht verändert. Es war, als habe Miß Gay Travis lediglich ein Pelztrikot übergestreift - und natürlich auch eine Pelzmaske vors Gesicht gezogen…
    Zamorra ließ das Bild wieder weiterlaufen. Die Werwölfin klatschte in den Pool, tauchte kurz unter und sofort wieder auf, und jetzt, als sie sich aufs Trockene schnellte, spielte das kurze Seidenkleid doch nicht mehr mit. Nur noch in Fetzen gehüllt, rannte die Frau davon, verwandelte sich dabei in ihre menschliche Gestalt zurück, was sie noch attraktiver werden ließ und dafür sorgte, daß Sparks besonders tief durchatmete. Zamorra ging auf Zeitlupe zurück.
    Er folgte der Wölfin, beziehungsweise ihrer Zeitspur, und Sparks schloß sich ihm an.
    Zamorra war gespannt, wohin die zurückverwandelte Wölfin floh…
    ***
    Elis Ellington wußte, daß er eigentlich hätte arbeiten müssen. Er bekam von der Times zwar ein Grundgehalt, das fiel aber so karg aus, daß er davon höchstens mit geringsten Ansprüchen in einem schottischen oder walisischen Hinterwald-Dorf hätte leben können, nicht aber in London, wo allein die Miete für seine Wohnung besagtes Grundgehalt fast überstieg und alljährlich um einen größeren Prozentsatz erhöht wurde, als sein Einkommen. In spätestens zehn Jahren würde er die recht zentral und günstig gelegene Zweizimmerwohnung aufgeben müssen, weil er sie sich dann nicht mehr leisten konnte. Schließlich mußte er ja auch noch seine Steuern bezahlen, Brot, Margarine, Marmelade und Tee kaufen - in eben dieser Reihenfolge der Wichtigkeit.
    Also wäre er gut beraten gewesen, an seiner nächsten Fotostory zu arbeiten, damit der Rubel rollte

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