0508 - Sparks hetzt den Werwolf
angefangen hatte. Sie hatte den Informationen vertraut, die man ihr gegeben hatte: Ein Mann, der nur zwei Schwächen besaß, mit denen er geködert werden konnte: hochwertigen Cognac und eine gepflegte Partie Schach.
Aber er war, verflixt, ein zu guter Spieler…
Und nun war alles schiefgelaufen, und der Öffentlichkeit aufgefallen war sie auch noch. Dabei konnte sie noch heilfroh sein, daß sie bei ihrem wilden, unüberlegten Ausweichsprung den Swimmingpool getroffen hatte, statt auf die Waschbetonplatten zu stürzen - oder auf die Spitzen der Sonnenschirmstangen…
Die Publicity gefiel ihr gar nicht. Sie wußte nur zu gut, wie abergläubisch Menschen auf Werwölfe reagierten. Sie sahen reißende, mörderische Bestien in ihnen. Was wußten sie denn schon von den wahren Problemen, die das Dasein als Mischwesen mit sich brachte?
Gay schüttelte den Kopf. Ihr Versuch, Hilfe zu bekommen, war fehlgeschlagen. Vielleicht war es am besten, wenn sie London verließ, vielleicht sogar das Land. Anderswo mochte es noch Menschen geben, die ihr helfen konnten, obgleich Geisterjäger Sparks natürlich die besten Beziehungen besaß. Andere potentielle Helfer mochten auch zu sehr der Schwarzen Magie verbunden sein, und das war nicht in Gays Interesse.
Noch war sie unschlüssig, welchen Weg sie einschlagen sollte. Nur eines stand fest: Ab jetzt mußte sie höllisch aufpassen…
***
»Wie willst du vorgehen, Chris?« erkundigte sich Zamorra. »Hast du schon Pläne geschmiedet? Ich nehme ja an, daß du die ganze Nacht über nicht nur wirre Träume gehegt und gepflegt hast, oder?«
»Ursprünglich hatte ich vor, mich mit Elis Ellington zusammenzutun«, entgegnete Sparks. »Der Reporter -ich glaube, ich hatte dir seinen Namen genannt.«
»In dem Werwolf-Mordserienartikel des Mirror wird er auch erwähnt«, warf Zamorra ein. »Glaubst du im Ernst, daß dieser Mann der richtige Partner für dich wäre?«
»Jetzt nicht mehr«, gestand Sparks. »Jetzt bist du ja hier. Aber immerhin muß er jemand sein, der im Gegensatz zur Polizei die Existenz solcher Wesen nicht grundsätzlich ablehnt.«
»Man kann auch über etwas berichten, das man ablehnt«, gab Zamorra zu bedenken. »Allerdings sollten wir uns diesen Ellington trotzdem warmhalten. Vielleicht brauchen wir einen heißen Draht zur Presse, falls es uns an den Kragen geht.«
»Die Feder ist mächtiger als das Schwert, und der Schreibcomputer mächtiger als die Werwolfklaue, wie?« Sparks seufzte.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich meine es etwas anders«, sagte er. »Ich muß mir im Laufe der Jahre einen Feind geschaffen haben, von dem ich annehme, daß er, allein um mich zu verwirren, einen falschen Namen angenommen hat. Odinsson nennt er sich. Ein Balder Odinsson war einmal mein Freund. Er opferte sein Leben im Kampf gegen die DYNASTIE DER EWIGEN. Dieser neue Odinsson versucht hingegen, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen, wo er nur kann. Er muß einen sehr heißen Draht zu Interpol und möglicherweise zu internationalen Geheimdiensten haben. Ein paarmal hatte ich schon seinetwegen, wie sich anschließend herausstellte, Schwierigkeiten mit nationalen Behörden, und er hat es vor ein paar Monaten in Schottland sogar fertiggebracht, einen Mörder wieder aus dem Gefängnis zu holen - einfach per Dienstanweisung.« [3]
»Wenn ich dich richtig verstehe, brauchst du den Reporter, beziehungsweise seine Zeitung, wenn dieser Odinsson dir wieder einmal in die Quere kommt?«
»Bingo.«
»Na schön. Ein guter Schachspieler ist er, seine Visitenkarte habe ich - nur von Cognac versteht er im Gegensatz zu dieser Werwölfin nichts. Sag mal, Professor, können wir nicht versuchen, ihre Spur mit deinem Amulett zu finden?«
»Du meinst, ich soll einen Blick in die Vergangenheit werfen?«
»Wie auch immer. Es wäre eine Chance, nicht wahr?«
Zamorra nickte. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, so schnell auf eine Spur des in der Zeitung erwähnten Monstrums zu gelangen. Daß ausgerechnet Sparks Kontakt zu der Bestie gehabt hatte, erleichterte die Suche, reduzierte den Radius zumindest auf einen überschaubaren Raum. Der Vorfall lag gerade mal etwas über einen halben Tag zurück, der psychisch-magische Energieaufwand bei der Zeitschau würde zwar stark sein, sich aber noch in kalkulierbaren Grenzen halten. Vom in der Zeitung beschriebenen Tatort aus wäre es fast schon unmöglich gewesen, die Spur des Ungeheuers zu verfolgen. Der erste Mord lag zeitlich zu weit zurück. Und was die
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